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Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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Vielleicht mache ich damit genau das Falsche.«
    »Ich würde mir keine Sorgen machen. Sie hat ein sehr mädchenhaftes rosa Schlafzimmer.«
    »Während meiner Assistenzarztzeit war ich eine von drei Frauen unter siebzehn Männern. Falls sich Hannah für die Medizin entscheiden würde, würde sie merken, dass es inzwischen umgekehrt ist.«
    »Wäre das ein Problem?«
    »Nein, natürlich nicht. Aber es verlangt eine große Veränderung in der Einstellung. Der männlichen Einstellung im Besonderen.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob Ed Sleightholme in dein neues Muster passt … Sie ist achtunddreißig. Eine Einzelgängerin. Ich weiß nicht, was in ihr vorgeht, aber ich bezweifle, dass es etwas mit der neuen Gesellschaftsordnung zu tun hat.«
    »Womit hat es dann zu tun?«
    »Sag du’s mir.«
    »Ich bin kein Seelenklempner.«
    »Ist auch nicht nötig. Denk zurück … Vor nicht allzu langer Zeit hast du einen Psychopathen ziemlich gut gekannt … hast gesehen, wie er vorging.«
    Cat schüttelte den Kopf. »Hör auf.«
    Sie wollte nicht, dass dieser dunkle Schatten über den sonnigen Nachmittag fiel.
    »Na gut, aber der Punkt ist, ein psychopathischer Mörder ist ein psychopathischer Mörder … ein Einzelgänger ohne die Fähigkeit, normale Beziehungen einzugehen, ein Fanatiker, jemand ohne Gewissen, jemand, dessen Leitprinzip Selbstbefriedigung ist, um jeden Preis. Ich glaube, es ist ein merkwürdig geschlechtsloser Zustand.«
    »Kann nicht sein. Dann müsste die Anzahl männlicher und weiblicher psychopathischer Mörder gleich sein, und das ist sie nicht. Ich könnte keine sechs Frauen nennen, die auf diese Weise gemordet haben.«
    Simon schwieg, drehte den Stil seines Glases zwischen den Fingern. »Wie ist es mit einer Frau, die jemanden als Geisel nimmt … oder denjenigen unter Androhung von Gewalt festhält?«, fragte er nach einem Moment.
    »So was gibt es … Guerillas … Soldatinnen. Es gibt weibliche religiöse Militante, weibliche Selbstmordattentäter.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich meinte nicht im Krieg.«
    »Ich kann es mir in extremen häuslichen Situationen vorstellen … Ehekrisen. Jemand, der an den Rand des Erträglichen getrieben wird. Aber das ist sehr ungewöhnlich, oder?«
    »Die Bereitschaftspolizei kriegt davon eine ganze Menge mit. Kommen noch Alkohol und Drogen ins Spiel, eskaliert es.«
    »Wie kommst du auf häusliche Geiseln?«
    »Wegen gestern.«
    »Ach so. Davon weiß ich aus der kirchlichen Gerüchteküche. Man erwartet ja nicht, dass herumstreunende Irre in englische Kathedralen hineinspazieren.«
    »Bin mir nicht sicher, ob er ein Irrer ist. Seine Frau ist gestorben. Er wollte sich an Gott rächen, und Jane Fitzroy kam der Sache am nächsten. Die Frau ist viel zu christlich. Wollte wegen irgendeiner Art unangebrachter Nächstenliebe keine Anzeige erstatten.«
    »Tja, wenn er in seelischer Not ist …«
    »Das sind viele.«
    »Ich glaube nicht, dass mir dieser neue, unbeugsame DCI gefällt.«
    »Gewöhn dich an ihn.«
    Cat blickte ihren Bruder von der Seite an. Dann lachte sie. »Vermutlich ist der Kerl eingewiesen worden?«
    »War niemand zum Einweisen da. Er ist verschwunden. Wir hatten keinen Grund, ihn festzuhalten.«
    »Ich frage mich, ob diese Jane Patientin bei uns ist. Oder er, im Übrigen. Von hier?«
    »Ja. Aus diesem Yuppie-Umbau am Kanal.«
    »Max Jameson! O mein Gott, das hätte ich wissen müssen. Seine Frau ist gestorben … Lizzie. Die wunderschöne, liebenswerte Lizzie. Sie hatte eine neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit. Der erste Fall, den ich hatte, und ich hoffe, der letzte. Ich muss zu ihm.«
    »Warum?«
    »Ich bin seine Ärztin, Si… Was ist nur mit dir?«
    »Du bist viel zu gewissenhaft. Wenn er dich braucht, wird er einen Termin ausmachen.«
    Cat schnaubte. »Trink die Flasche leer«, sagte sie und ging zum Haus. »Könnte dich milder stimmen.«

Zwanzig
    D as Metallgitter glitt zurück. Augen funkelten hindurch. Sie wich zurück, aber sie sahen sie. Sie sahen sie, wo immer sie in der Zelle war. Sie hatte versucht, sich flach auf den Boden zu legen. Sie sahen sie. Sie kamen alle fünfzehn Minuten. Gitter auf. Augen. Die Augen schwenkten hin und her. Nahmen sie aufs Korn. Sahen sie. Starrten zwanzig Sekunden lang. Das Gitter schloss sich wieder.
    Sie wusste, worauf sie warteten. Hofften? Würde ihnen das Leben einfacher machen, nicht wahr? Nur war sie kein Feigling, und Selbstmord war Feigheit. Außerdem gab es dazu keine Möglichkeit.

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