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Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Titel: Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verderben, aber das »tötende Feuer«, der Häuptling der Tetongs, kam von oben herab, um uns zu retten. Es war mehr als tageshell, und man konnte jeden Schritt sehen, den die Indianer thaten. Mein Auge hing nur an ihnen, was sonst vorging, das ging mich nichts an. Die beiden Frauen wimmerten, und die Kinder weinten; ich drückte die Kleinen an mich, aber ich wendete den Blick nicht von den Wilden.
    Endlich hatte der erste von ihnen den Boden erreicht. Es war der Häuptling selbst.
    »Das tötende Feuer kommt,« sagte er, »um Old Shatterhand und dem Häuptlinge der Apachen einen Weg zu zeigen, der auf diesem Felsen aufwärts geht. Der Häuptling der Tetongs kennt ihn seit langer Zeit, und seine Leute sind gekommen, um die Squaws und die Kinder emporzutragen.«
    Es gab keine Zeit zu einer würdigen Vorstellung zwischen den beiden Häuptlingen, denn der Tod war hinter uns. Die Insel stand schon längst in Flammen. Der letzte der Tetongs war herabgestiegen, und nun begann der Aufsteig.
    Das tötende Feuer stieg voran; dann folgte ich und Winnetou; nach uns kamen die übrigen mit den Frauen und Kindern. Wie ich hinaufgekommen bin, das weiß ich heut nicht mehr; ich weiß nur, daß mich Flammen umzuckten, daß ich Feuer trank und daß mein Kopf größer war als der allergrößte Luftballon. Sicher weiß ich nur, daß ich lange und fest geschlafen habe.
    Als ich erwachte, war es bereits Abend des nächsten Tages; ich lag im Zelte des Siouxhäuptlings, und neben mir lag Winnetou, der noch schlief. Meine Hände schmerzten mich; ich betrachtete sie beim Scheine des Zeltfeuers: ich hatte mir das Fleisch von den Händen gerudert. Aber dieser Schmerz verschwand sofort, als ich meine sämtlichen Waffen neben mir liegen sah. Die braven Tetongs hatten sie aus dem Boote genommen. Hätte ich sie nicht in das Brackwasser gelebt, so wären sämtliche Patronen explodiert.
    Ich versuchte aufzustehen, und es ging, aber die giftigen Gase schienen alle meine Eingeweide zerfressen zu haben. Die Kleider hingen mir wie Zunder auf dem Leibe; Bart, Kopfhaar, Brauen und Wimpern, alles war verschwunden, und so war es auch bei Winnetou.
    Draußen vor dem Zelte wurde ich mit Jubel von den dort lagernden »Wilden« empfangen. Nun sah ich, daß das Zelt ganz am Rande des Kraters stand. Unten stieg der Strahl des brennenden Petroleums noch hoch empor, aber fast zweihundert Tetongs waren beschäftigt, den verderblichen Strom nach und nach einzudämmen. Der Krater sah aus wie eine Hölle, und die Indianer erschienen wie Teufel, die um die riesige Flammenfontäne tanzten.
    Es stand noch ein zweites Zelt da, welches die Frauen und Kinder enthielt, die zwar ebenso versengt waren wie ich, aber doch noch lebten. Die Stelle, auf welcher das Wohnhaus gestanden hatte, war jetzt ein rußiger Steinhaufen, unter welchem die Sioux den Besitzer mit einigen seiner Leute, die sich mit ihm in den Keller gerettet hatten, besinnungslos hervorgezogen und dann nach langer Mühe zum Bewußtsein gebracht hatten. Von der Truppe des roten Olbers war kein einziger entkommen, wie es schien; sogar der Posten, den ich mit dem Kolben in das Wasser gestoßen hatte, war außerhalb des Abflusses gefunden worden, ertrunken in den Wellen, von denen er, der Betäubte, fortgerissen worden war.
    Daß die Sioux vom Stamme der Tetongs erschienen waren, und zwar grad noch zur rechten Zeit für uns, läßt sich sehr leicht erklären. Sie waren ja der Bande des roten Olbers gefolgt, um die Beleidigung, welche ihrem Häuptling widerfahren war, zu rächen. Ich fand an ihnen ernste, wahre Freunde, bei denen ich mich in Gesellschaft Winnetous erholte von den Folgen des Oelbrandes, welche doch schlimmer waren, als ich zuerst geglaubt hatte. – – –
[Fußnoten]
    1 Trapperausdruck für angebunden.
     

Im »wilden Westen« Nordamerika’s
Reiseerlebnisse von Carl May
I.
Die Railtroublers
    Der Senat und das Haus der Repräsentanten der Vereinigten Staaten beschließen:
    1. Der Landstrich, in den Territorien Montana und Wyoming liegend, nahe dem Ursprunge des Yellowstone-River, ist hierdurch von jeder Besitznahme, Besiedelung und jedem Verkaufe unter den Gesetzen der Vereinigten Staaten ausgenommen und soll als in öffentlicher Park oder Lustplatz zum Wohle und Vergnügen des Volkes betrachtet werden. Jedermann, der sich diesen Bestimmungen zuwider dort niederläßt oder von irgend einem Theile Besitz ergreift, soll als Uebertreter des Gesetzes angesehen und ausgewiesen werden.
    2. Der Park soll

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