Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
Vom Netzwerk:
Bank an der Wand standen. In diesem Bereich des Raumes stank es am wenigsten – durch das Fenster gelangte ein Hauch frischer Luft in den nach wie vor von Fäkaliendunst erfüllten Raum.
    Nachdem er dem Wirt klargemacht hatte, dass der Schankraum vorübergehend als Verhörraum gebraucht werden würde und er sich deswegen für die nächste Zeit daraus zu entfernen habe, begab sich Wolf in den Hof hinaus. Es war Zeit, den Grafen und den Hallstatter hereinzubitten.
    Sie konnten beginnen.

25
    Blut rann dem Roten Peter den Bart hinunter, tropfte auf das schwarze Wams und von dort weiter auf den gestampften Lehmboden, wo es eine kleine dunkle Pfütze bildete.
    Soeben war er von Kuno Helfrich in den Schankraum gebracht und unter großen Mühen auf einem Stuhl festgebunden worden. Trotz der Fesseln hatte er sich außerordentlich störrisch gezeigt. Erst ein ordentlicher Hieb auf die Nase hatte geholfen, ihn gefügig zu machen.
    Wolf, der mit dem Grafen und dem Hallstatter am Tisch saß, entschloss sich, ohne große Umschweife sofort zur Sache zu kommen.
    „Hör zu, Freundchen. Ich will mich nicht lange mit irgendwelchen Vorreden aufhalten. Um es kurz zu machen: Wir wissen, wer ihr seid. Du und du deine Kumpane, ihr gehört zu jenem verbrecherischen Gesindel, das sich der Orden vom Ring nennt und seit Jahren mordend und raubend durch die Gegend zieht. Allerdings wissen wir nicht alles. Doch diesem Mangel wirst du bestimmt abhelfen, nicht wahr?“
    „Den Teufel werde ich tun. Ihr könnt mich mal. Der Orden wird euch vernichten. Er ist sehr mächtig, und er ist überall“, zischte der Mann überheblich.
    Wolf blieb ruhig. Er lächelte. „Oh, ich denke, da befindest du dich in einem gewaltigen Irrtum. Dein Orden steht kurz vor seiner Zerschlagung. Die Versammlung, die morgen um Mitternacht im Horst stattfindet – du weißt schon, euer Versteck bei Windischgarsten –, wird mit Sicherheit die Letzte ihrer Art sein.“
    Wolf hatte einen Volltreffer gelandet. Ein unartikulierter Ausruf des Schreckens entrang sich der Kehle des Rotbarts. Verzweifelt zerrte er an seinen Fesseln, die Augen traten ihm fast aus den Höhlen.
    „Zur Hölle! … Woher … woher … wisst ihr das? … Ihr steht mit dem Teufel im Bund!“, schrie er. Seine Stimme hatte den volltönenden Bass verloren und sich in ein wüstes Kreischen verwandelt.
    „Nein, mein Freund. Der Teufel ist euer Partner, nicht der unsrige“, entgegnete Wolf gelassen. „Du siehst, ihr seid verloren. Ich kann dir nur raten, dich kooperativ zu zeigen; vielleicht kannst du so wenigstes ein bisschen Gnade vor den Augen derer finden, die dich bald richten werden.“
    Der Rote Peter schwieg. Den Mund halb geöffnet, stierte er in ohnmächtiger Wut auf den Boden.
    „Also, zunächst einmal wirst du mir sagen, wohin ihr die Venezianer verschleppt habt, und vor allem, wie ihr Befinden ist?“, fuhr Wolf fort.
    Langsam hob der Rotbärtige den Kopf. „Ich sagte es bereits: Von mir erfahrt ihr nichts. Zur Hölle mit euch allen!“
    In diesem Moment sprang Arnim von Hallstatt auf. Zwei, drei Schritte um den Tisch herum brachten ihn an die Seite des Gefangenen.
    „Hör zu, du Hurensohn“, stieß er voller Grimm hervor und packte den Mann beim Schopf. „Ich glaube, du verkennst deine Lage. Antworte gefälligst, oder willst du aus diesem Raum mit durchschnittener Kehle herausgeschleift werden?“ Mit diesen Worten zog er seinen Dolch hervor und drückte dessen Spitze dem Gefangenen gegen den Hals. Blutstropfen quollen zwischen den roten Barthaaren hervor.
    „Tu es doch! Komm, stich zu! Glaubst du, dass ich den Tod fürchte, jetzt, nachdem ohnehin alles verloren ist?“, zischte der Schnapphahn. Mit einem Ausdruck höhnischer Verachtung blickte er den Hallstatter aus den Augenwinkeln heraus an.
    Es war der Moment, in dem Wolf begriff, dass sie so nicht weiterkamen. Den Mann mürbe zu machen würde Zeit erfordern, doch die hatten sie nicht. Sie mussten es mit den anderen versuchen. Sollten auch sie sich störrisch zeigen, bliebe allerdings nichts anderes übrig, als zu Mitteln zu greifen, die ihm verhasst waren. Doch die konnten erst auf Gallenstein zur Anwendung kommen. Er entschloss sich, vorerst auf eine weitere Befragung des Mannes zu verzichten und es stattdessen mit dem Boten aus Venedig zu versuchen.
    „Lasst ihn, Arnim“, sagte er. „Wir werden uns später mit ihm beschäftigen. – Hauptmann Helfrich, führt den Mann hinaus und bringt uns den Boten.“
    Das Erste, was Wolf

Weitere Kostenlose Bücher