Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Titel: Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
fragte er mit zuversichtlicher Stimme, da er sich unter dem Schutze seiner Leute und des großen Fasses für unangreifbar hielt.
    »Dummheit!« lachte Walker. »Vorhin nanntet Ihr uns Hallunken, und jetzt fragt Ihr uns, wer wir sind! Geht hinter Eurem Fasse hervor, dann werden wir mit Euch reden!«
    »Fällt mir nicht ein! Also, wer seid Ihr?«
    »Prairiejäger.«
    Da Walker die Antworten zu übernehmen wollen schien, so hielt ich mich schweigend.
    Der Zahlmeister frug weiter:
    »Wie ist Euer Name?«
    »Thut nichts zur Sache!«
    »Also renitent! Ich werde Euch noch die Zunge lösen; darauf könnt Ihr Euch verlassen! Was wollt Ihr hier in Echo-Cannon?«
    »Euch warnen.«
    »Warnen? Ah! Vor wem?«
    »Vor den Indsmen und Railtroublers, welche Echo-Cannon überfallen wollen.«
    »
Pshaw,
macht Euch nicht lächerlich! Ihr gehört zu den Railtroublers und wollt uns überlisten. Aber da kommt Ihr an die Rechten!« Und sich an seine Leute wendend, befahl er: »Nehmt sie gefangen und bindet sie!«
    »Wartet noch ein Weilchen!« meinte Fred.
    Er langte in die Tasche. Ich ahnte, daß er sein Legitimationszeichen als Detective vorzeigen wolle, und sagte zu ihm:
    »Das ist nicht nothwendig, Fred. Laßt das Ding stecken! Wir wollen doch einmal sehen, ob siebzehn Railroader es wagen werden, drei richtige Westmänner anzugreifen. Wer nur einen Finger gegen uns zuckt, der ist eine Leiche!«
    Ich machte die grimmigste Miene, die mir möglich war, warf die Büchse über den Rücken, nahm in jede Hand einen Revolver und schritt dem Eingange zu. Winnetou und Walker folgten. Keinen Augenblick nach dieser Demonstration war der tapfere Zahlmeister verschwunden; er hatte sich so tief wie möglich hinter dem Fasse niedergeduckt, und nur der gegen das Dach emporragende Lauf seiner Flinte gab den Ort an, wo Master Ohlers unter Umständen anzutreffen sei.
    Was die Eisenbahner betraf, so schienen sie nicht die mindeste Lust zu haben, das Vorbild ihres Herrn und Meisters zu mißachten. Sie bildeten Spalier und ließen uns ganz ungehindert passiren.
    Das also waren die Leute, welche den Ogellallah und Railtroublers widerstehen sollten! Das gab eine schlechte Perspective auf die nächsten Tage.
    Ich wandte mich jetzt um und sagte zu den Railroadern:
    »Jetzt könnten wir Euch einschließen, Mesch’schurs, aber wir wollen es nicht thun. Bringt den tapfern Master Ohlers heraus, damit wir es zu einer verständigen Rede bringen. Das ist nothwendig, wenn Ihr von den Sioux nicht ausgelöscht 8 werden wollt!«
    Nach einiger Anstrengung gelang es ihnen, den Kleinen an das Tageslicht zu expediren, und nun erzählte ich ihnen Alles, was geschehen war. Als ich geendet hatte, saß der Zahlmeister vor Angst kreideweiß auf dem Quadersteine, auf welchem er Platz genommen hatte, und sagte mit unsicherer Stimme:
    »Sir, jetzt glaube ich Euch, denn es wurde uns erzählt, daß dort am Unglücksplatze zwei Männer ausgestiegen sind, um eine Lerche todt zu schießen. Also dieser Gentleman ist Master Winnetou? Habe die Ehre, Sir!« Dabei machte er dem Apachen eine tiefe Verneigung. »Und der andere Gentleman ist Master Walker, den sie den dicken Walker nennen? Habe die Ehre, Sir! Und nun möchte ich auch Ihren Namen wissen!«
    Ich nannte ihm denselben.
    »Habe die Ehre, Sir,« sagte er, ebenfalls mit einer Verbeugung gegen mich. Dann fuhr er fort: »Also Ihr glaubt, daß der Colonel den Zettel gesehen hat und schleunigst kommen wird.«
    »Ich vermuthe es.«
    »Das würde mir lieb sein, außerordentlich lieb; Ihr könnt es mir glauben!«
    Ich glaubte ihm auch ohne Versicherung und Schwur. Er aber erklärte uns:
    »Ich habe nur vierzig Mann zur Verfügung, von denen die Meisten jetzt draußen auf der Strecke beschäftigt sind. Würde es nicht am Besten sein, Echo-Cannon sofort vollständig zu räumen und uns auf die nächste Station zurückzuziehen?«
    »Wo denkt Ihr hin, Sir! Seid Ihr ein Hase? Was sollen Eure Vorgesetzten von Euch denken! Es wäre ja sofort um Eure Stellung geschehen!«
    »Wißt Ihr was, Sir? Mein Leben ist mir lieber als meine Stellung. Verstanden!«
    »Ich glaube es Euch! Wie viele Leute hat der Oberst bei sich?«
    »Gerade hundert, und zwar die tapfersten.«
    »Das merke ich!«
    »Und wie viele Indsmen waren es?«
    »Ueber zweihundert mit den Railtroublers.«
    »O weh! Sie schießen uns in Grund und Boden! Ich kenne keine andere Hülfe als die Flucht!«
    »
Pshaw!
Welches ist die bevölkertste Station von hier?«
    »Promontory. Es werden dort jetzt

Weitere Kostenlose Bücher