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Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen.

Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen.

Titel: Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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seine Begeisterung keine Grenzen. Er selbst, wie er ausdrücklich betonte, war zwar kein Jude, aber er hatte einen Freund, der Finkelstein oder so ähnlich hieß, und das genügte.
    Smiling Joe zeigte mir persönlich seine zwanzig Gebrauchtwagen und pries jeden einzelnen von ihnen begeistert an. Als ich mich nach den restlichen 580 erkundigte, raunte er mir vertraulich zu, daß sie für prominente Gäste aus dem Nahen Osten — also zum Beispiel für mich oder König Ibn Saud - auf einem Geheimgelände bereitgehalten würden.
    »Es ist nur fünf Minuten von hier«, sagte Smiling Joe.
    »Fahren wir los.« Und er lud mich in seinen eigenen Wagen ein.
    Nach ungefähr eineinhalb Stunden flotter Fahrt fragte ich ihn, was eigentlich mit den fünf Minuten los wäre. Smiling Joe gestand mir unter dröhnendem Gelächter, daß er dabei an ein Überschallflugzeug gedacht hätte. Aber jetzt würde es wirklich nur noch zehn Minuten dauern.
    Dämmerung sank herab. Die Wüste, die wir durchführen, zeigte alle Merkmale subtropischer Vegetation. Immerhin waren wir noch vor Einbruch der völligen Dunkelheit in Arizona. Auf dem geheimen Gelände standen, leicht überschaubar, neun Gebrauchtwagen.
    »Ist das alles?« fragte ich. »Wo sind die anderen?«
    »Verkauft«, grinste Smiling Joe. »Die Dinger gehen weg wie die warmen Semmeln. Am Morgen hatte ich noch fünfhundert Wagen hier. Wenn ich's mir recht überlege, bin ich gar nicht scharf drauf, den Rest zu verkaufen. Ich kann mit dem Geld sowieso nichts anfangen.«
    Unwillkürlich drängte sich die Frage auf meine Lippen, warum er mich dann überhaupt hergeführt habe.
    Smiling Joe grinste abermals. Geld bedeute ihm nichts, meinte er. Viel wichtiger sei der gute Ruf »Fairneß und Ehrlichkeit« lautete die Devise.
    Ich hatte währenddessen den rudimentären Wagenpark besichtigt und zu meiner Freude einen verhältnismäßig gut erhaltenen Chevrolet entdeckt, der laut kreidiger Aufschrift auf der Windschutzscheibe nur 299,99 Dollar kosten sollte. »Der Wagen gefällt mir«, sagte ich. »Den will ich haben.«
    »Junge, Junge!« Smiling Joe hieb mir anerkennend seine Pranke auf die Schulter. »Das nenne ich ein sicheres Auge! Schaut hin - und hat auch schon mein bestes Stück! Der Wagen ist zwar verkauft, an den Gouverneur dieses aufstrebenden Staates -, aber wenn ich Sie damit glücklich machen kann, dann blättern Sie vierhundert Dollar auf den Tisch des Hauses und der Chevy gehört Ihnen.«
    »Wieso vierhundert? Da steht doch ganz deutlich 299,99?«
    »Listenpreis, mein Junge. Ohne Räder. Wenn Sie für 299,99 einen Wagen ohne Räder kaufen wollen - ich habe nichts dagegen. Aber vergessen Sie nicht, daß Chevrolet eine der teuersten Automarken Amerikas ist.«
    Ich zeigte wortlos auf die Neonlicht-Reklame am Eingang, die in großen Blinklichtern besagte:
    »Chevrolet - der preisgünstigste Wagen Amerikas!«
    Smiling Joe büßte weder seine Ruhe noch sein Grinsen sein:
    »Wer kümmert sich heute noch um Neonlichter? Längst überholt!«
    Ich hatte den Wagen mittlerweile von allen Seiten geprüft und fand ihn immer mehr nach meinem Geschmack.
    »Okay«, sagte ich. »Ich nehme ihn.«
    »Großartig!« Smiling Joe schüttelte begeistert meine Hände. »Sie sind ein Glückspilz! Machen Sie, daß sie 'rauskommen, bevor ich's mir überlege! Sie werden diesen Wagen mit fünfhundert Dollar Profit verkaufen.«
    »Selber Glückspilz«, gab ich zurück. »Wo sind die Schlüssel?«
    »Schon was von automatischer Kupplung gehört?« grinste Smiling Joe, während er mir die Schlüssel einhändigte. »Und das Lenkrad können Sie mit dem Finger ganz herumdrehen.«
    Ich versuchte das Lenkrad mit dem Finger ganz herumzudrehen, hörte aber sofort auf, als es in zwei Hälften zu zerbrechen drohte.
    »Sehen Sie«, triumphierte Smiling Joe. »Es rührt sich nicht. Solide wie Stahl. Und erst der Zehnzylindermotor! Jungejunge!«
    Ich öffnete die Haube und zählte knapp sechs Zylinder.
    »Eben!« Smiling Joe überschlug sich vor Begeistung.
    »Was das nur für eine Benzinersparnis bedeutet! Und die automatische Vorzündung!«
    Ich demonstrierte ihm mühelos, daß die Vorzündung in keiner Weise automatisch war, sondern mühsam mit der Hand bedient werden mußte. Smiling Joe beglückwünschte mich aufs neue zu meinem Fang. Die automatische Vorzündung sei ohnehin nichts wert gewesen und werde zu den neuesten Modellen nicht mehr geliefert.
    »Glauben Sie, ich würde Ihnen einen schlechten Wagen verkaufen, he? Ich

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