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Der Schwur

Der Schwur

Titel: Der Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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Sirinkim aussah. Sonja spürte, wie Elri sich hinter ihr spannte und dann nur tief seufzte.
    »Ist das Lorins Sirinkim?«, wisperte sie.
    »Ich glaube, ja«, flüsterte Elri zurück. »Sie haben es wohl aus dem Fluss geholt ... naja. Besser die Tesca als irgendwelche Aasfresser. Es könnte aber auch meins sein.«
    »Aber sind die Sirinkim nicht auch ... intelligent? Ich meine, wie die Birjaks?«
    »Nein, nein! Glaubst du etwa, die Tesca würden sie dann fressen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Sonja unglücklich. »Woher soll ich es wissen?«
    Elri und Lorin schwiegen und dann legte Lorin ihr wieder die Hand auf die Schulter. »Das ist alles neu für dich. Hab keine Angst.«
    Sonja verzog das Gesicht und war froh, dass die beiden es nicht sehen konnten.
    Veleria trat auf die Lichtung hinaus. Die Menschen blickten auf, die Wölfe dagegen wandten kaum die Köpfe. Sie hatten wahrscheinlich schon lange gewittert, dass die Fremden kamen. Zwei von ihnen standen jedoch auf und tappten den Neuankömmlingen entgegen. Veleria streichelte ihre Köpfe, und sie begleiteten sie zum Feuer. Dorthielt Nachtfrost an. Veleria wandte sich an Sonja, Elri und Lorin und sagte: »Seid willkommen am Feuer der Tesca. Der Spürer ist euch nicht gefolgt; mit nur zwanzig Männern wagt er es nicht, den Fluss zu überqueren. Aber morgen wird er kommen.«
    »Morgen schon?«, fragte Elri erschrocken. »Aber ich war sicher, dass er frühestens nächste Woche zurück sein kann!«
    »Er hat seine Verstärkung schon im Kristallwald aufgezogen«, sagte Veleria. »Ruht euch jetzt aus und esst mit uns. Danach ist genug Zeit zum Reden.«
    Die drei stiegen ab, und Sonja merkte erst jetzt, wie steif sie war. Jeder Knochen tat ihr weh. Kein Wunder; sie war seit dem frühen Morgen ununterbrochen geritten. Der harte, nackte Boden kam ihr sehr unbequem vor, aber Veleria, Elri und Lorin setzten sich einfach im Schneidersitz hin, und so tat sie das Gleiche. Vermutlich konnte sie von einem Stamm Wolfsmenschen nicht erwarten, dass sie weiche Kissen mit sich herumschleppten.
    Eine junge Frau schnitt mit einem gefährlich aussehenden Messer große Stücke von dem Braten ab und legte sie auf noch größere, feste Blätter, die sie den Gästen dann servierte. Sonja traute sich nicht, nach Messer und Gabel zu fragen. Sie schaute lieber zu, wie Elri und Lorin kleinere Stücke abrissen und in den Mund steckten, und versuchte es dann auch, wobei sie sich ordentlich mit Bratensaft bekleckerte. Das Fleisch war recht mager und schmeckte erstaunlich zart, und sie erinnerte sich, dass sie außer Lorins Wildbeerenkuchen heute überhaupt nichts gegessen hatte. Heißhungrig schlang sie alles in sich hinein. Das sollte ihre Mutter mal sehen – zu Hause aß Sonja nämlich grundsätzlich kein Fleisch, weil sie das Fett darannicht mochte. Aber hier war es ihr völlig egal. Elri und Lorin aßen mit dem gleichen Appetit.
    Die junge Frau brachte ihr einen Holzbecher mit Wasser und ein zweites Stück Fleisch – und dann verwandelte sie sich vor Sonjas Augen in einen schwarzen Wolf und trabte davon.
    Vor Schreck ließ Sonja ihr Fleisch fallen und es landete in ihrem Schoß.
    Veleria hatte während des Essens nichts gesagt, aber jetzt lachte sie über Sonjas erschrockenes Gesicht. »Ah, der Taithar hat mir schon erzählt, dass du uns für Ungeheuer hältst. In deiner Welt gibt es wohl keine Gestaltwandler?«
    Sonja wurde rot und schüttelte den Kopf, während sie ihr Hemd abzuwischen versuchte. »Nur in Geschichten. Nachtfrost hat ... mit dir gesprochen?«
    Die alte Frau nickte lächelnd, und Sonja versuchte, einen Anflug von Eifersucht zu unterdrücken. All diese Leute wussten so viel mehr über Nachtfrost als sie! Er hatte sie ausgesucht, ihm zu helfen – aber wusste sie denn, ob er sie nicht einfach verlassen würde, sobald sie ihre Aufgabe erledigt hatte?
    Nachtfrost hatte bisher friedlich in der Nähe gegrast. Jetzt hob er den Kopf und schaute zu Sonja hin. Und dann, als hätte er ihre Gedanken gehört, setzte er sich in Bewegung und kam auf sie zu. Er senkte den Kopf und berührte mit dem Maul ganz sanft ihre Schulter, und so blieb er still stehen. Unwillkürlich schossen ihr Tränen in die Augen – wie hatte sie nur an ihm zweifeln können? Sie drehte sich zu ihm um und streichelte den großen Pferdekopf.
    Veleria, Elri und Lorin schauten schweigend zu. Endlich sagte Veleria: »Du hast großes Glück, Yeriye Sonja.«
    Sonja nickte nur stumm.
    Die alte Frau warf ihr Blatt ins Feuer,

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