Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
als du. Sicher, er ist ein guter Mensch, und ich schätze ihn sehr, aber ihm fehlt etwas, das du hast.« Bahzell zuckte ungläubig mit den Ohren, und der Kriegsgott lächelte gequält. »Glaubst du wirklich, dass Tothas so mit mir reden würde, Bahzell? Bei den Mächten des Lichts, ich habe seit einem Jahrtausend keinen so bockigen Sterblichen mehr getroffen wie dich! Du ignorierst meine Träume, zwingst
mich, auf Einfaltspinsel zurückzugreifen wie diesen hochmütigen Trottel in Derm, und wagst es sogar, dich mit meiner Schwester von Angesicht zu Angesicht anzulegen! Bekommst du es immer noch nicht in deinen dicken Schädel, dass es gerade diese Sturheit ist, deine Weigerung, etwas anderes zu tun, als das, was du für richtig hältst, die dich so bedeutend für uns macht?«
»Das weiß ich nicht, woher wohl auch?«, schoss Bahzell zurück. »Aber ist es nur der Wert eines Menschen, der darüber entscheidet, ob er der Hilfe würdig ist? Tothas ist vielleicht weniger starrköpfig als ich, aber das macht ihn kein bisschen weniger wertvoll!«
»Nein, das tut es auch nicht. Nur hat mich Tothas auch niemals um Genesung gebeten.« Bahzell sah den Gott ungläubig an und Tomanâk legte den Kopf schief. »Ich könnte allerdings auch nur wenig für ihn tun, wenn er mich bitten würde«, gab er zu. »Ebenso wenig kann ich den kleinen Finger krümmen und Zarantha nach Hause in ihr sicheres Bett bringen. Ich habe dir bereits erklärt, warum ich nicht riskieren kann, mich direkt einzumischen, und es hätte einer sehr starken Einmischung bedurft, um Tothas vor dem ersten Anschlag der Wolfsbrüder zu retten. Aus denselben Gründen kann ich dieses Attentat auch nicht ungeschehen machen. Keiner von den Göttern – weder die des Lichts noch die der Dunkelheit – wird es wagen, an der Vergangenheit herumzupfuschen. Du hast keine Vorstellung von den möglichen Konsequenzen, wenn wir das täten, aber wenn du ein bisschen nachdenkst, sollte es dir auch so klar sein.«
Er erwiderte Bahzells Blick, bis der Hradani schließlich nickte, und sprach dann weiter.
»Tothas ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, ein kleines, vielleicht, nach den Maßstäben des Universums, aber dennoch ein gutes, ein Beispiel, wie Sterbliche etwas erreichen können, was selbst Götter nicht vollbringen. Zarantha hat alle Heilmittel an ihm angewandt, über die Sterbliche verfügen. Ohne ihre Heilgabe hätte sie ihn nicht retten können, doch ihre Mühe sowie eure gemeinsamen Anstrengungen haben es schließlich vollbracht. Sie hat die Wirkung des Giftes gestoppt und den Heilprozess
eingeleitet. Und als du Tothas gezwungen hast, in Dunsahnta zu bleiben, hast du ihm die Zeit und die Ruhe gewährt, die er zur völligen Genesung braucht. Mich dagegen hat Tothas nur um die Dinge gebeten, die er deinen Worten zufolge ja längst besitzt: das Herz und den Mut, alles zu ertragen, was nötig ist, um den Eid zu erfüllen, den er seiner Herrin geschworen hat.«
»Aber du hättest mehr tun können, ob er nun darum gebeten hat oder nicht!« Bahzell schrie fast, da ihn ein unvermittelter, schrecklicher Ärger übermannte. Tomanâk seufzte.
»Das hätte ich auch, und hätte er sich an einen meiner Paladine gewandt, hätte ich das vielleicht sogar vermocht. Ich kann heilen, durch meine Priester oder meine Paladine. Letztere sind meine Klingen in der Welt der Sterblichen, meine Priesterschaft dagegen ist kleiner als die der meisten anderen Götter. Ich möchte dich auch gleich im Voraus warnen, Bahzell: Nur wenige meiner Paladine sterben im Bett. Ich kann sie stärken und ihnen helfen, aber sie sind für die Schlacht geschaffen. Und Krieger fallen im Kampf.«
»Das also willst du von mir«, meinte Bahzell verbittert. »Du willst mich zu einem deiner Paladine machen. Wäre Tothas dann meine Belohnung? Seine Gesundheit gegen meinen Dienst?«
»Nein.« Tomanâk klang strenger als je. »Wärst du mein Paladin bereits gewesen, ja, dann hättest du ihn vielleicht heilen können. Aber ich erkaufe mir die Dienste der Sterblichen nicht! Wenn du mir folgst, dann nur, weil du das für das richtig hältst, nicht weil du dir oder anderen etwas dafür erkaufen kannst. Die Dunklen Götter mögen bestechen und korrumpieren. Die einzige Belohnung, die ich dir biete, ist das Wissen, dass du dich für das Handeln entschieden hast, das du für richtig hältst!«
Der Zorn in der gewaltigen Stimme hätte Bahzell auf der Stelle zermalmen können, aber er war nicht gegen ihn gerichtet. Er
Weitere Kostenlose Bücher