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Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Titel: Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die hintere Lehmmauer des Corrals erreichte, mich einfach über diese schwingen, um nicht noch um zwei Ecken gehen zu müssen. Da hörte ich hinter dieser Mauer, also im Innern des Corrals, unterdrückte Stimmen. Das klang so heimlich; ich horchte. Weil die Betreffenden nicht laut sprachen und die Mauer sich zwischen ihnen und mir befand, konnte ich nur abgerissene Bruchstücke ihres Gespräches verstehen:
    »Müssen uns doch besprechen – – geht nicht bei den andern – – – ich Dich hierher gewinkt – – – mit dem Pferde besorgt?«
    »Ja; dieser Rastreador wird keins bekommen – – – gezwungen, hier zu bleiben – – – den andern dann recht schön für uns«
    »– – – will jedenfalls dem Rastreador auflauern. Hat den Wirt gefragt, wohin dieser will.«
    »Nach der Pampa de Salinas – – – grad auch unser Weg – – – – beim alten, roten Gambusino 5 bleiben – – – verteufelt stören – – – könnte leicht nichts aus der Sache werden.«
    »Das wäre höchst fatal. Der Kerl soll entsetzlich viel Geld zusammengebracht haben, und wenn es diesmal – – – so dürfen wir es binnen Jahren nicht wieder versuchen.«
     

    Nach vielleicht zehn Minuten kam ein Mann um die vor uns liegende Felsenecke. Er ging barfuß und barhäuptig und trug ein langes kaftanartiges Gewand, an dessen Leibschnur ein Rosenkranz hing.
     
    »Richtig! Also müssen wir – – – – der Rastreador uns nicht in den Weg kommt. Und wenn – – – – wird er einfach erschossen.«
    Sie entfernten sich jetzt. Ich eilte um die hintere Ecke nach der vordern, blieb dort stehen und wartete. Als sie aus dem Corral traten, machte ich mich hinter ihnen her und sah, daß es die zwei Comerciantes waren, während der dritte, welcher mich als den Rastreador erkannt hatte, inzwischen mit dem Warenverkauf beschäftigt gewesen war.
    Ich hatte bei weitem nicht alles verstanden und konnte also nicht wissen, ob die Kombination, welche ich nun folgerte, richtig sei. Perdido wollte mir auflauern; ich sollte kein Pferd bekommen, um hier bleiben zu müssen, weil ich den drei Comerciantes im Wege war. Ein alter, roter Gambusino befand sich in Gefahr. Das war alles, was ich wußte, aber viel zu wenig. Ich war während des ganzen Abends höchst aufmerksam, konnte aber nichts weiter erfahren; ich stellte meine Tobas an, doch auch das war umsonst. Ich mußte die Sache abwarten.
    Die Dorfbewohner gingen spät nach Hause; die Comerciantes legten sich schlafen, und wir kampierten wie gestern hinter dem Hause. Es war nichts Ungewöhnliches zu bemerken, außer daß Perdido wieder eine Zeitlang in seiner Sala jammerte.
    Am andern Morgen schafften die Comerciantes den Tisch aus der Gaststube in das Freie und setzten sich daran nieder, um zu rauchen, zu trinken und zu spielen. Perdido drückte sich von einem Orte zum andern, um uns zu beobachten, wie ich sehr wohl bemerkte. Wir gingen auf den Pferdehandel. Da aber wollte keiner von denen, welche gestern für heute zugesagt hatten, von einem Verkaufe oder Tausche etwas wissen. Das war der Einwirkung der Comerciantes zuzuschreiben. Es blieb uns wirklich nichts anderes übrig, als zu warten, bis das Pferd wieder laufen konnte. Ich untersuchte den Fuß und entdeckte in dem Hornstrahl ein Geschwür, welches ich mit dem Messer öffnete. Hierauf war zu hoffen, daß wir nach vielleicht zwei Tagen weiterreiten könnten.
    Was aber während dieser Zeit thun? Das Dorf bot uns nichts, und da wir überhaupt im Freien schliefen, so hielt ich es für das Einfachste, gleich ganz im Freien zu wohnen. Was die Comerciantes vorhatten, das wußte ich nicht, und wenn ich es gewußt hätte, so befand ich mich doch nicht in der Lage, es zu verhindern. War ich denn verpflichtet, aller Welt und selbst der fremdesten Menschen Hüter zu sein. Mir drohte von Perdido Gefahr; nun, mit dem wollte ich schon fertig werden! Um ja nichts zu versäumen, hatte ich mich bei dem Wirte nach einem gewissen roten Gambusino erkundigt, aber nichts erfahren können.
    Ich bezahlte unsere Zeche; dann zogen wir die Pferde aus dem Stalle und verließen das Dorf. Wegen des lahmenden Pferdes mußten wir nach ungefähr einer Wegsstunde schon anhalten. Ich wählte dazu einen Platz, wo es ein kleines Wässerchen und genügende Weide gab. Da lagerten wir uns im Schutze einiger Felsen. Hinter diesen versteckt, konnten wir die zwischen uns und dem Dorfe liegende Strecke übersehen. Ein Reiter kam geritten; als er nahe genug heran war, erkannten wir

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