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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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– Der Bote aus Venedig. Los, heraus!“, befahl Wolf. „Wir kennen uns ja schon ein wenig, nicht wahr“, fügte er grimmig hinzu, als der Mann aus dem Schatten der Tür ins Freie trat. Auch er wurde von den beiden Soldaten unverzüglich zu Boden geworfen, gefesselt und in gebührendem Abstand neben die anderen gelegt.
    Zufrieden trat Wolf an die Seite des Grafen. „So, das wär’s. Die sind uns vorerst sicher.“
    „Ja. Ihr habt verdammt gute Vorarbeit geleistet“, bemerkte der Saurauer anerkennend. „Ich schlage vor, wir brechen gleich auf und kehren zur Burg zurück. Damit wir die Galgenvögel noch vor Einbruch der Nacht zum Singen bringen. Schließlich haben wir morgen den alles entscheidenden Tag vor uns.“
    „Ich denke, wir sollten sie sofort zum Singen bringen. Hier, an Ort und Stelle“, widersprach Wolf.
    „Hier?“
    „Ja, warum nicht? Je schneller wir erfahren, was wir wissen wollen, desto besser.“
    „Schon. Aber dies hier ist eine Herberge. Auch wenn sie nur schwach frequentiert ist, kommen doch hin und wieder Leute vorbei. Das stört.“
    „Wir lassen es einfach nicht zu. Münzer und Penzlein werden beim Wald Wache halten und jeden, der zum ,Bären‘ will, davon unterrichten, dass die Schenke vorerst geschlossen ist. Auf Befehl des Inquisitors.“
    Nachdenklich strich sich der Saurauer den Bart. „Ja, eine gute Idee. So könnte es gehen.“
    „Also dann. Gehn wir’s an.“ Wolf erhob sich.
    „Ich nehme an, wir werden sie drinnen verhören?“
    „Ja, und zwar jeden einzeln. Keiner soll wissen, was der andere preisgibt.“
    „Das bedeutet, dass wir sie gesondert reinholen?“
    „Richtig. Wir schaffen die Schurken dort hinter das Haus. Burkhart, Berthold und Hauptmann Helfrich bewachen sie und achten darauf, dass sie nicht miteinander sprechen. Ihr, Euer Neffe und ich, wir verhören das Pack. Der Hauptmann wird einen nach dem anderen zu uns hereinbringen. Der Wirt muss sich solange draußen bei den Wachen aufhalten.“
    „Der Wirt. – Was ist überhaupt mit ihm?“
    „Er wird vor Angst die Bruche voll haben und sich drinnen irgendwo versteckt haben.“
    „Wahrscheinlich. Kein Wunder angesichts Eurer Drohung.“
    „Wir werden ihn entschädigen. Ein paar Pfennige müssten ihn wieder versöhnlich stimmen.“
    „Die soll er haben. Ich werde das übernehmen.“
    Wolf nickte und rief die Soldaten zu sich, um ihnen die nötigen Befehle zu erteilen. Die Gefangenen wurden hinter das Haus geführt, wo sie unter der Aufsicht Burkhart Fendrichs, Berthold Riesters und Kuno Helfrichs darauf warten sollten, verhört zu werden, während Wido Penzlein und Thomas zum Hauptweg hinüberritten, um den Pfad zu sichern, der zur Herberge abzweigte.
    Derweil beschloss Wolf, nach dem Wirt zu sehen. Obwohl er die Tür weit öffnete, als er den Schankraum betrat, benötigten seine Augen erneut einige Augenblicke, um sich dem dämmrigen Zwielicht anzupassen. Der Platz hinter dem Tresen war leer. Tonscherben zu Bruch gegangener Krüge und ein zertrümmerter Stuhl lagen herum.
    „Wirt, wo steckst du?“, rief er.
    „Hier, hoher Herr, bitte tut mir nichts. Glaubt mir, bei allen Heiligen: Ich bin unschuldig. Ich habe mit denen nichts zu tun. Ich kenne sie gar nicht“, ertönte plötzlich ein kehliges Jammern. Es schien aus der Erde, aus Richtung des Tresens zu kommen. Jetzt erst bemerkte Wolf wieder das viereckige Loch, das in den Keller führte, der gegraben worden war, um dort all die wichtigen Dinge zu lagern, ohne die kein Wirt und keine Herberge auskamen: Speckseiten, Brot, Zwiebeln, Kohl und vor allem – Bier!
    Langsam die kurze Leiter emporsteigend, tauchte der Wirt auf: zuerst der Kopf, dann die Schultern, schließlich der ganze Körper in seiner beeindruckenden Beleibtheit.
    „Schon gut. Du brauchst dich nicht zu fürchten. Wir wollen nichts von dir. Das mit dem Ausräuchern war nicht so gemeint“, beruhigte Wolf ihn. „Ich verspreche dir auch, dass wir dich für den Schrecken entschädigen werden. Aber vorher wirst du mir helfen, diesen Raum hier ein wenig heller zu machen. Hast du Talglampen oder ein paar Kerzen?“
    „Aber ja doch, Herr. Wenn Ihr Euch ein wenig gedulden wollt.“ Erleichtert begab er sich hinter den Tresen und kramte einige dicke Talgkerzen sowie Feuerzeug aus einer Kiste hervor.
    „Wo wollt Ihr, dass ich sie anzünde, Herr?“
    „Stell die Kerzen dort auf den Tisch!“ Wolf wies zur Rückseite des Raumes, wo unter der winzigen Fensteröffnung ein weiterer Tisch und eine

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