Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Seelenbrecher

Der Seelenbrecher

Titel: Der Seelenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
Vom Netzwerk:
Diktiergerät hier für uns plaziert hat?«
»Um uns aus unserem Versteck zu locken!« Tom drehte sich vollends zu ihm um.
»Richtig.«
Wie zur Bestätigung knallte etwa in Höhe der Bibliothek eine Tür. Dann hallten die spitzen Schreie der Köchin den Flur hinunter.
     

01.37 Uhr
    Sie rannten den Flur zurück, der jetzt auf Caspar wie ein dunkler Tunnel wirkte, an dessen Ende eine schaukelnde Grubenlampe hing. Hatte sie der Eingangsbereich, den sie gerade wieder passierten, vorhin noch wie ein schwarzes Loch verschlucken wollen, konnten sie sich jetzt an einem dünnen Lichtfinger orientieren. Ein Wegweiser, den es so eigentlich gar nicht geben dürfte, wenn die Bibliothekstür noch geschlossen wäre.
»Vorsichtig«, warnte Caspar, als sie sich der Stelle näherten, wo der Flur rechts von ihnen in einen Seitenarm führte. Zur Bibliothek. Zum Licht.
Warum hat Bachmann das getan? Weshalb hat er die Tür geöffnet?
Sybille Patzwalk schrie nicht mehr, und Caspar fürchtete, dass das kein gutes Zeichen war. Zum Schreien brauchte man Luft. Schmerzen konnte man nur empfinden, wenn das Gehirn durchblutet wurde. Er schämte sich für seinen perversen Wunsch, die Köchin wenigstens noch einmal röcheln zu hören. Dann bogen sie um die Ecke, und er erkannte seinen Irrtum. Die Tür war verschlossen. Das Licht fiel nicht aus der Bibliothek, sondern aus einer kleinen Kammer schräg gegenüber.
»Das ist eine Falle«, flüsterte Schadeck. Gleichzeitig zog er einen länglichen Gegenstand hervor, der im fahlen Licht silbern funkelte. Tom musste sich den Brieföffner von Raßfelds Schreibtisch genommen haben, als Caspar gerade von seinen mysteriösen Erinnerungen eingeholt worden war. Als Nächstes legte er sich flach auf den Boden und robbte mit geschmeidigen Bewegungen voran, als trainiere er in seiner Freizeit Häuserkampf. Fehlte nur noch, dass er sich den Brieföffner zwischen die Zähne klemmte.
Das ist doch Wahnsinn . Caspar wandte sich nach rechts und rüttelte an der Türklinke der Bibliothek.
»Hey, macht auf!«
»Seid ihr allein?« Der Hausmeister reagierte sofort, offenbar hatte er mit dem Ohr an der Tür des Speisesaals gelauscht.
»Ja, nein. Ich weiß nicht«, antwortete Caspar mit Blick auf die Kammer, aus der es gerade raschelte, als würden Ratten über eine billige Plastiktüte laufen. Er erinnerte sich daran, dass sich auf dieser Ebene die Küche befinden musste.
»Lassen Sie mich rein.«
»Wo ist Sybille?« Bachmanns Stimme drang dumpf durch die schwere Eichenholztür.
»Keine Ahnung, das müssen Sie doch …«
Caspar schnellte herum. Das Rascheln war lauter geworden und hatte seinen Charakter verändert. Jetzt klang es nach einem überfüllten Müllsack, der über einen Steinfußboden geschleift wird.
Auch Tom war verunsichert und blieb mitten in einer amphibischen Bewegung erstarrt liegen, nur einen Meter von der Kammer entfernt. Der Sanitäter hob den Kopf, drehte ihn zur Seite, so dass sein rechtes Ohr parallel über dem Boden schwebte. Dann zog er wieder sein Knie an, wollte sich gerade weiter voranschieben, um besser in die Kammer sehen zu können, als die Dunkelheit alles um sie herum verschluckte.
Schneller noch, als die Scherben der zerschlagenen Glühbirne in der Kammer zu Boden fallen konnten, füllte das Schwarz der Nacht jede Fuge im Erdgeschoss. Nichts. Kein Flackern. Kein Blinken. Caspar sah gar nichts mehr. Er hörte nur noch. Das Schleifgeräusch kam direkt auf ihn zu. Und zwar nur das Schleifgeräusch, was in ihm die grauenhafte Vorstellung eines madengefüllten Müllbeutels hervorrief, der sich konvulsivisch zuckend in schlangenartigen Bewegungen alleine durch den Flur schlängelt.
Er wollte schreien, doch da merkte er, dass er ohnehin schon brüllte. Seine Lunge schmerzte ebenso wie die geprellten Zehen an seinen Füßen, mit denen er immer wieder gegen die Tür trat, damit Bachmann endlich aufmachte und sie hier rausholte. Raus aus der Nacht, aus der Dunkelheit, die immer intensiver zu werden schien, je lauter die Schleifgeräusche wurden, die jetzt auch noch von einem erstickten Pfeifen flankiert wurden. Caspar hoffte, Schadeck würde sich einen Zweikampf mit dem Seelenbrecher liefern. Wünschte sich, dass es der Sanitäter war, der die erstickten Gurgelgeräusche hervorrief, indem er Brucks Kehlkopf zerquetschte, doch dann wurde ihm klar, dass es genauso gut andersherum ablaufen könnte. Und wenn Tom gerade seinen Todeskampf verlor, würde er selbst das nächste Opfer sein. Was ist hier

Weitere Kostenlose Bücher