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Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Titel: Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die Wonne meiner Augen, unzerknittert sehen, wenn ich heimkehre; darum reite ich jetzt nach Kirmanschah und sende ihr das Mittel heim, daß sie es während meiner Abwesenheit in Anwendung bringen kann. Wenn Du mich nicht begleiten willst, so gehe ich allein; aber es würde meiner Seele bitter wehe thun, die Erfahrung machen zu müssen, daß Dir ein solcher Herzenswunsch Deines treuen Halef, der für Dich in den Tod gehen würde, gleichgültig ist!«
    Er wendete sich von mir ab und schwieg. Dieser unglückselige Salbenhändler! Warum mußte er in dieses Kaffeehaus kommen und den Hadschi an die »Zerknitterung« seines Harems erinnern! Es war wirklich ein Unsinn, eines kosmetischen Mittels wegen einen solchen unnötigen Ritt zu unternehmen; aber der Orientale hat keinen Sinn für den Wert der Zeit, und so besaß auch Halef kein Verständnis für die Versäumnis, welche er von mir verlangte. Allerdings konnte auch ich von einer Versäumnis im strengen Sinne eigentlich nicht sprechen. Ich hatte diese Reise unternommen, um Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln, und da konnte ein Abstecher von einigen Tagen recht wohl unternommen werden; ja, es war gar nicht unmöglich, auf diesem Seitenwege Interessanteres als auf der Hauptroute zu finden. Sodann hatte ich mit den Eigenschaften Halefs zu rechnen. Er liebte seine Hanneh und versäumte gewiß keine Gelegenheit, ihr einen Wunsch zu erfüllen; hier handelte es sich aber um einen sehr großen Wunsch von ihr. Mochte ich von der Salbe denken, was ich wollte; aber durfte ich ihn hindern, zu thun, was ihm und ihr Freude machte? Er hatte oft sein Leben für mich gewagt und war noch jetzt zu jedem Freundesopfer für mich bereit; konnte ich ihm da nicht einige Tage schenken? Zudem fiel mir ein, daß mehrere Tirs der Bachtijaren Ali-Ilahi’s sind und also zu einer Sekte gehören, die ich noch nicht kennen gelernt hatte. Vielleicht bot sich mir da oben in der Kirmanschah die Gelegenheit, diese Lücke auszufüllen. Wie ich in meinen Entschlüssen überhaupt nie langsam gewesen bin, so war ich auch jetzt schon fast bereit, auf den Wunsch Halefs einzugehen, zumal es mir höchst gespaßig vorkam, einen wochenlangen und vielleicht nicht ungefährlichen Ritt zu unternehmen, um von einer alten persischen Medicasterin eine »Einreibung« zu holen; doch machte ich noch einen Versuch, den Hadschi von seinem Vorhaben abzubringen:
    »Kennst Du den Tir, die Unterabteilung der Bachtijaren, zu welcher die Umm ed Dschamahl gehört Halef?«
    »Nein,« antwortete er kurz.
    »Du hast von dem Händler den Namen dieses Tir gehört? er lautet Idiz. Weißt Du, was das heißt?«
    »Nein.«
    »Es ist ein kurdisches Wort und bedeutet Spitzbube. Du willst also Spitzbuben aufsuchen!«
    »Warum soll ich das nicht? Gerade weil sie Spitzbuben sind oder heißen, will ich nun erst recht zu ihnen! Vielleicht erleben wir etwas. Dazu machen wir ja die Reise! Jetzt freue ich mich doppelt auf diesen Ritt. Du wirst es später gewiß sehr bedauern, ihn nicht mitgemacht zu haben!«
    »Dieser Fall tritt nicht ein; denn wenn Du bei Deinem Vorsatz bleibst, so bringe ich es natürlich nicht über das Herz, Dich allein fortzulassen.«
    Da drehte er sich schnell zu mir herum und fragte strahlenden Angesichtes:
    »So reitest Du mit, Sihdi?«
    »Ja.«
    »Hamdulillah! Ich habe gesiegt, gesiegt über Kara Ben Nemsi Effendi, den noch kein Mensch überwunden hat! Sihdi, ich danke Dir! Wir werden nicht nur die Salbe der Schönheit holen, sondern dabei Heldenthaten verrichten, die wir auf unsere Kinder, Kindeskinder und Urenkelstöchter vererben!«
    »Die Salbe?«
    »Schweig’! Ich meine natürlich unsere Heldenthaten! Komm, laß uns heimkehren zu unserm Bimbaschi, 10 dem wir sagen müssen, daß wir morgen früh nach Kirmanschah aufbrechen werden! Er wird sich schon im voraus auf die Thaten der Tapferkeit freuen, die wir vollbringen werden, und auf die Werke der Kühnheit und des Sieges, die er nach unserer Rückkehr von uns zu hören bekommt.«
    Nun war mein kleiner Halef ja wieder der Alte! Die Ruhmredigkeit gehörte zu seinem Wesen wie das Schmettern zur Trompete, doch konnte man ihm diesen Fehler wegen seiner übrigen guten Eigenschaften gern verzeihen. Was den Bimbaschi betraf, so war er der Gastfreund, bei welchem wir wohnten, und den meine lieben Leser bereits kennen gelernt haben. 11 Wir bezahlten unsern Kaffee und gingen.
    Der Bimbaschi wußte, daß wir flußabwärts gewollt hatten, und als er nun hörte, daß unser Ritt

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