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Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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Küche.
    Der Garten war wie das Haus, strahlend und gepflegt. Leah hatte nie zuvor so etwas wie einen Garten gehabt und sich mit Verve darauf gestürzt, hatte die Beete und Hängekörbe und Blumenkästen mit Blumen in so vielen leuchtenden Farben gefüllt, wie sie konnte, und den Rest mit den kleinen Lampions. Jeden Abend vom Frühjahr bis zum Herbst, wenn es nicht regnete, ging sie durch den Garten und zündete die Kerzen in den Lampions an.
    Dougie schloss die Augen. Er musste es aussprechen, alles, musste die ganze Geschichte erzählen und laut darüber nachdenken, was zu tun war, und Leah würde zuhören und nichts sagen, nichts verurteilen, nichts tadeln.
    Der Tee kam auf einem Tablett mit den besten Tassen und einem frischgebackenen Kuchen. Inzwischen hatte er gelernt, dass es besser war, ihr keine Hilfe anbieten zu wollen.
    »Das ist sehr, sehr nett, weißt du?«, sagte sie lächelnd und reichte ihm den Tee. Aber in ihren Augen standen Fragen.
    Dougie biss von dem Biskuitkuchen ab, aß ihn langsam, damit sie sah, dass er ihm schmeckte, trank von seinem Tee, bevor er die Tasse absetzte und sagte: »Es geht um Eileen. Irgendetwas Schreckliches passiert, Leah. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich bin am Ende meiner Weisheit.«

Fünfundfünfzig
    H i.«
    Ed blickte nicht auf.
    »Ich bin Kath. Ich werd Reddy genannt.«
    Die Frau setzte sich neben sie auf die Bank.
    Ein Badmintonspiel war im Gange. Ed hatte überlegt, zu fragen, ob sie mitspielen könnte, hatte aber keine Lust auf Ärger gehabt und schaute lieber von der Bank aus zu. Sie war zum zweiten Mal mit einigen von den anderen Insassen zusammen. Anscheinend hatte man entschieden, dass sie nicht Amok laufen würde.
    »Ich weiß, wer du bist.«
    Ed rutschte auf der Bank ein Stück weiter. Die Frau rutschte ihr nach.
    »Wir können fernsehen, kriegen Zeitungen. Kein Problem. Edwina Sleightholme.«
    »Ed«, sagte sie automatisch.
    »Du bist Scheißhauspapier.«
    Ed stand auf.
    »Los, Linda, hau ihn ihr um die Ohren, hau ihn ihr um die Ohren.«
    Ed schob sich an der hinteren Wand der Sporthalle entlang. Sie hatte nicht mit den anderen zusammen sein wollen, das hatte sie gesagt, sie zog es vor, allein zu sein.
    »Jaaa.« Ein Jubelruf ertönte.
    Ed schob sich näher zur Tür. Sie würde in ihre Zelle zurückgehen und lesen.
    Alle strömten zur Tür, als das Spiel beendet war. Die Frau namens Reddy war die Erste, direkt hinter Ed. »Abschaum.«
    Ed spürte etwas Eisenhartes in ihrem Kreuz. Das Gedrängel zur Tür verstärkte sich, und der Druck wurde zu einem unerträglichen Schmerz, von dem ihr schwindelig wurde.
    Das Schubsen ließ nach, als alle wie ein aus einer Flasche befreiter Korken auf den Flur stürmten.
    »Schon gut, schon gut, hört auf zu drängeln und zu schubsen, was ist denn mit euch los? Habt ihr noch nie was von Schlangestehen gehört? Jetzt mal langsam und ordentlich, sonst wird noch jemand verletzt.«
    Ed drehte sich um, aber alle zerstreuten sich. Sie konnte nicht mal mehr Reddys Rücken sehen. Sie schaffte es in all dem Getrappel halb die Eisentreppe hinauf, dann wurde sie ohnmächtig.

    Ed war nie krank und würde jetzt auch nicht damit anfangen.
    »Ich brauch nicht zum Arzt. Mir war nur heiß.«
    »Wirklich? Schaffen Sie es zu Fuß dahin?«
    »Ich brauch den verdammten Arzt nicht.«
    »Ed, Ihnen bleibt keine andere Wahl. Sie waren ohnmächtig, Sie gehen zum Arzt. Das ist nicht wie draußen, das gehört zu den Vorschriften. Können Sie wirklich laufen?«
    Sie sagte nicht nein, verschwieg, dass der Schmerz in ihrem Rücken immer noch ein glühender Schürhaken war, der in ihr steckte. Beim Gehen verdrehte sich der Schürhaken. Sie ballte die Fäuste und zwang sich, aufrecht zu stehen.
    Sie legte keinen Wert darauf, mit anderen zusammen zu sein. Sie blieb lieber für sich, aber sie wollte rausgehen können, in die Sporthalle und die Bücherei, nicht rund um die Uhr und sieben Tage die Woche in ihrer Zelle festsitzen müssen.
    »Sind Sie sicher, das alles in Ordnung ist?«
    »Hab ich doch gesagt.«
    Der Schürhaken verdrehte sich jetzt zur anderen Seite, aber sie würde nichts sagen. Vorausgesetzt, der Arzt verlangte nicht, dass sie sich auszog und sich Zentimeter für Zentimeter untersuchen ließ, war alles gut, sie würde ein Schmerzmittel für erfundene Kopfschmerzen bekommen, das würde reichen.
    Das Gehen entlang des letzten Flurs bis zum Ende war schlimmer als alles zuvor. Der Schürhaken wurde nach vorne gedrückt, hierhin und dorthin

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