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Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Titel: Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Angriff und Verteidigung. Ich erkannte, daß es Rettung nur durch die Boote geben konnte, denn zu Fuß konnten wir nicht an der Feuergarbe vorüber. Ich faßte Winnetou an und riß ihn mit mir fort.
    Eben als wir in das Boot sprangen, rief vom Wohnhause her eine Stimme:
    »O, meine Frau, meine Kinder!«
    Es war der Oelprinz, den der Schreck vor die Thür getrieben hatte. Er stand im Begriff, uns nachzuspringen.
    »Wo sind sie?« rief ich zurück.
    »Im Pavillon auf der Insel!«
    »Gut! Versteckt Euch im Keller, Sir, und laßt keinen Feind hinein!«
    Er trat zurück und verschloß die Thür; aber sofort stürzten sich die Feinde auf das Haus; das Wort Keller hatte ihnen gesagt, wo sie Rettung vor der brennenden Luft finden könnten. Einige eilten an das Ufer, um sich des dritten Bootes zu bemächtigen.
    »Sie dürfen es nicht haben, denn wir brauchen es auch für die Frauen und Kinder hinüber, Winnetou!« sagte ich.
    Er sprang hinüber und stieß vom Ufer ab. Ein Schrei der Wut scholl hinter uns her.
    »Die Munition und Gewehre ins Wasser!« warnte ich den Indianer.
    Ich legte meinen Gürtel, die Patronentasche, die Revolver und die beiden Gewehre in das Brackwasser des Bootes, denn ich wußte, was kommen werde. Winnetou that ebenso, dann legten wir uns in die Ruder.
    In solchen Augenblicken scheint der Mensch zehnfache Stärke zu besitzen. Unsere beiden Boote schossen wie Pfeile durch die Flut. Wir kamen an dem ersten Boote vorüber. Im Augenblicke der Detonation waren die Insassen desselben so erschrocken gewesen, daß sie die Ruder falsch gehandhabt hatten; das Fahrzeug war gekentert, und die Männer schwammen im Wasser.
    Am Ufer krachte, zischte, schoß, donnerte und prasselte es; wir achteten nicht darauf. Je weiter wir kamen, desto reiner wurde die Luft, aber die Glut folgte uns nach. Der brennende Oelstrom erreichte die vollen Oelfässer. Sie zerborsten mit dem Krachen eines Armstronggeschützes und ergossen ihren sofort auch brennenden Inhalt in den kochenden Strom, der jetzt das Wasser erreicht hatte und nun mit rasender Geschwindigkeit sich auf demselben ausbreitete.
    »Schnell, schnell, um Gotteswillen, Winnetou, sonst packt uns das Feuer!« rief ich.
    Ich ruderte, daß ich glaubte, die Muskeln würden springen. Das Bohrloch strömte immer neue Gase aus, welche uns einholten; aber wir hielten aus und erreichten die Insel. Dort lagen die beiden Frauen und die drei Kinder halb tot vor Angst am Ufer. Wir rissen sie zu uns herein, ich die Frauen und Winnetou die Kinder, dann stießen wir wieder ab, um am entgegengesetzten Ufer Rettung zu suchen.
    Eben als wir die Insel verließen, sahen wir, daß die Buschheaders ihr Boot wieder aufgerichtet hatten und auf die Insel zu hielten. Es schien ihnen eins der Ruder abhanden gekommen zu sein, darum trieben sie nur langsam weiter.
    Die nächstfolgende Viertelstunde kann ich nicht beschreiben. Drüben brannte jetzt das ganze Ufer; dort gab es ein einziges Petroleumfeuer, und dieses Feuer floß auf dem Wasser vorwärts, uns immer nach. Oft, wenn die Flamme sich teilte, sah man Menschen, welche am Felsen emporzuklettern versuchten. Ihr Entkommen war sehr zweifelhaft.
    Die Luft wurde immer fürchterlicher; sie hatte das Feuer und die Schärfe wie der Reflex eines Spiegels, auf welchen der Sonnenstrahl fällt. Ganze Ballen feurigen Oeles flogen durch die Luft und stürzten um uns her in das Wasser, wo sie augenblicklich brennende Kreise bildeten. Es war mir, als ob ich glühendes Eisen atme; meine Pulse flogen, mein Kopf glühte, meine Zunge lag wie ein zentnerschweres Stück Fleisch im Munde. Die Sinne wollten mir vergehen; ich begann zu phantasieren: ich war eine Dampfmaschine und mußte mein Fahrzeug an das Ufer bringen. Das Boot flog vorwärts und das Ufer auf uns zu. Noch einige kräftige Schläge, dann erhob ich mich. Das Boot rannte an, und ich stürzte in das Wasser; das brachte mich wieder zu mir.
    Ich faßte die Frauen und riß sie an das Land; auch Winnetou war da. Aber was und wohin nun? Auch wir waren verloren. Das brennende Oel kam immer näher. Damals auf dem Couteau du Missouri hatte mich die Schnelligkeit des Pferdes gerettet, jetzt aber – – –
    »Hi-ho-hi!« erscholl es über uns am Felsen.
    Wir blickten empor und sahen viele braune Gestalten, welche in einer Zickzacklinie herabgeklettert kamen. War das möglich? Gab es da einen Weg?
    »
Pokai-po pa-e
– das tötende Feuer kommt!« erscholl es jetzt.
    Ja, das tötende Feuer kam hinter uns, um uns zu

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