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Der Schwur

Der Schwur

Titel: Der Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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hast –«
    Da setzte er sich wieder in Bewegung – so plötzlich, dass sie fast herunterfiel. Er trabte auf die Frau zu, blieb vor ihr stehen und rieb seinen Kopf an ihrem Kostüm, das sofort einen ganzen Schwung grauer Pferdehaare abbekam. Die Frau lachte, streichelte seine Stirn und klopfte ihm den Hals. »So, da bist du ja. Himmel, du siehst fürchterlich aus! Was hast du nur angestellt?«
    Jetzt erst schien sie Sonja zu bemerken, die verwirrt und bestürzt auf dem Rücken des grauen Pferdes saß. Sie lächelte freundlich zu ihr hoch. »Bei dir muss ich mich wohl bedanken, dass du ihn eingefangen hast. Wie heißt du?«
    »Sonja«, sagte sie leise. Das konnte doch nicht stimmen – wer war diese Frau? Warum tat Nachtfrost so, als ob er sie kannte?
    »Was für ein netter Name«, sagte die Dame und zog ihr Portemonnaie aus der Tasche. »Du musst natürlich einen Finderlohn bekommen. Sagen wir zweihundert Euro? Ist das genug?«
    Sonja starrte sie nur wie betäubt an. Zweihundert Euro – für Nachtfrost? Was sollte sie mit Geld? »Er heißt aber nicht Nero«, brachte sie heraus.
    »Doch, so heißt er«, versicherte die Frau. »Ich sollte es wissen, schließlich habe ich ihn aufgezogen. Weißt du, wer ich bin?«
    Sonja regte sich nicht. »Aruna?«, fragte sie sehr leise, zögernd und ungläubig.
    Die Frau zog die Augenbrauen hoch, betrachtete sie einen Moment lang mit einem merkwürdig forschenden Ausdruck und schüttelte dann den Kopf. »Nun, das wohl nicht.Mein Name ist Waltraud von Stetten. Ich züchte Vollblüter, und Nero ist einer meiner Hengste. Steig ab! Es wird höchste Zeit, dass ich ihn nach Hause bringe. Er sieht furchtbar aus.«
    »Aber –«
    »Glaubst du, ich erkenne mein eigenes Pferd nicht? Er ist vorletzten Mittwoch aus der Koppel entwischt. Du kannst übrigens froh sein, dass er dich nicht abgeworfen hat – normalerweise lässt er sich nur von mir reiten.«
    »Aber –«
    »Steig ab«, sagte Frau von Stetten in einem Ton, den Sonja zu oft von Erwachsenen gehört hatte, um noch einen Widerspruch zu wagen. Sie schwang das Bein über Nachtfrosts Kruppe und rutschte hinunter. Warum tat Nachtfrost nichts? Warum schnupperte er an den Händen und der Schulter der Frau, als sei sie ihm bestens vertraut? Er kümmerte sich überhaupt nicht mehr um Sonja, und als die Frau eine dicke Strähne seiner Mähne fasste und losging, trottete er neben ihr her, ohne sich auch nur einmal nach Sonja umzuschauen. Hatte diese Frau ihn etwa verhext? »Nein!«, schrie sie. »Sie dürfen ihn nicht mitnehmen! Er gehört Ihnen nicht!«
    »Aber dir gehört er?«, gab die Frau spöttisch zurück. »Wo willst du ihn unterbringen – in eurer Etagenwohnung im zweiten Stock? Deine Eltern wären sicher begeistert. Nein, bei mir ist er besser aufgehoben. Leb wohl, Yeriye Sonja.«
    Sonja erstarrte. Die Frau führte Nachtfrost zu dem Transporter und öffnete die Klappe, während Nachtfrost ruhig neben ihr stand. Genauso ruhig schritt er dann in den Wagen hinein. Frau von Stetten schloss die Klappe, winkte Sonja noch einmal zu und stieg in ihr Auto. Sie ließ den Motor an, gab Gas und fuhr los.
    Sonja erwachte aus ihrer Erstarrung. »Nein!«, schrie sie und rannte los. »Wer sind Sie? Kommen Sie zurück! Nachtfrost! Komm zurück!«
    Der Wagen war schon weit fort. Und dann bog er um eine Kurve und war weg.
    Verheult, verdreckt und völlig übermüdet kam Sonja zu Hause an. Sie wankte die Treppenstufen hoch, fummelte mit dem Schlüssel im Türschloss herum und zuckte heftig zusammen, als die Tür aufgerissen wurde. Doch es war nicht Paul, sondern Melanie, die »Sonja!« kreischte und ihr um den Hals fiel. Sie heulten beide los, und als Philipp aus dem Zimmer kam und Sonja an sich drückte, weinten sie noch mehr. Nachher war das ihr und Melanie ziemlich peinlich, aber in diesem Moment war es ihnen egal.
    Anschließend ging Sonja unter die Dusche, und danach hockten sie zu dritt in Philipps Zimmer zwischen den Modellflugzeugen und erzählten sich gegenseitig, was sie erlebt hatten. Sonja dachte eigentlich, dass Philipp und Melanie ihr kein Wort glauben würden, obwohl sie ihnen das Amulett zeigte. Aber die beiden schienen genau zu begreifen, wovon sie redete. Und als sie ihr von Darian erzählten, saß sie mit offenem Mund da – nicht nur, weil sie sich plötzlich bestens zu vertragen schienen.
    »Und er ist – er ist mit den ›Hell’s Devils‹ weggefahren?«, fragte sie endlich ungläubig.
    Melanie nickte zerknirscht. »Er sagte, er

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