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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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Augenschlitzen versehenen Tuch. Auf dem Skapulier ein seltsames Zeichen: ein weißer Ring mit einem auf dem Kopf stehenden Kreuz.
    „Was, zum Teufel, ist das?“, flüsterte der Graf entsetzt und bekreuzigte sich.
    Auch in Wolf hatte die Erscheinung unwillkürlich ein gewisses Grauen ausgelöst. Schnell hatte er jedoch ihre absurde Lächerlichkeit durchschaut und sich sogleich wieder gefangen.
    „Nichts weiter als der bodenlos gemeine Mummenschanz eines verbrecherischen Gesindels – der Orden vom Ring. Erinnert Ihr Euch nicht an das Schreiben der Schnapphähne?“
    „Ja, schon. Aber weshalb dieses – … Possenspiel?“, gab der Graf, unwillkürlich lauter werdend, von sich.
    „Dafür kann es viele Gründe geben. Wir werden es hoffentlich bald erfahren. – Aber befleißigt Euch um Himmels willen eines leiseren Tons. Wenn der Wahnsinnige dort uns hört, ist es vorbei mit unserem Vorhaben“, mahnte Wolf flüsternd.
    Sie hatten sich während des kurzen Wortwechsels angesehen; jetzt, als sich ihr Blick wieder zur Höhle richtete, bemerkten sie überrascht, dass der Mönch mit einem Mal verschwunden war.
    „Wo ist er hin?“, wisperte der Saurauer.
    „Wahrscheinlich hat er sich mit dem Gaul in den hinteren Teil der Höhle verzogen“, wisperte Wolf zurück.
    „Er wird doch wohl wieder auftauchen?“
    „Natürlich. Wartet ab.“
    Sie schwiegen. Nach wie vor leuchtete das Feuer hell im Eingangsbereich der Höhle und warf bizarr zuckende Schatten an die Wände des felsigen Gewölbes.
    Die überraschende Erscheinung des roten Mönchs hatte den Saurauer die bohrende Frage nach der Identität des Verräters vorübergehend vergessen lassen. Doch jetzt, als sie schweigend warteten, fiel ihm wieder ein, dass Wolf ihm noch immer die Antwort darauf schuldete.
    Gerade wollte er ihn erneut daran erinnern, als abermals das hohle Klappern von Hufen erklang.
    Der zweite der beiden Schnapphähne näherte sich. Ohne zu zögern, ritt er in schnellem Trab auf das Feuer zu, dessen Schein ihm verriet, dass er bereits erwartet wurde.
    „Da! Da kommt er, der verräterische Hundsfott. Er kann es wohl kaum erwarten, den roten Teufel zu sehen. – Komm, lass dich anschauen, du Bastard“, kommentierte der Graf mit vibrierendem Flüstern das schnelle Herbeikommen des Reiters, dessen Gesicht nicht zu erkennen war – auch er hatte eine Kapuze über den Kopf gezogen. Rasch stieg er aus dem Sattel und strebte zielbewusst dem Feuer zu.
    Bis er plötzlich stehen blieb und angestrengt in die gleißende Helle starrte.
    Noch lag sein Gesicht im Schatten der weit nach vorne gezogenen Kapuze.
    Dann aber schlug er sie nach hinten – und im Schein des Feuers erkannte Friedrich von Saurau das Gesicht des Verräters.
    Der Anblick traf ihn mit der Wucht einer Streitaxt.
    Rupert! Rupert Hauensteiner …
    Als habe er den Leibhaftigen persönlich vor sich, starrte der Graf zu ihm hinüber. Verzweifeltes Nicht-glauben-Wollen, gepaart mit maßloser Empörung schienen ihn völlig zu lähmen. Überraschung und Wut wechselten in seinem Inneren. Dann aber löste sich die Starre und machte Abscheu und Hass Platz.
    „Jetzt verstehe ich. – Und dir habe ich vertraut, du erbärmlicher, widerwärtiger Hurensohn!“, kam es verhalten von seinen Lippen, während sich seine Finger um den Griff des Schwertes krampften, das in seinem Gürtel steckte.
    Wolf legte ihm die Hand auf die Schulter – behutsam diesmal und freundschaftlich.
    „Glaubt mir, er wird seiner gerechten Strafe nicht entgehen“, versicherte er ihm, nicht ahnend, wie schnell sich diese Feststellung bewahrheiten sollte.
    Unterdessen hatte sich Rupert dem Eingang der Höhle weiter genähert. Wieder spähte er konzentriert in die Flammen, und wieder wandte er sich um und sandte den Blick suchend über das Plateau, das im Licht des Mondes silbern glänzte – wo war der, der ihn erwartete?
    In diesem Augenblick ertönte ein dumpfes Rufen aus dem hintersten Winkel der Höhle, wo der Schein des Feuers sich im schwarzen Dunkel verlor.
    Rupert fuhr herum und starrte erneut in die Flammen.
    Dann sah er ihn.
    Langsam schreitend trat sein bizarr gekleideter Komplize in den vorderen von flackernder Helle erfüllten Bereich des Gewölbes.
    „Seid gegrüßt, ehrwürdiger Prior.“ Rupert verbeugte sich.
    „Da bist du ja schon. Du bist sehr pünktlich.“ Hohl und dumpf klang die Stimme des Vermummten aus dem Eingang der Höhle.
    „Verzeiht, ehrwürdiger Prior. Aber bin ich nicht stets pünktlich, wenn Ihr

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