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Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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Regale und Gefrierschränke.
    Das DIN-A5-Flugblatt war gedruckt. Es enthielt dumpfe Verunglimpfungen von »Immigranten und Asylsuchenden«, behauptete, für die »Vereinigung wahrer und reinrassiger Briten« zu sprechen. Ein Absatz in kleinerer Schrift schwadronierte gegen »ausländische Parasiten«, mit einer Nebenbemerkung über Muslime und Juden.
    »Sehr übel«, sagte Nathan. »Waren sie alle gleich?«
    Sie waren. Mehrere Hundert waren im ganzen Viertel verteilt worden. Außerdem waren Hakenkreuze an die Wände der Synagoge gesprüht worden, auf ein paar Eingangstüren und mehrere Bürgersteige, zusammen mit einer Spur roter Farbkleckse.
    Der Ladenbesitzer wirkte relativ unbesorgt, schrieb das alles ein paar »Rowdys und Vandalen« zu. Sie hatten noch nie irgendwelchen Ärger gehabt, waren nie belästigt worden. Das würde sich wieder legen. Aber zwei Leute hatten sich beschwert, weil einige ältere Anwohner Angst bekommen hatten und die Kinder anfingen, Fragen zu stellen.
    »Sie haben das Richtige getan. So etwas können wir nicht zulassen. Wir werden hart dagegen vorgehen, dem ein Ende bereiten, bevor es überhandnimmt. Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    Draußen in der Sonne wickelte Joe Carmody ein weiteres Kaugummi aus und ließ das Papier auf den Bürgersteig fallen. Nathan fauchte ihn an.
    »Was soll das? Wollen Sie, dass man so was vor Ihre Türschwelle wirft?«
    Carmody verdrehte die Augen.
    »Heben Sie das auf und müllen Sie mich nicht mehr zu.«
    Der DC kickte das Papier in den Rinnstein und schob es weiter bis zum Gully, wo er es mit der Fußspitze durch eine der Rillen beförderte. Nathan beobachtete ihn. Er war verärgert, wusste aber auch nicht so recht, wie er mit dem Mann umgehen sollte. Am einfachsten schien es, zumindest für den Augenblick, alles zu ignorieren und mit der Befragung weiterzumachen.
    »Okay, übernehmen Sie diese beiden Häuser – vierzehn und sechzehn, ich nehme einundzwanzig und dreiundzwanzig.«
    »Wozu?«
    »Wir erkundigen uns, ob sie Flugblätter bekommen haben, ob Zeug in ihre Briefkästen gestopft wurde, und wir wollen wissen, ob sie irgendwas gesehen, irgendwas gehört haben … das Übliche.«
    »Werden sie nicht, wenn sie gescheit sind.«
    »Was soll das heißen?«
    »Gut, vierzehn und sechzehn. Hoffentlich sprechen die Englisch.«
    Carmody überquerte die Straße. Nathan sah ihm nach, wollte ihm nicht den Rücken zukehren. Wobei der DC natürlich recht hatte. Keiner würde irgendetwas gesehen haben, und wenn doch, würden sie es nicht sagen. Das konnte man ihnen nicht vorwerfen. Hier hatten sie es nicht mit einer Handvoll kleiner Pisser aus der Dulcie-Siedlung zu tun, die die Schule schwänzten und Ärger machten. Kleine Pisser ließen keine Flugblätter drucken.
    Carmody bewegte sich von Nummer vierzehn weg, gab mit einer Geste zu verstehen, dass niemand geöffnet hatte. Er hämmerte gegen die nächste Tür.
    Sie bekamen nicht viel heraus. Eine Frau zeigte ihnen ein Flugblatt. Der alte Mann hatte sein Haus erreicht und stand davor, als sie näher kamen. Bei ihren Fragen schüttelte er den Kopf.
    »Hab ich doch gesagt«, meinte Carmody. »Was soll man machen?«
    »Weiter fragen.«
    Die Synagoge war geschlossen, aber der Hausmeister wohnte nebenan und war zu Hause. Und er war gesprächig. Er hatte Digitalaufnahmen von den Graffiti gemacht, hatte so viele Flugblätter gesammelt, wie er finden konnte, hatte die Straße beobachtet, hatte seine eigene ausgeprägte Meinung dazu, wer für das alles verantwortlich war.
    Neonazis. Schlägertypen aus Bevham, ein örtlicher Ableger einer nationalen Organisation, gut trainiert, durchtrieben, gut im Planen. Ein weltweites Problem, ein weltweiter Hass auf Juden, eine international organisierte Vereinigung aus antisemitischen und rassistischen Kräften.
    »Mensch Meier«, sagte Carmody, als sie zum Auto zurückgingen. »Dachte schon, wir kämen da vor dem Abendessen nicht mehr raus. Der hat doch ’nen Hau.«
    »Hätten Sie den nicht?«
    »Die sind bestimmt sehr stolz auf Sie, Sarge.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Ich brauch einen Kaffee.«
    »Sie spuren so richtig, was? Ein echter Tugendbold. Sie werden’s noch weit bringen, Nathe, sehr weit. Sie wissen, auf welcher Seite Ihr Brot gebuttert ist. Ich? Ich komm zur Arbeit, mach meinen Job, bring ein paar Kriminelle hinter Gitter, lass ein paar Leute nachts ruhiger schlafen, und der Rest ist mir scheißegal. Nennen Sie mich altmodisch.«
    »Ich nenn Sie gar nichts. Steigen

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