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Der Seele weißes Blut

Der Seele weißes Blut

Titel: Der Seele weißes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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unbekannte Wasserleiche, die seit acht Monaten darauf wartete, identifiziert zu werden, ein Suizid auf den Bahngleisen. Sie errichtete fünf ordentliche Stapel und war so vertieft, dass sie erschrocken zusammenfuhr, als es an der Tür klopfte.
    Köster schob sich herein, zwei Kaffeebecher in der Hand. »Morgen, Kleines. Alles okay?«
    Sie nahm einen Becher entgegen. »Könnte schlimmer sein.«
    »Wie macht sich der Neue? Auf mich wirkt er ganz nett.«
    Lydia warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. »Nett. Na wunderbar.«
    »Du magst ihn nicht, das habe ich gemerkt. Aber er ist ein guter Bulle. Und er hat es nicht leicht gehabt in den letzten Jahren.«
    Lydia fiel ein, das Köster irgendetwas über Christopher Salomon wissen musste. »Was ist mit ihm?«
    »Hat ziemlich viel durchgemacht, der arme Kerl.«
    »Was denn?«
    Köster schlürfte seinen Kaffee. »Ist privat. Das soll er dir lieber selbst sagen.«
    Lydia schnaubte. »Ist ihm die Frau davongelaufen?«
    »Lydia, bitte. Was ist denn los mit dir?«
    »Ach, Köster. Warum bist du nicht mein Partner geworden? Wir wären ein tolles Team, du und ich.«
    Köster schüttelte den Kopf. »Ich bin ein alter Mann. Ich hätte dich nur ausgebremst.«
    Lydia erstarrte. Sie fixierte ihren Kollegen mit zusammengekniffenen Augen. Eine unbändige Wut kochte in ihr hoch und ließ ihre Stimme zittern. » Du hast Weynrath das ausgeredet!«
    Köster ließ sich auf Deckers Stuhl fallen, der jetzt Salomons Stuhl war, und stierte in seinen Kaffee. »Ich dachte, es sei besser so. Ich habe ja nicht geahnt, dass du es so schwernehmen würdest. Gib ihm eine Chance, Kleines. Mir zuliebe.«
    Lydia begann, im Raum hin und her zu laufen. Heißer Kaffee schwappte auf ihre Finger, und sie unterdrückte einen Schmerzensschrei. Er würde sie ausbremsen! Was für eine idiotische Idee. Was bildete er sich ein, ungefragt Entscheidungen für sie zu treffen? Er war nicht ihr Vater und sie nicht sein kleines Mädchen. Im Gegenteil, sie leitete schließlich diese Moko. Sie hatte ihm zu sagen, wo es langging. Nicht umgekehrt. Auf keinen Fall durfte sie zulassen, dass die Männer hinter ihrem Rücken paktierten. Vor allem nicht, wenn sie sich dabei einbildeten, ihr damit einen Gefallen zu tun. Es gab nichts Schlimmeres als gut gemeinte Bevormundung. Sie stellte den Kaffeebecher ab und verschränkte die Arme. »Bist du hergekommen, um mir das zu sagen?«
    »Nein. Ich wollte dir etwas erzählen, falls du noch nichts davon gehört hast. Hat vermutlich nichts mit unserem Fall zu tun. Aber man weiß ja nie.«
    »Was?«
    »Vor zwei Wochen hat ein fünfjähriger Junge beim Spielen im Wald ein paar Knochen ausgegraben.«
    »Menschenknochen?«
    »Sieht so aus. Ich weiß nicht viel darüber. Nur dass der Schädel fehlt und man noch nicht genau weiß, wie lange die Knochen dort verscharrt waren. Und ich dachte, wenn es sich um die sterblichen Überreste einer Frau handelt, und man sie wie unsere Tote so eingegraben hat, dass nur der Kopf rausguckte, dann …«
    »Dann wurde der blutüberströmte Schädel vielleicht von Tieren verschleppt und deshalb nicht gefunden.«
    »Genau.«
    »Das ist aber gegenwärtig ein bisschen weit hergeholt, findest du nicht?«
    »Eigentlich schon. Allerdings liegt der Fundort der Knochen nur etwa drei Kilometer Luftlinie von unserem Tatort entfernt.«
    »Mist. Das klingt nicht gut. Wer bearbeitet den Fall?«
    »Halverstett, soviel ich weiß.«
    »Ich werde mich nachher mal mit ihm unterhalten.« Lydia betrachtete nachdenklich den aufgeräumten Schreibtisch. Sie hatte gleich das Gefühl gehabt, dass hinter diesem Mord mehr steckte. Im Grunde hatte sie von Anfang an genau den Verdacht gehabt, den Salomon bei der ersten Besprechung der Moko geäußert hatte: dass es sich nicht um eine Beziehungstat handelte, sondern um das Werk eines verstörten Killers, der jederzeit wieder zuschlagen konnte. Oder der früher schon einmal zugeschlagen hatte. Gut möglich also, dass die Frau, die sie vorgestern gefunden hatten, nicht sein erstes Opfer war.
    Das Telefon schrillte. Als Lydia nicht reagierte, hob Köster ab. Er lauschte, sein Gesichtsausdruck wurde ernst.
    »Und?«, fragte Lydia, als er aufgelegt hatte.
    »Sieht so aus, als hätten wir eine Vermisstenmeldung, die zu unserer Toten passt.«
    Es war wie vor zwei Tagen. Sie saßen in Lydias Toyota, sie steuerte den Wagen forsch durch den Stadtverkehr, keiner von beiden sagte ein Wort. Vorhin im Flur hatte Köster ihn zu Seite genommen und ihn im

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