Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
Pacht ebenfalls gestohlen. Niemand hätte ihnen das Gegenteil beweisen können, und es gab nur wenig Bauern, die ihren Oberen nicht liebend gern die ihnen zustehenden Einnahmen vorenthielten.
»Du willst sagen, sie haben die Pacht nicht genommen?«
»Nein, Mylord, genau das will ich sagen. Sie wussten nicht, dass wir sie hatten, und wir wären Euch sehr dankbar, wenn Ihr sie mitnehmt, sobald Ihr weiterreitet. Es ist zwar nicht viel für die Familie von Mylord Yithar, aber wir sind sehr traurig, dass wir nichts tun konnten, um ihn zu retten. Mylord Yithar konnte zwar ein bisschen … verstimmt sein, wenn die Zahlungen nicht pünktlich kamen, bei allem Respekt, aber wenn Ihr dafür sorgen würdet, dass die Familie die Pacht bekommt, die wir ihm schulden …?«
Der Dorfälteste verstummte, und Rathan wandte sich brüsk von dem Dorf ab und schaute auf die zahlreichen Spuren, die das schlammige Feld aufgewühlt hatten, auf dem sein teurer Kusin gefallen war. Er hatte natürlich keine Ahnung, dass die Dorfbewohner diese Spuren unter Bahzells Anleitung selbst gemacht hatten.
Sein Blick richtete sich wieder auf Malith. Seine Miene machte weiterhin einen hochmütigen Eindruck, aber in sein Lächeln mischte sich die Anerkennung eines Herren für die Klugheit seines dressierten Hundes.
»Sicherlich, Ältester Malith. Gib die Pacht meinem Verwalter, er zählt sie und gibt dir eine Quittung. Ich sorge persönlich dafür, dass die Familie von Lord Yithar sie erhält. Und«, sein Lächeln verschwand hinter seiner finsteren Miene, als er wieder die Spuren musterte, die nach Süden führten, »auch all das andere Geld, das sie geraubt haben, nachdem wir diese Halunken erwischten!«
Er blieb noch einen Moment stehen und starrte in das Zwielicht, dann holte er tief Luft und winkte seinen Stellvertreter heran.
»Hol Tregar her, Halith. Er soll sich um die Pacht dieser Fronbauern kümmern!« befahl er knapp. »Schau ihm auf die Finger, wenn er es zählt. Die Männer sollen sich zum Abrücken bereit machen.«
»Jetzt gleich, Herr?«, fragte Halith.
»Morgen früh, Idiot!«, schnarrte Rathan. »Wir brauchen Licht, um ihre Spuren zu lesen. Aber schick sofort ein paar Kuriere los, damit sie die Grenzposten alarmieren. Diese Mistkerle versuchen vielleicht, nach Norden zu fliehen. Und für den Fall, dass sie es nicht tun, sollen bei Tagesanbruch Patrouillen nach Süden ausschwärmen. Wir werden diesen Abschaum lehren, was es bedeutet, einen Roten Lord zu ermorden!«
»Jawohl, Herr!«, bellte sein Untergebener und eilte im Laufschritt zu den Männern zurück, während sich Rathan erneut Malith zuwandte.
»Soweit ich sehe, konnten deine Leute nicht viel tun«, räumte
er ein. »Ihr habt eure Sache gut gemacht, als ihr die Pacht schütztet, die ihr Lord Yithar schuldet. Ich werde das in meinem Bericht erwähnen.«
»Danke, Mylord.« Malith verbeugte sich beflissen und knetete noch immer seine Mütze.
»Wir werden hier campieren, bevor wir sie morgen früh verfolgen«, fuhr Rathan fort. »Wir brauchen Futter für die Pferde, und eure Weiber sollen ein Abendessen für meine Männer zubereiten.«
»Sofort, Mylord.«
»Gut.« Rathan drehte sich ohne ein weiteres Wort um und schritt davon, weshalb ihm die alles andere als unterwürfige Befriedigung in den klugen, alten Augen Maliths entging. In die sich allerdings auch Sorge um die Wohltäter des Dorfes mischte.
Bahzell und Brandark saßen auf ihren Schlafdecken im Lager und aßen, als sich das Zwielicht herabsenkte. Auf ein Lagerfeuer hatten sie verzichtet. Sie waren eine Nacht und einen Tag lang scharf gereist, und es schien unwahrscheinlich, dass sie schon jemand verfolgte. Dennoch war es überflüssig, sorglos zu werden und ein weithin sichtbares Feuer zu entzünden.
Brandark lehnte sich zurück und schlug leise Akkorde auf seiner Balalaika an. »Wie bald werden sie uns wohl verfolgen?«
Bahzell zog seine Stiefel aus und wackelte erleichtert mit den Zehen. »Ich habe keine Ahnung, aber wenn Malith Recht behält und dieser Yithar bald vermisst wird, dürften sie spätestens morgen früh auf unserer Fährte sein.«
Er zog die gegerbte Lederrolle heraus, die ihm Malith überlassen hatte, und entrollte sie. Er stellte seine Füße darauf, beugte sich vor, ritzte mit einem kleinen Messer die Umrisse seiner Füße ein und schnitt dann das Leder aus, um damit die Innensohlen seiner ausgetretenen Stiefel zu polstern.
»Du nimmst das ziemlich gelassen, das muss ich schon sagen«,
Weitere Kostenlose Bücher