Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
Trotzdem ist ihr jetzt etwas zugestoßen, und ich habe den dumpfen Verdacht, dass dieses etwas oder besser dieser Jemand eben hier in Dunsahnta auf seine Chance gelauert hat.«
»Hier?«, fragte Brandark, »warum nicht irgendwo auf der Straße?«
»Wenn derjenige sie aus einem verschlossenen Raum holen und Rekah dabei fast umbringen konnte, ohne ein Geräusch zu machen, hätte er dasselbe auch leichter nachts auf einer einsamen Straße vollbringen können. Nein, irgendjemand hier muss sie verraten haben.«
»Aber wer?« Tothas klang hoffnungslos.
»Das weiß ich auch nicht so genau, aber ihr habt doch diesen schmierigen kleinen Wirt beobachtet, als er eben heraufgekommen ist?«
Bahzell sah seine Gefährten scharf an. Sie schüttelten den Kopf.
»Ich aber«, erwiderte er grimmig. »Er war schon leichenblass, bevor die Tür zu Bruch gegangen ist.«
»Du glaubst, er hat uns diesen Jemand auf den Hals gehetzt?« Brandarks Stimme klang drohend. Bahzell zuckte mit den Schultern.
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Jedenfalls vermute ich, dass er von Anfang an geahnt hat, was passiert war. Was bedeutet: Er muss zumindest irgendetwas gewusst haben.«
»Aha?« Brandarks Stimme wurde immer bösartiger, und Bahzell nickte.
»Allerdings aha «, sagte er und stand auf. Er zog sein Lederkoppel und den Schuppenpanzer an und griff mit ausdruckslosem Gesicht nach seinem Schwert. »Wenn dieser armselige Wicht auch nur das Geringste weiß, bekomme ich es aus ihm heraus, so oder so. Wenn ich damit fertig bin, wissen wir hoffentlich, wo wir suchen müssen.«
»Aber was unternehmen wir gegen Hexerei?«, erkundigte sich Tothas, und Brandark lächelte ihn an.
»Tothas, wir sind Hradani. Wir wissen, was Hexer anrichten können, aber keiner von uns hätte es bis nach Norfressa geschafft, wenn wir nicht ein oder zwei kleine Ticks auf Lager hätten.«
»Hexerei?«
»Keine Hexerei«, erwiderte Bahzell drohend, »aber auch ein Hexer dürfte ein wenig irritiert sein, wenn er einen halben Meter Stahl im Wanst hat. Und kein Hexer, ganz gleich wie viel Macht er hat, kann einen Hradani aufhalten, der sich der Blutrunst hingegeben hat. Es war ein großer Fehler, weißt du, als sie uns zu dem gemacht haben, was wir sind. Es gibt nur ein Mittel, uns aufzuhalten – nämlich: uns zu töten. Und ein Hradani, Tothas«, seine Augen glühten und seine Stimme war ganz leise, »lässt sich nur sehr, sehr schwer umbringen, wenn sich ein Hexer in Reichweite seines Schwertes befindet.«
22
I HRE KETTENHEMDEN klirrten leise und die Lederharnische knarrten, als Bahzell Brandark und Tothas nach unten führte. Der Schankraum war verlassen, es stank nach abgestandenem Bier und Rauch, und die beiden Bediensteten, die eigentlich die Spuren der letzten Nacht hätten wegräumen sollen, standen in einer Ecke beisammen und tuschelten.
Ihr leises Gespräch brach wie von einem Hackmesser zerschnitten ab, als das schwer gepanzerte und bis an die Zähne bewaffnete Trio auftauchte. Die Bediensteten warfen sich verstohlene, furchtsame Blicke zu, dann griff einer hastig nach seinem Besen und der andere räusperte sich, nahm ein schweres Tablett mit schmutzigen Humpen von einem Tisch und wollte rasch hinausgehen.
»Nicht so schnell, mein Junge«, grollte eine tiefe Stimme. Ein Arm wie ein Baumstamm blockierte seinen Weg. Bahzell lächelte, als der Bedienstete erstarrte und sich nervös die Lippen leckte.
»M... M... M’lord?«, stammelte er.
»Ich würde gern mit deinem Herrn reden. Wo kann ich ihn finden?«
»Ich wei… weiß es ni… nicht sicher, M’lord.«
»Weißt du nicht, hm?« Bahzell sah, wie der Mann die Schultern zusammenzog. »Ich möchte dich ja nicht einen Lügner schimpfen, also verrate mir einfach, was du vermutest, dann bin ich schon zufrieden.«
Der Bedienstete schluckte und warf seinem Gefährten einen gequälten Blick zu, aber der war so sehr in seine Aufgabe vertieft, den Boden zu fegen, dass er offenbar die ganze Welt um sich herum vergessen hatte.
Der Mann mit dem Tablett schaute zu Bahzell hoch. Der Hradani bedrohte ihn nicht, aber seine Augen waren eiskalt, und jemand mit seiner Größe bedurfte keiner dramatischen Gesten. Der Bedienstete schluckte wieder, dass sein Adamsapfel hüpfte, und sank in sich zusammen.
»In d… der Kü… Küche, M’lord.«
»Siehst du. Du hattest doch eine Ahnung, nicht wahr? Und ich bin sehr zufrieden.« Bahzell drehte sich zu Brandark herum. »Brandark, Freund, warum suchst du dir nicht einen
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