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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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geschickt nutzte, um dem Mann weitere Informationen zu entlocken, die sie für ihren morgigen mitternächtlichen Schlag gegen den „Orden“ gut gebrauchen konnten.
    Auch die Forderung Wolfs, dem Trupp, der morgen in Richtung Windischgarsten aufbrechen würde, als Führer zu dienen, war von Heiner ohne Wenn und Aber akzeptiert worden. Insbesondere nachdem Wolf in Absprache mit dem Grafen und dem Hallstatter dem Schnapphahn zugesichert hatte, sich für eine Milderung seiner Strafe einzusetzen, wenn er mit ihnen zusammenarbeite.
    Matthis war ebenfalls gewillt, die Seiten zu wechseln, nachdem man ihm klargemacht hatte, dass auch er Milde erwarten dürfe, fände er sich zur Mithilfe bereit. Und genau dies war unabdingbar notwendig, wenn der Plan, den Wolf zusammen mit den beiden Gallensteinern nun ausheckte, gelingen sollte.
    Er sah vor, die Bande vorerst in Sicherheit zu wiegen; alles, was auch nur im Entferntesten Argwohn erwecken konnte, musste unterbleiben. Dies bedeutete, dass Engelbert Poetsch, entgegen der ursprünglichen Absicht Wolfs, nun doch am nächsten Tag wie vorgesehen zum sogenannten Horst reisen würde, um das Dokument zu überbringen. Allerdings sollte er nur von Matthis begleitet werden. Dass sowohl der Rotbärtige als auch Heiner nicht mit dabei waren, würde Matthis mit einem ebenso banalen wie glaubwürdigen Vorwand erklären: Der Rote Peter sei unglücklich vom Pferd gestürzt und dadurch nicht mehr in der Lage gewesen, weiterzureiten. Da er sich kaum rühren konnte, habe Heiner beschlossen, bei ihm zu bleiben und ihn in der „Weinhöhle“ so lange zu pflegen, bis er einigermaßen wiederhergestellt sei. Die „Weinhöhle“ war eine tiefe Erdhöhle in einem fast unzugänglich gelegenen Waldstück unterhalb der Admonter Höhe, die von der Bande genutzt wurde, um dort Wein zu lagern. Wolf hatte von Heiner erfahren, dass dies eines der zahlreichen Verstecke war, die der Bande als Zufluchts- und Lagerstätte dienten und nur einer Hand voll Eingeweihten bekannt waren.
    Was den Roten Peter anging, sah Wolfs Plan vor, ihn vorerst in der Herberge festzuhalten. Das Erdloch, das die Vorratskammer bildete, war durchaus geeignet, vorübergehend auch als Kerker zu dienen. Dort unten würden sie ihn einsperren und drei der Waffenknechte des Grafen als Wachen zurücklassen: Bodo Penzlein, Thomas Münzer und Berthold Riester. Den Wirt würden sie als provisorischen „Kerkermeister“ verpflichten – natürlich gegen einen ordentlichen Batzen Geld, denn schließlich musste die Herberge für zwei oder gar drei Tage geschlossen bleiben.
    Nach dem – hoffentlich gelungenen – Schlag gegen die Bande, morgen um Mitternacht, würde der Rotbärtige dann wieder die Gesellschaft seiner Spießgesellen „genießen“ können – allerdings in Ketten und sicher verwahrt in einer der unterirdischen Gefängniszellen auf Burg Gallenstein. Dort würde man sämtliche Gefangenen festhalten, bis sie der zuständigen Gerichtsbarkeit überstellt werden konnten.
    Es ging schon stark auf Non zu, als sie beschlossen, den Heimritt anzutreten.
    Zuvor jedoch hatte Wolf noch darauf bestanden, dass Heiner, Matthis und Engelbert ihr Aussehen veränderten. Zum einen sollten alle drei ihre Bärte abrasieren. Zum anderen sollten die beiden reumütigen Schnapphähne Kapuzen überziehen, während Engelbert einen alten, ausgedienten Pilgerhut verpasst bekam, den Wolf in der Schenke hatte herumliegen sehen. Ein Ansinnen, das ihm nicht nur die verblüfften Blicke der Betroffenen, sondern auch die der Gallensteiner einbrachte.
    „Was, zum Teufel, soll denn das nun wieder?“, fragte der Graf konsterniert.
    „Nun, es könnte schließlich sein, dass wir zufällig anderen von der Bande begegnen. Was, glaubt Ihr, geschieht, wenn die ihre Komplizen und den Fuhrmann erkennen, noch dazu, wie sie schön brav in unserer Mitte reiten?“
    „Aha, verstehe. Ihr denkt wirklich an alles“, gab der Saurauer anerkennend zu. „Bleibt nur zu hoffen, dass Eure List im Ernstfall auch funktioniert“, ergänzte er.
    „Nein! Hoffen wir lieber, dass sie sich erst gar nicht zu bewähren braucht“, entgegnete Wolf grinsend.
    Dann brachen sie endlich auf.

26
    Noch tat der Mond seine Schuldigkeit – er leuchtete. Die Frage war nur, wie lange noch. Besorgt blickte Wolf zu der glänzenden Scheibe empor, die im Abnehmen begriffen war. Sein Blick wanderte nach Osten. Dort zeigten sich erste schwarze Wolkenbänke, die langsam, aber stetig näher zogen. Ein leichter

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