Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
Bäume würden sie mit Feuerholz versorgen, und der Hang hielt den Ostwind ab. Die Quelle des Flusses sprudelte so kräftig aus dem Fels, dass sie nicht zugefroren war. Es war ein äußerst geeigneter Lagerplatz, aber Brandark legte unwillkürlich die Ohren an, als er sah, dass schon vor ihnen jemand die Asche eines kleinen Feuers verscharrt hatte.
Er wollte etwas sagen, verkniff es sich jedoch und legte Tothas’ Pferd Fußfesseln an. Danach holte er die Pflöcke aus der Satteltasche und rammte sie in den Boden. Bahzell fuhr mit der Stiefelspitze durch die Erde über der Feuerstelle, steckte seine bloße Hand in die Asche, stieß ein unwilliges Knurren aus, und stand auf. Brandark sah fragend hoch.
»Kalt«, erklärte der Pferdedieb knapp und sattelte die müden Tiere ab. »Es stammt mindestens von gestern Nacht.«
»Waren sie es?«
»Nein. Sie machen größere Lagerfeuer. Außerdem stand hier nur ein Pferd.«
»Nur eines?« Das musste Brandark erst einmal verdauen, während er die letzten Pflöcke in die Erde schlug. Bahzell nickte, als er das erste Pferd zu ihm führte.
»Nur eines! Und wer auch immer es sein mag – er hat einen sehr guten Blick für das Land, aye, und ein ausgezeichnetes Pferd.«
»Wieso bist du dir da so sicher?«
»Ich habe heute zweimal seine Spur gesehen, und das Tier hat einen großartigen Gang. Es wurde für lange Strecken gezüchtet, und hat außerdem Kriegseisen der Sothôii an den Hufen.«
»Sothôii?« Brandark sah scharf auf und Bahzell runzelte die Stirn.
»Aye. Was er so weit im Süden will, kann ich dir auch nicht sagen. Aber was auch immer es sein mag, der Kerl scheint an denselben Leuten brennend interessiert zu sein, denen wir folgen. Er liest die Spuren auch wie ein Sothôii, und ich wäre nicht überrascht, wenn er sich nicht bereits ziemlich genau denken kann, wohin sie wollen.«
»Wie kommst du darauf?«
»Weil er ihnen folgt wie die Kompassnadel dem Stahl.« Bahzell führte das zweite Pferd heran und blieb stehen, während er ihm nachdenklich auf die Schulter klopfte. »Er folgt nicht nur ihrer Spur, Brandark. Er ist von ihr abgebogen und ihr nicht einfach gefolgt, wie wir es getan haben. Vermutlich hat er mehr als
einen ihrer Haken abgekürzt, um Zeit gut zu machen. Entweder hat er einen teuflisch guten Riecher für die Route, die sie nehmen, oder er weiß genau, wohin sie wollen.«
»Woher sollte er das wissen? Und warum überhaupt sollte ihnen jemand folgen?«
»Da bin ich genauso überfragt wie du.« Die beiden Hradani schnallten in der windigen Dunkelheit die Packsättel von den Maultieren, aber Bahzell bewegte nachdenklich die Ohren. »Ich habe tatsächlich keine Ahnung, warum er ihnen folgt«, gab er schließlich zu. »Aber er verfolgt sie. Dessen bin ich mir sicher und genau das verwirrt mich. Sie sind höchstens noch einen Tagesritt vor uns, und diese Feuerstelle ist mindestens einen Tag alt. Warum folgt er ihnen in diesem Abstand statt sie einzuholen und zu tun, was er vorhat?«
»Vielleicht hat er sie ja längst eingeholt – und wir wissen es nur noch nicht«, spekulierte Brandark, während sie den Tieren Futter gaben. Doch Bahzell schüttelte den Kopf.
»Nein. Wenn er letzte Nacht hier gelagert hat, hätte er sie auch schon gestern einholen können. Warum wartet er?«
»Vielleicht will er es nicht allein mit zwanzig Männern aufnehmen.«
»Dafür spricht einiges«, stimmte Bahzell ihm zu. Aber er klang nicht sehr überzeugt. Brandark sah ihn fragend an und der Pferdedieb schnalzte mit der Zunge. »Dieser Kerl bewegt sich wie ein Sothôii, und wenn ich mich nicht sehr irre, reitet er auch ein Schlachtross der Sothôii. Wenn du einen berittenen Sothôii mit einem Bogen gegen die Leute hetzt, denen wir folgen …«
»Gegen zwanzig Männer?«, fragte Brandark skeptisch.
»Oder mehr.« Brandark blinzelte ungläubig, und Bahzell lächelte kalt. »Immer vorausgesetzt, unser Bursche ist tatsächlich ein Sothôii, dann dürfte diese Landschaft genau nach seinem Geschmack sein. Er würde über diese Mistkerle kommen, bevor sie es sich versehen, und in weniger als einer Minute ein Dutzend von ihnen aus dem Sattel holen. Dann würde er abschwenken, und sein Pferd könnte die ihren dreimal zuschanden reiten, wenn sie versuchten, ihm zu folgen. Er würde zwei oder drei vorbeireiten
lassen und sie in aller Ruhe in Stücke schießen. Und sie könnten nicht das Geringste dagegen unternehmen.«
»Nicht einmal, wenn ihnen die Hexer helfen?«
»Das ist
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