Der Schwur
nur laut! Veleria sagt, dass die Wolfsmenschen und die Nomaden nur mithilfe von Chiarron gegen die Dämonen aus dem Nebelmeer kämpfen können. Also muss Darian möglichst bald nach Hause. Und ich will …« … »auch zurück.« Aber das konnte sie erst recht nicht sagen. Schließlich hatte sie ihr Abenteuer nur mit viel Glück heil überstanden – dank Elri und Lorin und der unerwarteten Hilfe des Steintrolls.
»Hm«, machte Melanie. »Vielleicht könnte Darian Nachtfrost finden. Schließlich kann er zaubern.«
»Wo ist er denn?«
»Bei den Devils.«
Sonja verzog das Gesicht. »Wenn Darian sich mit denen zusammengetan hat, muss er selbst ein Mistkerl sein.«
»Das würde ich nicht unbedingt sagen.« Melanie kicherte. »Du hättest mal die dämlichen Gesichter von Max und den anderen sehen sollen, als Darian sie allesamt flachgelegt hat – dabei ist er einen Kopf kleiner als sie! Es sah toll aus! Wie eine Art Karate – drei Drehungen, ein Schlag, und dann lagen sie im Dreck. Doch, ich glaube, Darian ist ziemlich in Ordnung.«
»Warum hat er sich dann den Devils angeschlossen?«
»Nicht angeschlossen. Soweit ich ihn verstanden habe, wollte er eine Art Leibwache haben. Wie es sich für einen Prinzen eben gehört.«
»Und das machen sie mit?«
»Es blieb ihnen wohl nichts anderes übrig. Du hättest mal Max sehen sollen, als –«
»Gerade bei Max kann ich mir nicht vorstellen, dass er irgendwas ohne Gegenleistung tut.«
»Ist doch egal«, sagte Melanie ungeduldig. »Jedenfalls ist Darian bei ihnen. Und wenn er uns bei der Suche helfen soll, müssen wir hingehen und ihn fragen. Sie sind bestimmt in ihrem neuen Hauptquartier, dem Waldhof.«
»Dann müssen wir uns aber beeilen.« Sonja warf einen Blick zum Himmel, der sich grau zugezogen hatte.
Sie zogen sich warm an, schwangen sich auf die Räder und machten sich auf den Weg. Früher waren sie diese Strecke sehr gerne gefahren. Da hatte der Waldhof noch ihnen gehört – zumindest war außer ihnen, dem Besitzer und den Tieren nie jemand dort gewesen. Aber jetzt gab es dort nichts mehr außer einem schäbigen grauen Haus und ein paar leeren Schuppen. Und natürlich den »Devils«. Schon von Weitem konnten Sonja und Melanie sie rufen und lachen hören; offenbar feuerten sie jemanden an.
Als die beiden Mädchen mit ihren Rädern auf den Hof rollten und anhielten, sahen sie auch, was los war. Einer der fünf, der vor lauter Dreck und Staub kaum zu erkennen war, und ein viel kleinerer blonder Junge lieferten sicheinen Kampf, während die anderen zuschauten. Es war ein sehr ungleicher Kampf – nur nicht so, wie man es erwartet hätte. Der kleine Blonde hüpfte um den anderen herum, duckte sich geschickt unter den wild zupackenden Armen hindurch, drehte sich anmutig zur Seite – und sein Gegner landete auf dem Boden.
»Siehst du, das habe ich gemeint«, sagte der Blonde freundlich, während sich der andere schnaufend aufrichtete. »Du denkst beim Kämpfen nicht nach. Du gehst nur blindwütig auf mich los, statt zuerst nach meinen Schwächen zu suchen.«
»Du hast ja keine, du mistiger Giftzwerg«, gab der andere verdrossen zurück. »Wie, zum Teufel, soll ich dich zu fassen kriegen, wenn du ständig ausweichst?«
»Du musst darauf achten, wohin ich ausweiche, und musst früher da sein als ich. Außerdem unterbrechen wir jetzt – wir haben Besuch.«
Alle fünf »Devils« schauten ihn an und drehten sich dann zu Sonja und Melanie um. Der blonde Junge hob die Hand und winkte. »Hallo, Melanie! Und du bist Sonja? Willkommen auf dem Waldhof!« Das sagte er so, als sei der schäbige Ort ein Königshof und er dessen Herrscher. »Wollt ihr uns beim Üben zuschauen?«
»Hallo, Darian«, sagte Melanie. »Wir –«
Weiter kam sie nicht. Sonja hatte Max, den Anführer der »Hell’s Devils«, im Auge behalten. Sie wusste von Melanie, dass Darian ihn ebenso wie die anderen im Kampf besiegt hatte, aber deshalb ließ sich jemand wie Max noch lange nicht zur Seite schieben. Jetzt schubste er Darian beiseite und brüllte: »Macht, dass ihr wegkommt! Haut ab, oder ich mach euch Beine!«
Unwillkürlich wich Sonja einen Schritt zurück. Aber dannblieb sie stehen. Wovor hatte sie eigentlich Angst? Sie war in einer fremden Welt gewesen und hatte Wesen gesehen, vor denen Max schreiend davonrennen würde. Und diese Wesen hätten sie getötet, wenn sie sie erwischt hätten! Aber alles, was Max tun konnte, war, laut herumzubrüllen oder sie vielleicht zu verprügeln. »Ich
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