Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
bemerkte nicht, dass Bahzell ihn im Spiegel sehen konnte. Dann zog er die Tür mit seiner freien Hand weiter auf, damit er um sie herumtreten konnte. Als sie aufschwang, reagierte Bahzell. Sein langer Arm schoss, angetrieben von der gnadenlosen Kraft der Blutrunst, um die Tür herum, am erhobenen Schwert des Wachpostens vorbei, und seine gekrümmten Finger zuckten auf die Kehle des Mannes zu, als wollten sie sich wie eine aufgebrachte Würgeschlange um sie legen.
Der Wächter riss voller Panik die Augen auf, schnappte nach Luft, um einen Warnschrei auszustoßen, während er gleichzeitig zurückzuweichen versuchte. Aber die riesige Hand legte sich nicht um seinen Hals, sondern griff nach seiner Gurgel, packte sie zwischen dem Daumen und den gekrümmten Fingern, und der Schrei des Wachpostens erstarb in einem gequälten Röcheln, als Bahzell seine Hand ruckartig drehte und die Luftröhre des Mannes zerfetzte. Der Pferdedieb trat in den Flur und fing die Schwerthand des Mannes ab, als der einen verzweifelten Schlag gegen ihn führte.
Mit seiner freien Hand hämmerte er gegen Bahzells Brust, während der Griff des Hradani seine Schwerthand wie eine eiserne Handschelle umschloss. Der Wächter konnte nicht einmal die Finger öffnen, um das Schwert loszulassen, und Bahzell Bahnaksons kaltes, unbarmherziges Grinsen war das Letzte, was er
sah, während ihm die Augen aus den Höhlen traten und er an seiner zerstörten Luftröhre erstickte.
Bahzell hielt den Mann fest, bis er aufhörte zu zappeln, zog ihn in die Bibliothek und ließ ihn auf den dicken Teppich gleiten. Es zischte stählern, als er sein eigenes Schwert zog, und dann schlich er mit der tödlichen Lautlosigkeit einer hungrigen Raubkatze den Flur entlang.
Die geschnitzte Tür war verriegelt und Bahzell hob den Fuß. Er trat zu, und die Flügel der Tür flogen krachend auf, als ihr Schloss zersplitterte.
Bahzell hatte nicht die Schreie einer Frau gehört, sondern die eines Jungen. Er war vollkommen nackt, konnte kaum älter als zwölf Jahre sein und war auf einen steinernen Tisch gebunden. Blut strömte aus zahllosen Schnittwunden auf seiner Brust. Ein Mann in einem kostbaren Seidengewand sprang mit einem erschreckten Schritt zurück, als die Türflügel krachend aufflogen.
»Was bei Carnado …?«, fauchte er, während er zu dem Eindringling herumwirbelte, aber sein Fluch blieb ihm im Hals stecken, und er riss die Augen weit auf. Ungläubig starrte er Bahzell an, ließ dann die rasiermesserscharfe Ritualklinge fallen und machte eine kurze Handbewegung.
Etwas zerrte an Bahzell, drang tief in sein Gehirn ein, aber er fühlte den Schmerz kaum, und das unartikulierte Grollen eines jagenden Raubtieres vibrierte in seiner Kehle. Er stürmte durch die Tür und trat die Flügel hinter sich zu. Baron Dunsahnta erbleichte, weil sein Zwangzauber offenbar versagt hatte. Er spie auf Hoch-Kontovaranisch einen Satz hervor und beschwor mit einer Handbewegung den nächsten Zauber. Doch die Macht von Bahzells Blutrunst erfüllte den Raum. So etwas hatte der Baron noch nie erlebt, und er hätte sich in seinen wildesten Träumen gewiss auch nicht ausmalen können, was passierte, wenn sich die schreckliche Macht des Fluches der Hradani gegen ihn wendete. Nicht einmal ein voll ausgebildeter Hexer hätte ihrem Einschlag wirksam begegnen können, denn sie zuckte in wirren Kraftfeldern um Bahzell herum, und der Baron war kaum mehr als ein Zauberlehrling. Der Strahl seines Bannes, der eigentlich
Bahzell hätte treffen sollen, zuckte in einem blendenden Lichtblitz aus den Fingern des Barons durch die Luft, ohne auch nur das Geringste zu bewirken, und im nächsten Augenblick sauste das riesige Schwert auf ihn herunter.
Baron Dunsahnta kreischte, als die flache Seite der Klinge seinen linken Arm traf, die Knochen zersplitterte und ihn zu Boden schleuderte. Ein schwerer Stiefel hämmerte auf seinen rechten Ellbogen herunter, und der Mann schrie erneut gequält auf, kreischte jedoch sofort vor Entsetzen, als eine Hand seine Robe packte und ihn unsanft auf die Beine zerrte. Braune Augen, deren Blick härter wirkte als Stein und die kälter zu sein schienen als der Tod selbst, starrten ihn an, und er wand sich vor Schmerzen und Panik, als sich die Lippen unter diesen Augen zu einem grauenvollen Grinsen verzogen.
»Aye«, ließ sich eine Stimme vernehmen, die in jeder Hinsicht unmenschlich klang und dann kalt, ja, mit beinahe perverser Zärtlichkeit sagte: »Ich denke, es wird
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