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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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Ring des Grafen. Ich werde ihn bald benötigen.“ Unterzeichnet war das Schreiben mit einem „P“ .
    Wolf pfiff leise durch die Zähne. Am kommenden Sonntag war der Tag des heiligen Bernhard. Folglich würde der Schnapphahn morgen, Samstag, um Mitternacht, in einer Höhle im Johnsbachtal „weitere Anweisungen“ erhalten, was immer das auch heißen mochte.
    Wolf prägte sich den genauen Wortlaut der beiden Nachrichten gut ein und steckte die Pergamente wieder in die Gürteltasche. Rasch schnürte er sie zu und legte sie an ihren ursprünglichen Platz unter das Kleiderbündel zurück. Kaum dass er damit fertig war, sah er, wie der Badende langsam wieder um die Felszunge gebogen kam und diesmal zielbewusster der Stelle zustrebte, an der er Kleidung und Schuhwerk zurückgelassen hatte.
    Es war Zeit, zu verschwinden.
    Noch während er nach Sankt Gallen zurückritt, begann Wolf zu überlegen, wie er weiter verfahren sollte. Dass er den Grafen nicht sogleich darüber informieren würde, dass einer seiner Bediensteten der Gesuchte war, verstand sich von selbst. In seinem ersten Zorn würde der Saurauer sonst vielleicht noch darauf bestehen, den Schuft sofort einkerkern zu lassen. Doch was wäre damit gewonnen? Natürlich, sie würden ihn verhören und dadurch eventuell wichtige Erkenntnisse gewinnen können. Aber mehr Sinn machte es, mit seiner Festnahme noch zu warten. Immerhin würde sich der Schurke schon morgen Nacht mit einem Komplizen in der Höhle im Johnsbachtal treffen. Das bot Gelegenheit, gleich zwei der Schnapphähne zu fassen. Wolf kannte das Johnsbachtal und auch jene Höhle, die sich an einem der Zuläufe des Johnsbaches befand, wie seine Gürteltasche. Dort boten sich genügend Versteckmöglichkeiten, um die beiden Schurken belauschen und danach festnehmen zu können.
    Je länger Wolf darüber nachdachte, desto mehr gelangte er zu der Überzeugung, dass dies die richtige Vorgehensweise war. Sie mussten zusehen, möglichst alle der dreisten Verbrecher und vor allem den Kopf der Bande zu erwischen. Denn dass der, der da im Fluss gebadet hatte, nicht das Haupt der Schnapphähne sein konnte, war sonnenklar. Er war mit Sicherheit nur ein Spitzel, ein Untergebener, der Anweisungen empfing und der Bande zuarbeitete.
    Wer aber erteilte die Anweisungen? Übermorgen, am Tag vor Sankt Bernhard, um Mitternacht würde Wolf es erfahren. Zusammen mit dem Grafen und einigen Bewaffneten würde er bereits einige Stunden zuvor bei der Höhle sein und von einem sicheren Versteck aus den weiteren Fortgang der Dinge beobachten. Vorerst aber würde er seine Entdeckung für sich behalten.
    Nicht einmal Katharina würde er davon erzählen.
    Es war besser so.

21
    Der Bote aus Steyr traf um die Mittagszeit auf Gallenstein ein.
    „Hans von Grein. Ich bringe im Auftrag von Jakob von Schmelzer eine wichtige Nachricht! Führt mich sofort zum Grafen!“
    In arroganter Knappheit hatte der herrschaftlich gekleidete Fremde seinen Namen und den Grund seines Besuches genannt.
    „Zum Grafen wollt Ihr? Da werdet Ihr Euch wohl noch ein wenig gedulden müssen. Der will um diese Zeit seine Ruhe haben“, entgegnete Wolfhart, einer der beiden Wächter, trotzig und trat dem Reiter in den Weg. Nachdrücklich stieß er mit dem Schaft seines Speers auf den Boden; der Abgesandte des Schmelzers war ihm auf Anhieb unsympathisch.
    „Ihr habt wohl nicht verstanden? Ich muss sofort zu ihm. Die Sache duldet keinen Aufschub. Oder glaubt ihr, Herr von Schmelzer beauftragt mich, seinen persönlichen Syndikus, mit einer Botschaft für euren Gebieter, damit ihr mich dann warten lasst?“, entgegnete der Steyrer grob. Seine Stimme klang von oben herab; zudem hatte er es bislang nicht für notwendig befunden, aus dem Sattel zu steigen – die Stute, auf der er saß, tänzelte ungeduldig hin und her.
    „Is’ ja schon gut. Heiner führt Euch zu ihm“, entgegnete Wolf-hart kleinlaut und trat zur Seite.
    Der andere der beiden Torwächter verbeugte sich kurz. „Wenn Ihr mir folgen wollt?“, sagte er nur und ging voraus. Ungehalten folgte ihm der Reiter.
    „Ja, herein! – Ah, Ihr seid es, Wolf, das trifft sich gut. Gerade wollte ich nach Euch schicken. Nehmt Platz, wir müssen reden!“ Die Stimme des Saurauers klang erregt, seine Züge wirkten angespannt.
    „So?“, entgegnete Wolf erstaunt. Er schloss die Tür hinter sich und setzte sich auf einen Stuhl dem Grafen gegenüber an den Schreibtisch.
    „Ein Bote aus Steyr, der persönliche Syndikus des

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