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Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Titel: Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sich anders besonnen und sind wieder umgekehrt. Sie werden das Thal doch noch überfallen!«
    »Howgh!«
    Er sprach nur dies eine Wort, aber er setzte sein Pferd in Galopp, der Spur nicht die mindeste Aufmerksamkeit mehr schenkend. Jetzt galt es ja nur, den See so schnell wie möglich zu erreichen.
    Es wurde dunkel, und die Sterne gingen auf. Wir lag es auf der Seele wie ein bevorstehendes großes Unglück. Wir trieben die Pferde zur größten Eile an, aber das Dunkel und die vielen Hindernisse hielten uns auf. Doch endlich nahten wir uns dem See wieder; schon drang uns der Petroleumgeruch entgegen. Da, da hörten wir tief unten Schüsse fallen, und ein Unglück verkündendes Geschrei scholl uns entgegen. Wir erreichten den Rand des Kraterkessels und blickten hinab.
    Wir sahen unten schwarzglühende Flammen hoch emporlodern, und ein dicker Rauch wallte in die Höhe. Schüsse krachten, Schreie erschallten – – –
    »Sie sind bereits unten,« rief ich; »sie haben die Reservoirs entzündet; das Petroleum brennt. Hinab, schnell, schnell!«
    Wir jagten am Rande des Kessels hin und dann hinab, dem Eingange zu. Daß wir da lebendig hinabgekommen sind, kann ich heut noch nicht begreifen. Aber noch lag die schwierigste Partie vor uns, ein Trümmergewirr, welches wir heut am Tage passiert hatten. Aber jetzt bei Nacht – – –?
    »
Tkli ti sisi
– die Pferde hier lassen!« rief Winnetou.
    Wir sprangen ab, banden die Pferde an die Bäume und eilten dann weiter. Stolpernd, stürzend, uns immer wieder aufraffend erreichten wir endlich die Abflußspalte. Ich war voran und drang in die enge Spalte ein.
    »Halt! Niemand darf hindurch!« rief uns eine Stimme entgegen.
    Das konnte nur einer der Feinde sein, welchen der rote Olbers hier als Wache zurückgelassen hatte. Ich hielt seinetwegen keinen Augenblick im Laufe inne. Ich konnte ihn zwar nicht sehen, aber ich hielt den Kolben meiner Büchse vor und rannte ihn damit nieder. Ich hörte ihn ins Wasser stürzen.
    Jenseits des Einganges sahen wir eine Menge Pferde stehen; es waren diejenigen der Mordbrenner. Der Schein der hochlodernden Flammen erleuchtete das Terrain. Wir sahen die Angreifenden. Sie hatten jetzt bereits die hölzernen Hütten geplündert und angebrannt und bemühten sich jetzt, in das Wohngebäude einzudringen, aus dessen Fenstern Schüsse fielen. Eine andere Abteilung machte eben jetzt eines der Boote los, um nach der Insel zu rudern, auf welcher sie Schätze vermuten mochten.
    Wir rannten vorwärts, dem Wohnhause zu, über Steine, Holzhaufen und hohe Fässer springend. Jetzt kamen wir an dem Erdbohrer vorüber. Ich hörte die Maschine gehen und dachte, trotzdem die Gegenwart uns in Anspruch nahm, an ein anderes Erlebnis in Couteau du Missouri, wo während meiner Anwesenheit der Bohrer das unterirdische Oel in dem Augenblicke erreicht hatte, in welchem in der Nähe eine Lampe gebrannt hatte; an ihr hatten sich die Gase entzündet, und der ganze Bluff war ausgebrannt.
    Doch hatte ich jetzt natürlich nicht Zeit zu solchen Rückblicken; die Erinnerung war auch nur einen Moment lang mit der Schnelligkeit des Gedankens an mir vorübergeflogen. Wir eilten weiter, bis wir in Schußweite kamen. Da blieb der Apache halten, legte an, zielte und drückte ab – ein Feind fiel. Auch ich erhob das Gewehr, aber ich kam nicht dazu, einem dieser Menschen das Leben zu nehmen: hinter uns geschah nämlich ein Krach, als sei die Erde auseinandergeborsten; der Boden unter meinen Füßen wankte, so daß ich fast niedergestürzt wäre; es folgte ein Brausen, ein wahrhaft höllisches Zischen, Aechzen und Stöhnen, und dann – o Herrgott, hilf! Da war’s ja, ganz dasselbe wie dort im Couteau du Missouri!
    Ein allgemeiner, fürchterlicher Schrei erscholl, und ich wandte mich um. Dort, wo der Erdbohrer in Thätigkeit gewesen war, stieg jetzt das Petroleum wenigstens fünfzig Fuß hoch empor und zwar in einem Strahle von der Dicke eines Menschen. Der Bohrer war auf das Oel gestoßen, und die leichteren, zuerst emporgetriebenen Gase hatten sich an den flammenden Feuern entzündet. Nun war die ganze Luft ein einziges, großes Feuermeer. Der Oelstrahl brannte auch bereits und bildete eine riesige Feuergarbe, welche oben weit auseinanderstäubte und dann in glühenden Fäden niedersank.
    Die Masse des herausquellenden Oeles floß über und bildete einen breiten, brennenden Strom, der sich mit ungeheurer Schnelligkeit weiter wälzte. Der Kampf stand still; kein Mensch dachte mehr an

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