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Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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letzten Streifen aus. Er knautschte das Papier zusammen und steckte es in die Seitenablage.
    »He, seien Sie so gut und nehmen Sie das da raus, mein Auto ist kein Mülleimer.«
    Carmody verdrehte die Augen, holte das Papier mit übertriebener Sorgfalt heraus und hielt es zwischen zwei Fingern. »Was soll ich dann damit machen?«
    »Provozieren Sie mich nicht.«
    Der DC streckte seine Beine im Fußraum aus und verschränkte die Arme. »Wecken Sie mich, wenn wir da sind.«
    »Bleiben Sie lieber wach, ich muss Sie ein paar Dinge fragen.«
    Carmody seufzte.
    »Wie lange waren Sie in Exwood?«
    »Viel zu lange.«
    »Was bedeutet …?«
    »Zwölf Jahre, Sonnenschein.«
    »Und hören Sie auf, mich Sonnenschein zu nennen.«
    Der DC lachte. »Zwölf Jahre, sieben Monate und vier Tage. Wie gesagt, viel zu lange.«
    »Auch bei der Bereitschaft?«
    »Nee.«
    »Wo dann?«
    »Weiter im Süden.«
    »Warum zur Kripo?«
    »Warum nicht?«
    Nathan gab auf.
    Der Verkehr um den Bahnhof war ins Stocken geraten, wie jeden Dienstag, wenn östlich davon der Viehmarkt abgehalten wurde, neben dem Fußballstadion von Lafferton.
    »Was ist das denn hier, die örtlichen Bauerntrampel?«
    »Ist schon sehr alt, der Viehmarkt. Gibt es seit Jahrhunderten.«
    »Dann wird’s Zeit, dass er verschwindet. Kann ja nicht grade hygienisch sein.«
    »Sie wollen mich wohl verarschen.«
    »Wer, ich? Denken Sie doch mal, wie viele Häuser da stehen könnten. Verlegen Sie den Markt in die Pampa, und Sie sind die Verkehrsprobleme und die Wohnungsprobleme los.«
    »Ich frag mich, wozu Sie hergekommen sind.«
    »Für ein paar Tage Frieden.«
    »Oh, ha ha.«
    »Sie haben an dem Serienmörderfall mitgearbeitet, oder?«
    Nathan benutzte das plötzliche Nachlassen des Verkehrs, um einer Antwort auszuweichen. Er dachte nicht daran, mit jemandem wie Joe Carmody darüber zu reden, was passiert war, wie es gewesen war. Es war immer noch da, immer noch schmerzhaft, und würde nie wirklich vergehen, das wusste er, das wusste Em. Das Leben muss weitergehen, sagten die Leute. Tja, aber man konnte es nicht einfach hinter sich lassen. Es blieb einem erhalten. Wo immer man hinging.
    »Hässliche Sache. Hätte nichts dagegen gehabt, selbst dabei zu sein.«
    »Jetzt verarschen Sie mich wirklich.«
    »Besser als all das.«
    »Alles was?«
    »Dieses dämliche Zeug wegen politischer Korrektheit. Ich wette, wenn’s mein Briefkasten wäre, in den sie Scheiße gestopft hätten, und meine verschmierte Garagentür, hätt’s die Kripo nicht so eilig.«
    »Haben Sie ein Problem mit dem Einsatz?«
    »Überhaupt kein Problem, Sonnenschein.«
    »Nennen Sie …«
    »Tschuldigung. Nathe.«
    »Sarge«, knurrte Nathan, bevor er sich zurückhalten konnte.
    Carmody lachte. »Sie kommen gut mit Ihrem DCI aus, was?«
    »Bestens, ja. Toller Mann.«
    »Hab viel von ihm gehört.«
    »Tja, wenn’s nicht ausschließlich Gutes ist, will ich es nicht wissen.«
    »Keine Bange, Nathe, ich hab kein Problem mit Schwulen. So lange sie’s für sich behalten.«
    »Der DCI ist nicht schwul. Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Ich bitte Sie.«
    »Ich sagte, wie kommen Sie darauf?«
    »Schon gut, schon gut, was soll die Aufregung?«
    »Weil er’s nicht ist.«
    »Wenn Sie das sagen.«
    Nathan lenkte das Auto zum Bordstein, um dem Gespräch ein Ende zu setzen. »Also gut, das hier ist die Inkerman Street. Von hier aus gehen wir zu Fuß. Eckladen, zwei weitere Häuser. Klopfen an ein paar Türen. Alles klar?«
    Carmody zuckte die Schultern. Sie gingen schweigend. Die Straßen lagen ruhig in der Morgensonne. Eine Frau schob einen Kinderwagen mit einem Kleinkind auf einem Zusatzsitz. Ein älterer Mann mit Turban schlurfte den Bürgersteig entlang, einen weißen Blindenstock vor sich. Die Reihenhäuser sahen alle gleich aus, mit Erkerfenstern oben und unten und Türen, die direkt auf die Straße führten. Der Laden befand sich an der Ecke der Trafalgar Street. Sie betraten den üblichen eng bepackten Minimarkt mitsamt Videoverleih, der nach muffigen Gewürzen und blumigem Luftreiniger roch.
    »Mr Patel? Ich bin DS Coates, das ist DC Carmody, von der Kriminalpolizei Lafferton. Wie ich gehört habe, hatten Sie ein wenig Ärger?«
    Die übliche Frage, die übliche Geschichte: ans Fenster und an die Wände gesprühte Graffiti; beleidigende, primitive, rassistische Beschimpfungen; Exkremente in mehrere Briefkästen gestopft. Flugblätter. Nathan bat, eines sehen zu dürfen. Joe Carmody wanderte durch den Laden, musterte

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