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Der Schwur

Der Schwur

Titel: Der Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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breites, flaches Tal und bog nach rechts ab. Und da sah sie am Ende des Tales die schwarzen Mauern und den hohen Turm auf einem Berg, der wie ein einziger riesiger Felsblock aussah.
    In dem verschneiten Tal selbst standen Dutzende von schwarzen Zelten und auch einige Hütten aus Stein. Dort hielt sich eine Gruppe von mindestens zwanzig Männern auf, allesamt in dicken, metallbesetzten Lederrüstungen. Einige schlugen mit Schwertern und Äxten aufeinander ein, aber es war wohl nur ein Übungskampf, denn die anderen, die direkt daneben ihre Schwerter mit großen Steinen schliffen oder Kleidungsstücke ausbesserten, ließen sich dabei nicht stören. Laut hallten die Rufe und das Klirren der Waffen durch das Tal. Nachtfrost legte die Ohrenan, galoppierte aber unbeirrt weiter. Als er näher kam, stieß jemand einen scharfen Ruf aus. Die Kämpfer ließen ihre Waffen sinken und drehten sich um. Als auch das Schaben der Schleifsteine verstummte, legte sich Stille über das Tal. Reglos und finster schauten die Männer dem Einhorn und seiner Reiterin entgegen.
    Jeder Einzelne von ihnen trug auf seinem Umhang oder seiner Brustplatte einen grauen Lindwurm auf schwarzem Grund.
    Sonja wurde es unheimlich zumute. War der Spürer hier? Gehörten diese Leute zum König? Vergeblich hielt sie Ausschau nach den blauen Wappen mit weißen Schwertern, von denen Darian gesprochen hatte.
    Sechs schwer bewaffnete Männer traten ihnen in den Weg. Finstere Gestalten waren das, alle groß und breitschultrig, mit struppigen dunklen Bärten und langen Haaren. Ihre Kleidung bestand aus dicken Hemden und Hosen aus Leder und Fell, die an den Schultern, am Bauch und auf dem Rücken mit glänzenden Metallplatten verstärkt waren. Hier und da trug einer einen Wolfsschwanz oder einen blanken Tierschädel am Gürtel. Jeder der Männer hatte entweder eine riesige Axt oder ein meterlanges Schwert, bei deren Anblick Sonja himmelangst wurde, und keins der harten, brutalen Gesichter zeigte auch nur das geringste Lächeln.
    Nachtfrost wurde langsamer und hielt an. Er senkte den Kopf ein wenig, sodass sein Horn gerade auf die Gruppe zeigte. Sonja wusste nicht so recht, ob das nun eine Warnung war oder eine widerwillige Begrüßung. Vielleicht beides …
    »Na«, sagte einer der Männer mit einem struppigen braunen Vollbart, »wo wollt ihr beiden denn hin?«
    Eigentlich klang das ganz freundlich.
    »Zum König«, antwortete sie und hoffte, dass sie nicht so unsicher klang, wie sie sich fühlte.
    »Ach, zum König also?« Der Mann grinste, dass sich sein Bart sträubte. Sonja hatte zwar ein Lächeln vermisst, aber dieses Grinsen gefiel ihr überhaupt nicht.
    »Das hier – das ist doch Chiarron, oder?«
    »Aber sicher doch«, sagte der Bärtige. »Dann wollen wir euch mal durchlassen.« Er trat zur Seite und die anderen taten das Gleiche. »Da geht’s lang.« Er hob sein Schwert und zeigte an der Reihe schwarzer Zelte vorbei zu dem Felsen. Dort führte ein schmaler Pfad nach oben. Bewacht wurde er von noch mehr Männern in Rüstungen.
    »Danke«, sagte Sonja. Nachtfrost setzte sich wieder in Bewegung und schritt an den Männern vorbei. Sonja zwang sich, nicht zurückzuschauen; doch auf dem ganzen weiteren Weg spürte sie ihre Blicke im Rücken.
    Gigantisch türmte sich der Felsen mit der Festung über ihr auf. Sie legte den Kopf in den Nacken und schaute nach oben. Wie hoch war das wohl? Fünfzig Meter? Hundert? Noch nie hatte sie ein so riesiges Bauwerk gesehen.
    »Halt!«
    Sie zuckte zusammen und schaute wieder nach vorne. Nachtfrost blieb stehen. Sie hatten die bewaffneten Männer am Fuß des Berges erreicht. Auch hier gab es nur graue Lindwürmer und harte, unfreundliche Gesichter. »Was willst du?«, fragte einer der Männer barsch.
    Mittlerweile wollte Sonja nur noch eins: weggaloppieren, so schnell Nachtfrost nur rennen konnte. Sie hatte sich nicht träumen lassen, dass Darians Vater solche Leute für sich arbeiten lassen könnte. Kein Wunder, dass die Elarim Angst vor Chiarron und ihren Herrschern hatten!
    Aber Veleria hatte sie nun mal darum gebeten, also würde sie es auch tun. Sie würde dem König das Amulett geben. Veleria wusste schon, was sie tat. Und wahrscheinlich hatte sie recht, wenn sie sich mit diesen Männern verbünden wollte. Gegen solche Kämpfer hatten die Dämonen aus dem Nebelmeer bestimmt keine Chance. Und darum musste Sonja ihnen das Amulett bringen. Als Zeichen der Verbündung und des guten Willens. Sie musste es tun. Sonst waren

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