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Der Seelenfänger

Titel: Der Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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lassen?«
    Preacher drückte den roten Unterbrecherknopf, der die Lautsprecher abstellte und ihn mit dem Regieraum verband. »Nein«, sagte er leise. »Sie müssen improvisieren.«
    Er ließ den Unterbrecherknopf wieder los, das Publikum hatte von dem kleinen Zwischenfall nichts bemerkt. »Ich habe heute die Ehre und das Vergnügen, Ihnen den ersten dieser drei Männer selbst vorzustellen. Ich kenne diesen Bruder in Christo schon lange. Er hat mich in den langen Jahren des Kampfes um diese Kirche und in den Jahren des Aufbaus begleitet. Durch ganz Amerika sind wir zusammen gezogen und haben gepredigt, erst vom Wohnwagen aus, später mit einem Zelt. Im Winter hat es geschneit und geregnet, im Sommer haben uns Hitze und Dürre gequält, aber dieser Mann ist immer bei mir geblieben. Denn sein Glaube und seine Liebe zu Jesus beruhen nicht nur auf Worten, sie gründen im Kampf. Dieser Mann hat Zeit seines Lebens mit den Kräften des Bösen gerungen, und er hatte immer den Mut, dem Teufel die Stirne zu bieten. In den letzten Jahren hat er sich besonders um den Aufbau unserer Tochtergemeinden bemüht, die inzwischen wesentlich dazu beitragen, daß wir jede Woche neue Seelen zum Herrn führen können. Hunderte und Tausende hat er gewonnen. Unter seiner Leitung ist unsere Zeitung, das Magazin der größeren Minorität, zum Sprachrohr der wahren Bedürfnisse unserer Tochtergemeinden geworden. Seit er diese Zeitung gegründet hat, erfahren Tausende, wie schwer es vielen Brüdern und Schwestern im Land draußen fällt, ihre Kinder zu kleiden, für das tägliche Essen zu sorgen und all die Ungerechtigkeiten abzuwehren, die ihnen andere unter dem Einfluß des Satans zumuten. Er lehrt unsere Brüder und Schwestern, sich den Forderungen des wirklichen Lebens in Christo zu stellen und nicht denen zu trauen, die ihnen das himmlische Schlaraffenland vorgaukeln.«
    Preachers Stimme war immer leiser und intensiver geworden. Jetzt unterbrach er sich und setzte neu an. »Liebe Freunde, ich
    freue mich, Ihnen meinen geliebten Bruder in Christo vorstellen zu können, der heute predigen wird: Reverend Joseph Washington.« Preacher trat von der Kanzel zurück, zeigte mit der Hand in die Kulissen und winkte mit der anderen Beifall herbei.
    Gehorsam folgte die Menge und applaudierte. Joe trat aus den Kulissen, und einen Augenblick schien es, als ob der Beifall abflauen wollte, aber Preacher ließ es nicht zu. Mit einer energischen Geste verlangte er, daß der Beifall fortgesetzt wurde, und es gelang. Das Publikum klatschte, und Joe schritt würdevoll über die riesige Bühne. Mit seinem dunkelblauen, wallenden Talar und der großen, schneeweißen Halskrause unter dem dunklen Gesicht sah er wie das Ideal eines Seelsorgers aus. Ein Gottesmann, wie er im Buche steht.
    Preacher gab ihm die Hand, sie umarmten sich, und Preacher führte den Schwarzen zur Kanzel. Dann setzte er sich auf einen Stuhl in der Nähe, der von den Kameras ständig eingefangen werden konnte. Er hatte die Absicht, den Zuschauern an den Bildschirmen draußen zu zeigen, daß er seinen Freund voll und ganz unterstützte.
    Als Joe den Blick über die Gläubigen hingleiten ließ, wurden sie still. Er stand sehr gerade, seine große Gestalt überragte die Kanzelbrüstung erheblich. Es sah aus, als wäre sie zu klein für den riesigen Mann. Ohne zu sprechen, nahm er ein kleines drahtloses Stiftmikrofon von der Kanzel, steckte es sich an den Talar und stieg auf die Bühne herunter. Er ging bis zur Rampe und blickte die Zuschauer an. Schließlich begann er zu sprechen. Seine Stimme klang so voll und war so musikalisch wie die der größten Prediger aller Zeiten.
    »Brüder und Schwestern, wir hören die Worte der Heiligen Schrift. Im Ersten Psalm heißt es:
    >Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen, sondern hat Lust zum Gesetz des HERRN
    Und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht!
    Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht.
    Und was er macht, das gerät wohl.
    Aber so sind die Gottlosen nicht, sondern wie Spreu, die der Wind verstreuet.
    Darum bestehen die Gottlosen nicht im Gericht n och die Sünder in der Gemeinde der Gerechten.
    Denn der HERR kennt den Weg der Gerechten, aber der Gottlosen Weg vergeht. <«
    Joe ließ seine Stimme verhallen, dann ging er wieder zur Kanzel. Er stützte sich auf den Pultrand, schob das

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