Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
folgte.
Brandark hatte zwar gehört, wie schnell dieser Hradani-Stamm laufen konnte, aber er hatte es nicht für bare Münze genommen. Zum ersten Mal, seit er Navahk verlassen hatte, schien es Bahzell jetzt jedoch wirklich eilig zu haben, und er musste keine Rücksicht auf verletzte Frauen, Händlerkarren oder kranke
Leibgardisten nehmen. Brandark musste einräumen, dass diese Geschichten offenbar doch stimmten. Er spornte sein Pferd zum Trab an, doch schon nach wenigen Metern galoppierte er durch den Schlamm, dass es nur so spritzte, während ihm eine lange Reihe von Pferden und Maultieren an ihren Leinen folgten, bis er Bahzell schließlich einholte und sich wieder in einen schnellen Trab zurückfallen lassen konnte. Kein Wunder, dass die Infanterie von Hurgrum Navahks Kavallerie so überrannt hatte!
Bahzell blickte sich um und warf seinem Freund ein Grinsen zu, bevor er wieder vor sich auf den Pfad schaute und in den Sonnenaufgang lief, eine lange Reihe von Pferden und Maultieren im Schlepptau.
25
D ER EISKALTE WIND brannte wie Feuer auf Brandark Brandarksons Gesicht. Es war der sechste Abend ihrer Verfolgungsjagd, und selbst Tothas’ Pferd unter ihm wirkte müde, als die Sonne am westlichen Horizont versank. Die Nacht kroch unerbittlich heran, und die Schatten tauchten alles in ein tintiges Schwarz. Doch Bahzell lief unermüdlich weiter, wie ein ausdauernder Jagdhund. Brandark hüllte sich enger in seinen Mantel, weil ihn fröstelte.
Ihre Beute hielt tatsächlich ihren einmal eingeschlagenen Weg durch die Wildnis bei. Sie waren auch viel weiter nach Osten ausgewichen, als Brandark vermutet hatte, bevor sie endlich in südliche Richtung abgebogen waren, und auf ihrer gewundenen Route hatten sie Hügelkämme und offene Ebenen strikt vermieden. Die beiden Hradani holten auf, wie Bahzell vorhergesagt hatte, aber weit langsamer, als er gehofft hatte. Die Entführer legten ein scharfes Tempo vor, beinahe als vermuteten sie nicht nur, sondern als wüssten sie sogar, dass jemand sie verfolgte. Sie ritten auch nach Einbruch der Dunkelheit weiter, was von ihren Pferden zwar einen hohen Tribut forderte, aber bedeutete, dass sie wieder eine oder zwei Stunden gewannen, wenn die Dunkelheit Bahzell schon längst zwang, Halt zu machen.
Eine Bö fuhr unter Brandarks Umhang, und die Blutklinge schaute stirnrunzelnd zu den Wolken im Osten hinauf. Der unablässige Regen war schon schlimm genug, doch vor zwei Tagen hatte ein Sturm den Weg beinahe vollkommen zerstört. Wie Bahzell ihn dennoch hatte finden können, war Brandark vollkommen rätselhaft. Dieser Wind jedoch schmeckte nach Schnee. Eine Schneedecke würde jede Spur verdecken, selbst für die scharfen Augen des Pferdediebes und …
Bahzell hob die Hand. Brandark zügelte sein Pferd. Die anderen Tiere kamen dankbar hinter ihm zum Stehen und stießen schnaubend dichte Atemwolken aus. Selbst Zaranthas Maultier ließ den Kopf hängen und hatte jede Widerspenstigkeit aufgegeben. Brandark runzelte die Stirn, als Bahzell vom Pfad abwich und langsam zu einer Flanke des Hügels ging. Er stieg hinauf, hockte sich hin und untersuchte etwas, stand wieder auf, stemmte die Hände in die Hüften und drehte sich dann langsam um. Er blickte kurz nach Westen und spähte dann mehrere Minuten lang in die rasch einbrechende Dunkelheit nach Osten, während sein Umhang im Wind flatterte, bevor er den Kopf schüttelte und zu Brandark zurückkehrte.
»Was?« Brandarks Stimme klang nach dem langen Schweigen am Nachmittag ungewohnt laut in seinen Ohren, und Bahzell zuckte die Achseln.
»Dahinten ist eine Stelle, wo wir lagern können.« Er deutete mit dem Daumen über die Schulter, aber seine Stimme hatte einen merkwürdigen Unterton. »Ich habe eine Neuigkeit. Wir sind offenbar nicht die Einzigen, die diesen Kerlen folgen.«
»Nicht?« Brandark spitzte die Ohren und Bahzell nickte.
»Nein, aber ich kann nicht herausfinden, um wen es sich handeln könnte.«
Der Pferdedieb kratzte sich kurz am Kinn und marschierte dann wieder zu der Hügelflanke zurück. Brandark stieg ab und folgte ihm, während er Tothas’ Pferd hinter sich herzog. Zaranthas Muli spitzte ebenfalls die Ohren und schnaubte den anderen Tieren zu, als wollte es zeigen, dass sie da oben Halt machten. Bahzells Packpferd zögerte etwas, aber ein schmerzhafter Biss des Mulis trieb es voran, während Brandark seinem Freund zu einer Senke folgte, die ein jetzt vereister Gebirgsfluss in den Hang gegraben hatte. Ein paar buschige
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