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Der Schwur

Der Schwur

Titel: Der Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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wollte nicht im Waldhof herumsitzen und darauf warten, dass du zurückkommst, weil du vielleicht überhaupt nicht zurückkommen würdest. Er hat sie erst besiegt und ihnen dann versprochen, ihnen irgendwelche magischen Tricks beizubringen. Und dann war er weg. Einfach so.«
    »Genau wie Nachtfrost«, sagte Sonja leise und musste gleich wieder gegen die Tränen ankämpfen.
    »Und wie du«, sagte Philipp. »Wir haben behauptet, du hättest von Sonntag auf Montag bei Melanie übernachtet. Und du hast unglaubliches Glück, es gab nämlich schon wieder einen größeren Notfall in der Klinik, und Mama und Papa sind erst gestern Nacht nach Hause gekommen und heute ganz früh wieder gefahren. Sie haben gar nicht gemerkt, dass du zwei Tage und Nächte nicht zu Hause warst, aber ich kann dir sagen, mir war ganz schön mulmig zumute. Ich schreibe dir eine Entschuldigung für die zwei Tage, aber wenn du nochmal verschwindest, tu es gefälligst in den Ferien.«
    »Ich kann ja gar nicht verschwinden.« Sonja schniefte. »Nachtfrost ist weg. Aber die Frau – die wusste Dinge über mich, die ich ihr nicht gesagt hatte! Sie wusste über unsere Wohnung Bescheid und nannte mich Yeriye Sonja ... das heißt Weißhaut. So haben mich die Elarim auch genannt.« Sie wischte sich die Tränen von der Wange. »Was mache ich denn jetzt? Ich muss ihn doch wiederfinden!«
    »Zu blöd, dass du dir das Kennzeichen nicht gemerkt hast«, sagte Philipp. »Im Internet findet man diese Waltraud von Stetten mit ihrer Vollblutzucht jedenfalls nicht. Wenn sie auch nicht im Telefonbuch steht, wird es schwierig; dann müssen wir uns etwas anderes überlegen.«
    »Uns fällt schon etwas ein«, sagte Melanie zuversichtlich.
    Sonja schniefte. »Wollt ihr mir denn helfen?«
    »Was heißt ›dir helfen‹?«, sagte Philipp. »Wir drei stecken bis zur Halskrause gemeinsam drin, liebe Schwester, und wir helfen uns gegenseitig.« Er grinste. »Ich freu mich schon.«

Teil 2

D
ie Auserwählte
    »Schreib es auf«, hatte Philipp gesagt. »Schreib es auf, damit du keine Einzelheit vergisst. Und damit du es später mal deinen Enkeln zeigen kannst, die dich dann für verrückt halten«, hatte er noch grinsend hinzugefügt, bevor er zu einem Wochenendlehrgang gefahren war, von dem er erst am Montagabend zurückkommen würde. Und weil Philipp meistens gute Ideen hatte, saß sie nun auf dem Bett ihrer besten Freundin Melanie, nagte an ihrem Kuli und überlegte, wie sie »es« aufschreiben sollte. Bisher war sie noch nicht sehr weit gekommen. »Nachtfrost« hatte sie in Großbuchstaben auf die Seite geschrieben und dann eine ganze Herde schwarzer Einhörner mit silberner Mähne und silbernem Schweif daruntergezeichnet. Aber was sie schreiben sollte, wusste sie noch immer nicht.
    »Du fehlst mir«, notierte Sonja, riss dann aber die ganze Seite heraus, zerknüllte sie und schmiss sie quer durchs Zimmer, wo Melanie am Computer saß. Der Papierball verfehlte die Freundin knapp und rollte über die Tastatur. Melanie zuckte zusammen und drehte sich um. »Was ist denn? Geht’s nicht voran?«
    »Nein. Es war eine bescheuerte Idee! Hast du diese Frau noch immer nicht gefunden?« Melanie schüttelte den Kopf. »Ich habe alle Schreibweisen von Stetten ausprobiert, die mir eingefallen sind. Nichts. Das Internet wimmelt von Leuten, die so heißen, aber eine Vollblutzüchterin ist nicht dabei.«
    »Was ist mit Nero?«
    »Hast du eine Ahnung, wie viele Millionen Neros es auf der Welt gibt?«
    »Aber keine grauen! Nero heißt ›schwarz‹ – aber Nachtfrost ist hier grau! Nur in der anderen Welt ist er schwarz mit silberner Mähne. Such mal danach!«
    Melanie tat es und schüttelte wieder entmutigt den Kopf. »Nichts. Was für eine Rasse ist er denn überhaupt?«
    »Ein Einhorn! Ich weiß nicht, was für Rassen es da gibt!«
    »Nein, ich meine hier.«
    »Ich weiß nicht. Ein Friese vielleicht. Aber er war dort viel größer als hier, und –«
    »Gibt es graue Friesen?«
    »Nein, die sind alle schwarz.«
    »Ganz sicher?« Melanie forschte weiter im Internet. »Guck mal, hier gibt es einen Apfelschimmel!«
    »Was? Wo?« Sonja warf das Tagebuch beiseite, stand auf und stellte sich neben sie. »Das ist doch gar kein richtiger Friese. Und Nachtfrost war eher ein gleichmäßig gefärbter Grauschimmel.«
    Also suchten sie nun nach Bildern von Grauschimmeln und lernten dabei, dass Pferde jeder möglichen Farbschattierung nach und nach zum Schimmel aufhellen konnten. Es gab unzählige Bilder

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