Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
abstreiten, dass ich gern die Antwort darauf wüsste, aber es ist nur eine meiner Fragen. Was zum Beispiel kann man gegen die Machenschaften der alten Dämonenbrut in Navahk unternehmen?«
»Eines zurzeit, Bahzell. Eines zurzeit. Meine Paladine sind nur Sterbliche, und ich erwarte, dass sie das nicht vergessen.«
»Sehr beruhigend!« Bahzell lachte leise.
»Schön, dass du es einsiehst. Zuerst das Schwert. Du hast recht gehandelt, es nicht zurückzulassen. Es hat seinen eigentlichen Zweck zwar verfehlt, aber das macht es in gewisser Weise nur umso gefährlicher. Es ist als Tor geschmiedet worden, Bahzell, ein Übergang zu Sharnâs Reich, damit er dich durch Harnak selbst besiegen konnte.« Bahzell schluckte, aber der Gott fuhr ruhig fort. »Damit ist er ein selbst für ihn unübliches Risiko eingegangen, und als du und ich ihn besiegt haben, hat es die Dunklen Götter mehr Macht über diese Welt gekostet, als du ahnen kannst. Ich bin sicher, dass ihm seine Kollegen einiges zu sagen haben, aber trotz seines Scheiterns bei dieser Gelegenheit bleibt das Schwert ein Tor, das auf ihn eingestimmt ist. Ein Pfad,
der zu jedem Unglücklichen führt, der es aufhebt. Es gibt einige Möglichkeiten, so etwas Mächtiges zu neutralisieren, ohne es zu zerstören, denn das würde seine Kraft bedauerlicherweise mit einem Schlag befreien und jeden vernichten, der es zerstört. Unter diesen Umständen wäre es das Klügste, es im Meer zu versenken. An einer möglichst tiefen Stelle, wo mein Bruder Korthrala es sicher verwahren kann.«
»Im Meer? Wie soll ich dorthin kommen, da doch alle Häfen für mich geschlossen sind?«
»Das obliegt ganz dir, Bahzell. Ich bin sicher, dass du dir etwas Passendes ausdenkst.«
Der Pferdedieb knurrte leise, aber es klang nicht so griesgrämig wie sonst, und er fühlte Tomanâks Belustigung.
»Das Thema Navahk«, fuhr der Gott nach einem Lidschlag fort, »heben wir uns für später auf. Dort sind andere Kräfte am Werk, und ich erwarte nicht von dir, dass du dich ganz allein mit allen Problemen Norfressas auf einmal herumschlägst. Aber benachrichtige deinen Vater, damit er seine Verbündeten alarmiert. Die Dunklen Götter arbeiten am liebsten im Finsteren. Zieht man sie an Licht, ist die Schlacht schon halb gewonnen. In der Zwischenzeit gibt es genug Probleme, mit denen ihr – Brandark und du – fertig werden müsst. Versuch nur, Brandark und dich heil und gesund aus dieser Lage zu befreien, Bahzell. Brandark ist ein besonderer Liebling meiner Schwester, und ich selbst habe mir bereits eine Menge Mühe mit dir gegeben.«
Bahzell wollte etwas erwidern, aber die plötzliche Stille in seinem Kopf sagte ihm, dass Tomanâk fort war.
»Tja«, murmelte er leise, schaute auf Brandarks entspanntes Gesicht hinunter und lauschte den regelmäßigen, ruhigen Atemzügen des Schlafenden, »wenn das nichts ist!«
38
D ER SCHARF PEITSCHENDE WIND fegte aus südlicher Richtung und trug ein tiefes, rhythmisches Rauschen sowie das hohe, schrille Kreischen der Möwen an ihre Ohren. Die Welt strömte über vor Kraft und Leben und Bahzells Haut prickelte erwartungsvoll, als er durch das hüfthohe Gras stapfte, den tiefen, lockeren Sand eines Dünenkamms überquerte und endlich das Meer sah.
Bei diesem Anblick blieb er reglos stehen. Ergriffen starrte er auf das endlose, von weißem Schaum gekrönte, endlose Blau. Die salzige Luft brannte in seinen Lungen. Die Brandung warf sich unermüdlich an den bräunlichen Strand und ließ eine Schaumschicht zurück, wenn sie neuen Atem holte. Sein Zopf peitschte ihm um den Kopf wie der Schwanz eines Kinderdrachens, während der Odem des Ozeans an seiner verschlissenen Kleidung zerrte und zupfte.
Er hatte sich diesen Augenblick nicht so recht vorstellen können, und jetzt packte ihn eine tiefe, unaussprechliche Sehnsucht. Er wusste nicht, was er so plötzlich begehrte, aber er fühlte, wie ihn etwas rief, unter dem Sog des Wassers und den schrillen Schreien der Seevögel, und die Schläge seines Herzens schienen diesem Ruf zu antworten.
»Bei Phrobus!«, ließ sich eine sonore Stimme leise neben ihm vernehmen, die in dem Rauschen um sie herum beinahe unterging. »Es ist verdammt groß, hab ich Recht?«
»Aye, das ist es«, erwiderte Bahzell leise und drehte sich um.
Brandark saß ungewohnt linkisch auf seinem Pferd und schaute staunend auf das Meer hinaus. Sein bandagiertes rechtes Bein bereitete ihm nach wie vor große Schmerzen, und er konnte nur
unbeholfen humpeln,
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