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Der Seelenfänger

Titel: Der Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ihrem Großvater fragen sie öfter, aber der hat ja auch öfter mit ihnen gespielt.«
    Preacher schwieg.
    »Kinder sind nicht viel anders als kleine Tiere. Sie erkennen instinktiv ihren Platz in einer Beziehung. Sie reagieren sofort, wenn man ihnen Aufmerksamkeit und Zuneigung schenkt.«
    Preacher drückte seine Zigarette aus. »Wahrscheinlich hast du recht, Jane. Du hast unsere Ehe sehr gut beschrieben.«
    »Ach, ja?« fragte sie. »Ich weiß nicht. Ich habe dich so oft predigen hören. Ich erinnere mich, daß der Gott, den du verehrst, ein eifersüchtiger Gott ist, der es nicht zulassen will, daß jemand zwischen euch tritt. Hast du dir je überlegt, daß Jesus gestorben ist, ohne je einer Frau seine Liebe erklärt zu haben.«
    »Jesus hat alle Menschen geliebt«, sagte Preacher. »Er ist gestorben, um uns zu erlösen.«
    »Das bestreite ich nicht«, sagte sie. »Aber könnte es nicht sein, daß Jesus der Menschheit soviel Liebe geschenkt hat, daß er keine mehr übrig hatte für eine einzelne Frau?«
    »Du weißt genau, daß ich Jesus nicht gleiche«, sagte Preacher.
    »Das habe ich auch nicht behauptet«, erwiderte sie. »Ich sage nur, daß du all deine Liebe in Jesu Namen an deine Gemeinde verschenkst und keine mehr übrig hast für dich selbst.«
    »Verstehst du das nicht? Es gibt so viel Arbeit, und ich habe so wenig Zeit.«
    »Ich verstehe durchaus«, sagte sie. »Ich verstehe nur zu genau. Deshalb bin ich ja gegangen. Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, daß du deine Aufgabe nur dann so erfüllen kannst, wie du willst, wenn du ganz unabhängig und frei bist. Jegliches Privatleben ist doch für dich nur ein Mühlstein am Hals.«
    »Das klingt, als wäre ich sehr egoistisch«, sagte er leise.
    »Nein, du bist nicht egoistisch«, gab sie zurück. »Du versuchst, allen Menschen etwas zu geben, du versuchst, ihnen alles zu sein. Du strengst dich unglaublich an, weil du denkst, daß Gott es verlangt. Aber ich kann einfach nicht glauben, daß Jesus in seiner Güte mehr von dir verlangt, als daß du in erster Linie du selbst bist.«
    Preacher stand auf und seufzte. »Jane, ich bete nur, daß aus dir nicht der Teufel spricht, der mich dazu bringen will, die Wege des Herrn zu verlassen.«
    Gelassen erwiderte Jane seinen Blick. »Ich werde auch beten, Preacher. Ich werde darum bitten, daß dir Jesus die Fähigkeit schenkt, dich selbst zu erkennen. Damit du begreifst, daß du auch nur ein Mensch bist und keineswegs die Aufgabe hast, Gottes Rolle auf Erden zu spielen.«
    Preacher stand auf seiner Plattform unter der Bühne und hörte dem Chor zu, der oben im Auditorium sang. Der Fernsehmonitor zeigte ein Luftbild von Churchland; die Kameras schwenkten dann zu der Menge, die ins Auditorium strömte, folgten den Gläubigen bis in den Saal und fingen schließlich das goldene Kreuz ein, das den Bühnenhintergrund schmückte.
    Der Chorgesang wurde leiser, und die Stimme des Ansagers meldete sich. »Meine Damen und Herren, aus Churchland in Texas begrüßt Sie die Kirche der amerikanischen Christen mit ihren viertausendneunhunderteinundsiebzig Tochtergemeinden zu unserem allwöchentlichen Programm Sonntag in Churchland.«.
    Der Ansager unterbrach sich für einen Moment, das Publikum klatschte, und als sich der Beifall gelegt hatte, folgte der wichtigste Teil seiner Ankündigung: »Meine Damen und Herren, hören Sie jetzt Ihren Pastor, Dr. C. Andrew Talbot!«
    Wieder erhob sich kräftiger Beifall, und in Preachers Kopfhörer sagte die Stimme des Sendeleiters: »Es geht los, Dr. Talbot.« Unbewußt nickte Preacher, und die Plattform stieg langsam zur Bühne empor. Als er die Kanzel erreichte, steigerte sich der Applaus zum Orkan.
    Er wartete einen Moment, dann hob er die Arme. Allmählich verebbte der Beifall. »Brüder und Schwestern«, sagte er. »Ich begrüße Sie im Namen unseres Herrn, Jesus Christus!« Wieder wollten die Menschen im Saal applaudieren, aber Preacher sprach sofort weiter. »Heute ist für mich ein besonderer Tag, meine Freunde! Ein Tag, der für uns von bleibender Bedeutung, sein wird. Denn seit heute bin ich in unserer Kirche nicht mehr allein! Ich habe drei Brüder gefunden, drei kluge, erfahrene Männer, die unsere Kräfte mit ihrer Glaubensstärke vervielfachen werden.«
    In Preachers Kopfhörer war die entsetzte Stimme des Sendeleiters zu hören. »Das ist nicht das richtige Skript, Dr. Talbot!
    Sie vermasseln ja sämtliche Stichworte! Soll ich Ihnen das richtige Skript auf dem Monitor einspielen

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