Der Seelenfänger
in Churchland bloß noch Schwarze herum. Für die Weißen wird bald kein Platz mehr hier sein.«
Preacher runzelte verärgert die Stirn. »Wir haben genug Platz, das wissen Sie genau!«
»Mag schon sein«, sagte Randle. »Aber welcher anständige Weiße will denn mit einem Nigger im selben Hotel schlafen? Wer will sich denn in ein Bett legen, von dem man nicht weiß, wieviele Nigger schon drin gepennt haben?«
»Aber im selben Restaurant dürfen sie essen?« fragte Preacher ironisch.
Randle ließ sich nicht irritieren. »Das werden die Leute nicht mögen.«
Preacher warf seinem Schwiegervater einen wütenden Blick zu. »Kann schon sein, daß es die Leute nicht mögen, aber Sie werden es hinnehmen müssen. Abgesehen davon, daß Ihre Haltung unchristlich ist, verstößt sie auch noch gegen die Gesetze der Vereinigten Staaten.«
»Das sind genau die Gesetze, die wir abschaffen wollen«, sag-te Randle. »Es soll bloß niemand glauben, wir würden dieses idiotische Equal Rights Amendement gestatten.«
Preacher gab darauf keine Antwort.
»Du wirst die Kirche noch ruinieren, wenn du so weitermachst«, sagte Randle. »Das mußt du doch einsehen, mein Sohn.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Preacher gelassen. »Wissen Sie denn nicht, Sir, daß ungefähr die Hälfte der achtzigtausend Baptistengemeinden und mehr als vierzig Prozent der dreißig Millionen Baptisten in diesem Land schwarz sind? Wir haben neulich mal die Ergebnisse der letzten Volkszählung durch den Computer geschickt und sind dabei auf eine sehr interessante Zahl gestoßen. Aufgrund der heutigen Trends beim Bevölkerungswachstum werden in knapp zehn Jahren schon mehr als zweiundfünfzig Prozent aller Baptisten in diesem Land schwarz sein.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Randle.
»Ich kann Ihnen den Computerausdruck holen lassen, Sir«, sagte Preacher. »Jane hat dieses Ergebnis selbst errechnet.«
»Das ist mir völlig egal«, sagte Randle. »Ich werde in meiner Stadt keine Nigger herumlaufen lassen.«
»Meinen Sie Churchland?«
»Was denn sonst?« fauchte Randle. »Schließlich gehört mir das Land und alles, was daraufsteht.«
Preacher warf ihm einen verächtlichen Blick zu. »Sollen wir woanders hingehen?«
»Das habe ich nicht gesagt. Ich habe dich nur gebeten, dich von den Niggergemeinden zu trennen.«
»Schade«, sagte Preacher. »Wir kriegen jetzt jährlich schon anderthalb Millionen Dollar von Ihnen, und die Summe wächst ständig. Übrigens interessieren sich jetzt auch die anderen Fernsehkirchen für diese Gemeinden. Pat Robertson läßt seinen Partner, Ben Kinchlow, bereits an einer Show für die Schwarzen arbeiten, und Oral Roberts hat Fred Price aus Los Angeles zu seinem Verbündeten gemacht. Er will dafür sorgen, daß Price bis Ende nächsten Jahres in hundert Fernsehstationen auftreten kann, statt wie bisher in dreißig.«
»Jerry Falwell kriecht den Niggern nicht in den Arsch«, sagte Randle.
»Das ist richtig«, erwiderte Preacher. »Aber mir liegen Berichte vor, wonach sich das Lehrpersonal und die Absolventen des Liberty Baptist College immer häufiger in den schwarzen Gemeinden zeigen und den Geistlichen Werbematerial, Broschüren und Literatur anbieten. Sie versprechen gelegentlich sogar Stipendien.«
»Woher willst du das wissen?« fragte Randle.
»Eigentlich sind wir eher durch Zufall darauf gekommen. Einige unserer Tochtergemeinden haben sich bei uns beschwert, als das Magazin der Moralischen Mehrheit in den Gottesdiensten verteilt wurde. Sie waren darüber empört, daß ihnen Falwell ein Blatt in die Hand drücken ließ, das sie offen beschimpfte.«
»Unsinn! Sie waren bestimmt bloß beleidigt, weil die Moralische Mehrheit gegen Drückebergerei ist«, erwiderte Randle. »Diese Kerle sind doch stinkfaul. Die leben alle von der Fürsorge, weil sie nicht arbeiten wollen.«
»Das stimmt nicht«, sagte Preacher. »Aber ich habe nicht die Absicht, mit Ihnen zu streiten, Sir. Einige der schwarzen Gemeinden wollen jetzt eine eigene Zeitung herausgeben. Sie haben uns um Unterstützung gebeten.«
»Das ist ja unglaublich!« schrie Randle. »Hab ich dir nicht gesagt, die wollen hier alles übernehmen, die Kerle! Ich hoffe, du hast ihnen kräftig die Meinung gesagt.«
Preacher schüttelte den Kopf. »Keineswegs. Es ist die Aufgabe unserer Kirche, auf die Bedürfnisse der Gemeinden einzugehen. Das ist ein Grundprinzip des baptistischen Glaubens. Jede
Gemeinde hat das Recht, die Heilige Schrift selbst auszulegen und das
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