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Der Schwur

Der Schwur

Titel: Der Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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setzte leise hinzu: »Er ist ein sehr tapferer Junge. Er wird einmal ein guter Herrscher sein … wenn er überlebt. Er hat das Einzige getan, was er tun konnte, und ist der Gefahr direkt in den Rachen gesprungen.«
    Sonja erschauerte. »Aber … was können wir denn dann jetzt tun? Was ist das für eine Gefahr?«
    »Ich bin nicht ganz sicher«, sagte Ganna. »Ich sehe immer nur den Anfang, Asarié das Ende. Nur Veleria kann alles überblicken.«
    Sonja hielt den Atem an. »Du und Veleria … ihr seid auch Brückenwächterinnen? Wie Asarié?«
    »Ich ja. Veleria nicht. Sie ist nicht wie wir an den Zauber gebunden. Aber …« Sie seufzte tief. »Es gibt noch mehr als den Anfang und das Ende. Es gibt die vielen, vielen Wege dazwischen, die durch Licht oder Dunkelheit führen. Niemand kann sie überschauen, aber es gibt … Beobachter. Ich fürchte … ja, ich fürchte, du musst zu den Weißen Schwestern gehen.«
    »Die Weißen Schwestern?«, wiederholte Sonja verwirrt. »Wer ist denn das?«
    »Sie sind Brückenwächterinnen wie Asarié und ich. Ich wache über den Anfang der Brücke, Asarié über das Ende. Die Weißen Schwestern heißen Isarde und Idore. Sie wachen über diejenigen, die nicht daran gehindert werden konnten, die Brücke zu betreten.«
    »Heißt das … sie wissen, wo Melanie und Darian sind?«
    »Ja, eigentlich müssten sie es wissen.« Ganna klang so wenig begeistert, dass Sonja misstrauisch wurde.
    »Du willst aber nicht, dass ich zu ihnen gehe, oder? Sind sie … sind sie böse?«
    »Böse?«, wiederholte Ganna langsam. »Ich weiß es nicht. Aber sie sind mit der Zeit seltsam geworden. Sie haben zu lange über zu viele Möglichkeiten nachgedacht. Mir wäre wohler, wenn du nichts mit ihnen zu tun hättest.«
    Eins der Birjaks trottete an ihnen vorbei, ein fellbewachsener Berg mit meterlangen Hörnern und dem Rücken voll Schnee. Ein paar Klumpen Schnee fielen herab und Ganna zog Sonja einen Schritt zurück.
    Sonja dachte nach. Sie hatte keine Lust, Leute zu besuchen, die Ganna nicht geheuer waren. »Warum kann ich nicht einfach nach Hause reiten und Asarié fragen?«
    Die alte Frau schüttelte den Kopf. »Asarié weiß es nicht. Sie kann nur ihre Seite der Nebelbrücke sehen, mehr nicht.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Es ist ein Gesetz der Magie, an das sie gebunden ist.«
    »Ich versteh’s trotzdem nicht.«
    »Stell dir einen Torwächter vor«, sagte Ganna. »Er steht mit dem Rücken zum Tor und kann jeden sehen, der auf ihn zukommt. Was hinter seinem Rücken und hinter dem Tor vorgeht, sieht er nicht. So ist es für Asarié; der Nebel ist für sie wie ein geschlossenes Tor.«
    »Hm«, machte Sonja. »Und diese anderen beiden stehen sozusagen hinter dem Tor? Und du auf der anderen Seite?«
    »Richtig.«
    Sonja dachte darüber nach. »Aber das ist doch komisch. Die Nebelbrücke beginnt weit weg von hier im Süden und führt über das Versunkene Land. Wie kannst du ein Tor bewachen, wenn du ständig herumziehst, und wie können diese Isarde und Idore darauf aufpassen, wenn sie mindestens ebenso weit weg im Osten wohnen?«
    »Das liegt daran, dass die Nebelbrücke kein Ort ist«, sagte Ganna. »Sie ist keine Straße und auch keine Brücke, sie wird nur so genannt, weil es der einfachste Name ist. Es ist sehr wichtig, dass du das verstehst. Die Nebelbrücke ist ein mächtiger Zauber. Er kann an allen Orten der Welt zugleich sein. Überall, wo ein Einhorn und etwas Nebel ist, kann er bewirkt werden. Die Nebelbrücke beginnt nicht in Duntalye und endet nicht dort, wo Asarié wohnt. Sie beginnt und endet dort, wo ein Einhorn ist. Deshalb kann niemand sie ohne die Hilfe eines Einhorns überqueren, weil es sie ohne das Einhorn nicht gibt. Melanie und Darian sind nicht in einen Abgrund gestürzt, sondern sie haben den Bannkreis des Einhorns verlassen und wurden von dem Zauber an irgendeinen Ort auf irgendeiner Weltversetzt. Wo dieser Ort ist, können dir nur Isarde und Idore sagen. Vielleicht haben sie ihn sogar selbst ausgesucht.«
    »Wo finde ich sie denn?«
    »Als ich zuletzt von ihnen hörte, lebten sie am Stürzenden Fluss. Erinnerst du dich an den Fluss, der durch den Kristallwald nach Süden fließt? Dort hast du mit Elri und Lorin eine Furt überquert …«
    Sonja erinnerte sich nur zu gut. Mitten im Fluss waren sie angegriffen worden; der Spürer hatte seinen Leuten befohlen, mit Pfeilen auf sie zu schießen. Elri und Lorin hatten nur überlebt, weil Nachtfrost sie gerettet hatte.
    »Dieser Fluss

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