Der Seelenfänger
Bisher hatten wir allerdings keine geeigneten Künstler zur Gestaltung eines solchen Programms zur Verfügung. Ich freue mich deshalb, dem Vorstand mitteilen zu können, daß wir gestern eine Vereinbarung getroffen haben, die uns die Ausstrahlung einer täglichen Sendung ermöglicht. Lassen Sie sich bitte von Marcus Lincoln über die Details informieren. Bruder Marcus.« Preacher nickte dem Fernsehmanager zu.
Lincoln erhob sich. »Vielen Dank, Dr. Talbot.« Er lächelte erfreut in die Runde. »Ehe ich Ihnen die Einzelheiten berichte, möchte ich unserem neuen Vorstandsmitglied, Bruder Sanford
Carrol, noch meinen herzlichen Dank dafür sagen, daß er mich bei der Ausarbeitung dieses Konzepts von Anfang an mit Rat und Tat unterstützt hat. Ich wüßte nicht, ob wir ohne seine große Erfahrung einen so wichtigen Schritt in so kurzer Zeit hätten tun können.«
Lincoln lächelte dem Angesprochenen zu, der zustimmend nickte. Preacher mußte innerlich grinsen. Lincoln verstand sein Geschäft. Er hatte sich rückversichert. Nach einer viertelstündigen, entspannten Diskussion wurde der Vertrag mit Jimmy Hik-kox und seiner Frau einstimmig begrüßt.
Randle hob die Hand. »Herr Vorsitzender!«
Preacher nickte ihm zu. »Sie haben sich zu Wort gemeldet, Bruder Randle?«
Der alte Mann beugte sich vor, stand aber nicht auf. »Ich habe besonders den einleitenden Worten von Dr. Talbot aufmerksam zugehört, und ich stimme ihm vollkommen zu. Diese Gemeinde ist wirklich sehr rasch gewachsen, und ich habe volles Verständnis dafür, wenn Dr. Talbot heute sagt, für einen einzelnen sei es unmöglich, das alles zu überblicken. Deshalb möchte ich vorschlagen, daß wir einen Exekutivausschuß bilden, der alle seelsorgerischen, administrativen und finanziellen Aktivitäten unserer Kirche bis ins Detail überprüft und Vorschläge zur Steigerung unserer Leistungsfähigkeit macht. Dieser Untersuchungsausschuß soll Dr. Talbot und dem Vorstand Bericht erstatten, damit wir die entsprechenden Maßnahmen einleiten können.«
»Ich glaube, wir alle begrüßen den Vorschlag, den Bruder Randle gemacht hat«, erwiderte Preacher, »und ich möchte ihn nur in einem Punkt noch ergänzen. Ich bin der Ansicht, daß dem Exekutivausschuß die fünf neuen Mitglieder des Vorstands angehören sollten, weil sie neue Erkenntnisse und Erfahrungen mitbringen und von aller Betriebsblindheit frei sind. Mit Erlaubnis von Bruder Randle möchte ich diesen Vorschlag zur Abstimmung stellen.«
Der alte Mann nickte, Mr. Craig und Mrs. Lacey stimmten ebenfalls zu, und der Antrag wurde einstimmig angenommen, nur die fünf neuen Mitglieder des Vorstands enthielten sich verständlicherweise der Stimme.
Preacher erhob sich. »Ich glaube, damit können wir den offiziellen Teil der Sitzung abschließen. Ich möchte Sie aber noch darüber informieren, daß ich die drei stellvertretenden Pastoren im Verlauf der nächsten Wochen in unseren Sendungen vorstellen werde, damit unser Publikum sie kennenlernt und sich davon überzeugen kann, daß unsere Gemeinde eine lebendige Gemeinschaft mit vielen fähigen Seelsorgern ist. Auf diese Weise können wir unseren Zuschauern die Gewißheit vermitteln, daß diese Kirche nicht auf einen Menschen fixiert ist, sondern ihre guten Werke fortsetzen kann, auch wenn einer von uns einmal ausscheidet. Niemand ist unersetzlich in der Kirche der amerikanischen Christen außer Gott selbst und sein eingeborener Sohn, Jesus Christus.«
»Amen«, sagten die Vorstandsmitglieder, und Preacher schloß die Sitzung.
Beverly saß ruhig auf der Couch am Fenster, aber Joe lief vor Preachers Schreibtisch auf und ab wie ein gefangener Löwe. »Bist du verrückt geworden?« fragte er wütend. »Weißt du, was du getan hast? Du hast dich in die Hände der Philister begeben, ohne eine Chance zu haben, dich zu wehren. Begreifst du denn nicht, daß Randle nur darauf wartet, dich fertigzumachen? Er will dich unter seine Fuchtel bekommen, und du hast dir selbst noch die Hände gebunden.«
Preacher gab keine Antwort. Seine Augen schienen ins Leere zu starren.
»Wenn du aussteigen willst, Preacher, dann sag’s doch! Übergib ihnen alles und zieh dich zurück! Jetzt drängen sie dich ohnehin aus allem heraus und übernehmen den Laden.«
Preacher sah Beverly an. »Bist du auch dieser Ansicht?«
Die Chinesin zögerte einen Moment, dann nickte sie nachdenklich. »Ich fürchte, das kann man nicht ausschließen.«
Preacher wandte sich wieder an Joe. »Was
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