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Der Seele weißes Blut

Der Seele weißes Blut

Titel: Der Seele weißes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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Hand. »Sollen wir den Kram auch in die Zeitung setzen?«
    »Ich weiß nicht. Es sind ja nicht gerade ungewöhnliche Gegenstände. Ich möchte nicht wissen, wie viele verloren gegangene Taschenmesser im Aaper Wald herumliegen.«
    »Da hast du wohl recht. Aber ich werde dieses Auto mal näher unter die Lupe nehmen. Vielleicht finde ich ja etwas heraus.«
    Halverstett zog die Augenbrauen hoch.
    »Ich hatte mal einen Freund, der diese Dinger gesammelt hat«, rechtfertigte sie sich. »Das ist eine Wissenschaft für sich. Manche sind nur in limitierter Auflage hergestellt worden. Lass mich mal machen.«
    »Ganz wie du meinst.«
    Sie blies die Kerze aus. »Dann mache ich jetzt Feierabend. Gehst du auch?«
    Halverstett blickte auf die Uhr. Veronika erwartete ihn im Hotel. Auf neutralem Boden. Zeit für den Absprung.

32

    Donnerstag, 17. September
    »Louis, Chef, wir haben jemanden festgenommen. Sieht gut aus.« Ingo Wirtz war in ihr Büro gestürmt, ohne anzuklopfen, aber unter diesen Umständen war das verzeihlich. »Meier und Schmiedel haben ihn aufgegriffen. Er hat kein Alibi, so wie es aussieht. Und alles scheint zu passen. Sogar der beschissene Fisch.«
    Lydia sprang auf. »Wo ist er?«
    »Bei Meier und Schmiedel im Büro. Sie wollten mit der Vernehmung auf dich warten.«
    Sie lief hinter ihm her auf den Korridor. Aus dem Büro am anderen Ende des Gangs waren laute Stimmen zu hören. Die Tür war nicht ganz geschlossen. Eine Festnahme. Meier und Schmiedel waren erfahrene Kollegen. Wenn sie jemanden mit aufs Präsidium brachten, musste es starke Verdachtsmomente geben. Bis gerade eben hatte Lydia geglaubt, dass auch dieser Tag voll zäher Ermittlungsarbeit ohne Ergebnis zu Ende gehen würde. Jetzt war mit einem Schlag alles anders. War das der Augenblick, auf den sie alle gewartet hatten?
    Schmiedel trat auf den Flur, gerade als Lydia ankam.
    »Sieht so aus, als wärt ihr diesmal die Stars der Mordkommission«, begrüßte sie ihn. Sie meinte es ehrlich. Es machte ihr nichts aus. Nicht allzu viel jedenfalls. Sie war ehrgeizig, doch wenn einer aus ihrer Moko gute Arbeit leistete, profitierten alle davon. Und in einem Fall wie diesem ging es schließlich in erster Linie darum, den Killer zu stoppen. Natürlich hätte sie den Kerl gern selbst dingfest gemacht, aber da hatten Salomon und sie wohl die falsche Liste erwischt.
    Schmiedel grinste über das ganze Gesicht. »Meine Freundin weiß schon gar nicht mehr, wie ich aussehe. Vielleicht komme ich ja heute endlich mal dazu, sie daran zu erinnern.«
    »Gib mir kurz die Eckdaten«, forderte Lydia ihn auf.
    »Er heißt Johannes Brandau, genannt ›der schöne Jo‹. Achtunddreißig, arbeitslos und vorbestraft wegen Vergewaltigung und Körperverletzung. Und halt dich fest: Er hat schon einmal eine Frau mit einem Stein traktiert. Sie hatte mehrere Platzwunden am Kopf, die genäht werden mussten. Bei seiner Festnahme hatte er eine kleine Sammlung Partypillen in seiner Jackentasche, unter anderem Flunitrazepam. Er hat für beide Morde kein richtiges Alibi – und er ist ein guter Christ.« Sein Grinsen wurde breiter.
    »Was heißt das, kein richtiges Alibi?«, fragte Lydia ungeduldig.
    Inzwischen waren fast alle anderen eingetroffen und standen im Halbkreis um sie. Lediglich Wiechert, Mörike und Meier fehlten. Wiechert war mit den Kriminaltechnikern in Brandaus Wohnung gefahren, und Mörike war in Köln unterwegs. Meier saß im Büro bei dem Verdächtigen.
    »In der Nacht, in der Kristina Keller ermordet wurde, war er allein zu Hause, und als Ellen Dankert starb, hat er sich angeblich in einer Kneipe in Flingern aufgehalten. Der Wirt kann das allerdings nicht bestätigen. Er sagt, dass der schöne Jo öfter bei ihm zu Gast sei, aber an besagtem Abend sei irgendein Fußballländerspiel im Fernsehen gelaufen. Deshalb sei er abgelenkt gewesen und habe nicht darauf geachtet.«
    »Was ist mit den anderen Gästen? Habt ihr die schon befragt?«
    »Negativ. Die, die wir in der Kürze der Zeit auftreiben konnten, hatten ebenfalls nur Augen für das Spiel.«
    »Also keine Zeugen.«
    Schmiedel zögerte. »Na ja, es gibt da noch die große Unbekannte.«
    »Ach?«
    »Genau zur Tatzeit hatte unser Jo angeblich heißen Sex mit einer geheimnisvollen Fremden auf der Damentoilette. Aber natürlich kennt er weder Namen noch Adresse.«
    Lydia zuckte zusammen, als hätte ihr jemand einen Fausthieb in den Magen versetzt. Sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Mit letzter Kraft gelang es

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