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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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mit seiner Darlegung fort. „Zwei von der Bande wollen sich also um Mitternacht bei einer Höhle im Johnsbachtal treffen. Sie liegt an einem der Zuläufe des Johnsbachs, direkt neben einem Wasserfall. Ich kenne die Stelle. Und nun mein Plan: Wir – das heißt Ihr und ich – werden vor den beiden dort sein. Mit ein wenig Glück werden wir die Schurken überraschen und festnehmen. Dazu bedarf es jedoch sicherheitshalber einiger Eurer Waffenknechte, die mit uns kommen. Sie müssen allerdings absolut zuverlässig und verschwiegen sein. Damit das Ganze gelingt, sollten wir baldmöglichst aufbrechen – Also: Kann ich auf Euch zählen?“
    „Natürlich könnt Ihr auf mich zählen. Das ist ja wohl keine Frage“, rief Friedrich mit euphorischer Stimme – um seine Lautstärke gleich darauf wieder zu dämpfen; Wolfs Mahnung klang ihm noch im Ohr. „Ich wusste, dass Ihr irgendwann Licht ins Dunkel bringen würdet“, fuhr er leiser werdend fort. „Euer Plan ist vorzüglich. Wir machen alles so, wie Ihr vorgeschlagen habt. Außerdem kann ich bei dieser Gelegenheit dem Prior gleich selbst die Neuigkeiten aus Steyr überbringen. Also, wenn es Euch recht ist, brechen wir sofort auf.“ Der Graf erhob sich mit einem Ruck und schickte sich an, zur Tür zu gehen.
    „Einen Augenblick noch, Graf“, hielt Wolf ihn auf; er hatte sich mittlerweile ebenfalls erhoben. „Denkt daran: kein Wort zu irgendeiner Menschenseele über das Ziel unseres Ausrittes“, mahnte er noch einmal dringlich. „Auch nicht gegenüber Eurem Neffen. Die Waffenknechte werden wir erst unmittelbar bevor wir in Richtung Johnsbach aufbrechen, näher informieren.“
    Noch trennten zwei ganze Tage den Mond vom Erreichen seines vollen Umfangs. Dennoch sollte die Nacht, die bald heraufziehen würde, eine von jenen werden, an denen er klar und hell die samtene Finsternis beherrschte.
    Bereits um Vesper herum hatten sich Wolf und der Graf zusammen mit vier Waffenknechten von Admont aus auf den Weg gemacht. Sie hatten beschlossen, die Pferde in einem Schuppen zurückzulassen, der sich auf einer kleinen Waldwiese nahe der Stelle befand, wo der Weg nach Johnsbach abzweigte. Aufgrund des schwierigen Geländes musste der Rest der Strecke zu Fuß zurückgelegt werden.
    Seit über zwei Stunden schon schritten sie schweigend einen steilen Pfad bergan. Mittlerweile war es Nacht geworden, doch noch benötigten sie keine Fackeln.
    „Wie weit noch, Wolf?“
    Die Stimme des Saurauers, der unmittelbar hinter ihm ging, unterbrach den Gang von Wolfs Gedanken. Er wandte sich um.
    „Geduldet Euch noch ein wenig, Graf. Etwa eine halbe Wegstunde, dann ist es geschafft.“
    Sie verließen den Hauptweg und bogen auf einen schmalen Pfad ein, der sie in vielen Windungen einen steilen, dicht bewaldeten Hang hinaufführte. Jetzt erst entzündeten sie die Fackeln. Noch bevor die angekündigte halbe Stunde vorüber war, wurde die Steigung wieder sanfter, der Wald noch ein Stück dichter, dennoch kamen sie etwas schneller voran. Gleich darauf gelangten sie an eine Stelle, wo der Pfad einen scharfen Knick nach rechts beschrieb, und noch bevor sie die Kehre passierten, kündigte bereits entferntes Rauschen von der Existenz eines Wasserfalls. Offensichtlich hatten sie den Treffpunkt erreicht.
    Wolf stoppte den Trupp und wandte sich an den Grafen.
    „Wir sind fast da“, sagte er und deutete mit der Hand nach vorn. „Dort, hinter der Kehre, liegt unser Ziel.“
    Anschließend erteilte er dem Anführer der Waffenknechte Order. „Ihr werdet euch nun mit euren Kameraden ein Stück weit ins Gehölz zurückziehen. So weit, dass niemand euch von diesem Pfad aus bemerken kann“, befahl er ihm. „Dort wartet ihr vorläufig. Es sind noch gut zwei Stunden bis Mitternacht. Ihr werdet irgendwann zwei Personen den Pfad entlangkommen sehen, aber nichts unternehmen, bevor ihr nicht mein Zeichen vernehmt. Der Graf und ich sind auf Rufweite von euch entfernt. Erst wenn ihr dreimal kurz hintereinander den Ruf eines Käuzchens hört, stoßt ihr zu uns. Dann aber sofort und möglichst leise. Und noch etwas: keine Fackeln! Das Licht des Mondes muss euch genügen.“
    „Jawohl, Herr von der Klause!“, salutierte der Anführer zackig. „Ihr könnt Euch auf uns verlassen. Wir werden das ketzerische Pack schon kriegen.“
    Wolf hatte, noch bevor sie von Gallenstein aufgebrochen waren, den Waffenknechten vorgegaukelt, sie müssten ihm beim Ergreifen von Ketzern behilflich sein, daher der Kommentar des

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