Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwur

Der Schwur

Titel: Der Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
Vom Netzwerk:
hier: Gnome und Trolle, Wolfsmenschen, Einhörner, das Kleine Volk, die vierarmigen Mayakó und noch viele mehr. Mit den anderen seltsamen Namen konnte Sonja nichts anfangen. Windläufer, Steppenjäger … vielleicht waren es doch Elfen und Zwerge?
    Und hoffentlich ging es Melanie und Darian gut. Sie versuchte, nachzurechnen – wie lange war es her, dass sie über die Nebelbrücke geritten war? Schon drei Tage? Nein, es war erst die zweite Nacht … schon die zweite Nacht. Sie musste Melanie und Darian finden!
    Ein Holzscheit knackte und verrutschte im Feuer und sie fuhr hoch. Hatte sie etwa doch geschlafen? Ganna stand neben ihrem Lager und schaute auf sie herunter. Ihr Gesicht lag im Schatten. »Es ist Zeit«, sagte sie leise. »Der Morgen dämmert. Bei Sonnenaufgang müsst ihr in den Bergen sein, damit euch die Soldaten nicht entdecken.«
    Sonja nickte und setzte sich auf, obwohl sie am liebsten noch stundenlang weitergeschlafen hätte. Sie zog sich an, wusch sich Gesicht und Hände mit Wasser, das Ganna am Feuer erwärmt hatte, und nahm sich wieder vor, mindestens eine Stunde lang die Zähne zu putzen, sobald sie wieder nach Hause kam. Elri und Lorin kamen herein, und Ganna gab ihnen heißen Tee, Brot und einen scharfen, würzigen Käse als Frühstück. Sonja brachte kaum einen Bissen herunter, aber die beiden anderen schienen kein bisschen aufgeregt zu sein.
    Dann kam der Aufbruch. Für Elri und Lorin hatte Ganna zwei Pferde gefunden. Es waren zwei braune Steppenponys mit dickem Winterfell, die lebhaft, intelligent und freundlich aussahen. Die Schlafrollen und Vorratsbeutel auf ihren Rücken schienen sie nicht zu stören.
    Nachtfrost trug keine Vorräte und nicht einmal eine Decke. Mit hocherhobenem Kopf stand er im Schnee, Mähne und Schweif glänzten silbrigweiß. Einige Leute bestaunten ihn aus ehrfürchtiger Entfernung. Als er Sonja sah, setzte er sich in Bewegung und trabte auf sie zu. Gleich darauf saß sie auf seinem Rücken und Ganna schaute zu ihr hoch. »Viel Glück, Yeriye Sonja. Möge die Göttin mit dir sein.«
    »Mit dir auch«, gab Sonja leise zurück. Der Abschied fiel ihr schwer – obwohl sie Ganna eigentlich gar nicht gut kannte. Aber so eine Großmutter hatte sie sich immer gewünscht.
    Ganna lächelte ihr noch einmal zu, streichelte dann Nachtfrosts Hals und sagte ein paar Worte zu ihm, die Sonja nicht verstehen konnte. Er spitzte die Ohren und senkte den Kopf. Falls er eine Antwort gab, bekam Sonja nichts davon mit.
    Dann trat die alte Frau zu Elri und Lorin. »Geht mit dem Segen der Göttin, Kinder. Lebt wohl.«
    »Leb wohl«, sagte Lorin; Elri nickte nur und sie schwangen sich auf die Pferde.
    Ganna trat einen Schritt zurück. Nachtfrost warf den Kopf hoch und wieherte. Dann drehte er sich um und spannte sich. Sonja kannte diese Bewegung schon und suchte hastig einen festen Halt in der Mähne. Aus dem Stand galoppierte Nachtfrost los und die beiden anderen folgten ihm. Sonja hörte Elri lachen; ihr schien dieser abrupte Aufbruchzu gefallen. Sie jagten durch das Tor im Zaun und wandten sich nach links, über die verschneite, dunkle Ebene den Bergen und der aufgehenden Sonne entgegen.

H
änsel und Gretel
    Melanie träumte.
    Um sie herum war Wald. Ein Wald aus Pilzen, die aber trotzdem Zweige hatten, wenn sie nach oben schaute. Der Wald gefiel ihr nicht. Sie spürte, dass irgendwo darin etwas Böses lauerte. Sie lief einen Weg entlang und stand plötzlich am Waldhof. Links war das graue Haus des Besitzers, rechts die Ställe. Von der kleinen Weide her hörte sie ein Wiehern.
    »Bjarni!«, rief sie glücklich und lief los. Bjarni, der windfarbene Isländer, galoppierte über die Weide auf sie zu. Alles war wieder gut! Sie hatte doch gewusst, dass diese ganze dumme Verkaufsgeschichte nur ein ekelhafter Albtraum gewesen war! Bjarni hielt vor ihr an, stupste sie mit dem Maul an und warf den Kopf hoch. Er roch nach Pilzen, aber das störte sie nicht. Sie gab ihm ein paar Möhren zu fressen und schwang sich dann auf seinen Rücken. Bjarni trabte los und sie drückte die Beine fester an. Er fiel in Galopp. Sollte Sonja doch sehen, wo sie blieb mit ihrem blöden Einhorn! Wer brauchte sie schon? Melanie hatte ein Pferd, das mindestens ebenso schön war. Sie beugte sich tiefer über seinen Hals und trieb ihn an. Wie der Wind jagte er über die Weide, die kein Ende mehr hatte.
    Dann stand sie plötzlich allein im Gras. War sie gefallen? Sie wusste es nicht. Bjarni stand in einiger Entfernung und

Weitere Kostenlose Bücher