Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
Vom Netzwerk:
Köpfen. Aber vorher legt ihr sämtliche Waffen ab, auch die Messer. Und lasst euch nur nicht einfallen, irgendwelche Dummheiten zu machen. Hier draußen steht eine ganze Schar gut gerüsteter Soldaten, die euch empfangen wird. Habt ihr verstanden?“
    Wolf legte sein Ohr an eine der Türritzen. Er hörte einige überraschte Flüche, dann ein unterdrücktes Tuscheln – man schien sich zu beraten, doch eine Erwiderung blieb aus.
    „Ich warte. Seid ihr etwa schwerhörig?“, hakte Wolf nach.
    Es war der tiefe Bass, den er bereits kannte, der sich zu einer Antwort entschloss. „Kommt doch herein und holt uns. Wir werden euch gebührend empfangen. Auch, wenn wir dabei draufgehen. Schließlich haben wir nichts zu verlieren“, dröhnte die Stimme in ohnmächtiger Wut.
    Damit hatte Wolf nicht gerechnet. Entweder waren die Schurken tatsächlich zu allem entschlossen, oder sie wollten nur Eindruck schinden und spielten in ihrer Verzweiflung auf Zeit. Er beschloss, ein anderes Mittel einzusetzen.
    „Hör zu, Freundchen. Ich weiß nicht, ob du Heiner, Matthis oder der Rote Peter bist. Aber eines weiß ich. Wir werden nicht hereinzukommen brauchen. Wir werden euch ausräuchern. Siehst du die Fensteröffnung hinter dir? Dort an der Rückwand werden wir ein schönes, großes Feuerchen machen. Weißt du, wie qualvoll ihr ersticken werdet, wenn der Rauch zu euch hineindringt? Oder was es heißt, bei lebendigem Leib gebraten zu werden? Das Dach über euren Köpfen brennt wie Zunder. Also, seid ihr immer noch entschlossen, draufzugehen?“
    Entsetzte Rufe drangen aus der Kneipe.
    „Dann müsstet ihr aber auch den Wirt töten. Wollt ihr das?“, unternahm der Bass einen letzten Versuch.
    „Der arbeitet doch mit euch zusammen; um den ist es nicht schade. Er ist mir gleichgültig“, log Wolf. Dass er den Wirt mit dieser taktischen Lüge in panische Angst versetzte, ließ sich vorerst nicht ändern.
    Wieder deuteten entsetzte Rufe an, dass seine Drohung Wirkung zeigte. Der Wirt stimmte ein Geheul an, als würden die Rauchschwaden bereits schon jetzt in seine Schänke strömen.
    „Ruhe, verdammt noch mal!“, brüllte plötzlich der Bass.
    Die Rufe und das Geheul erstarben. Wolf hörte, wie sich die Männer raunend unterhielten.
    „Also, gut, wir kommen. Öffnet uns!“, klang es verbissen hinter der Tür nach draußen.
    Wolf winkte die Waffenknechte an seine Seite.
    „Es gilt! Burkhart, Berthold und Ihr, Hauptmann Helfrich, haltet eure Schwerter bereit“, forderte er sie auf. „Thomas und Wido, ihr beide nehmt die Halunken einzeln in Empfang und bindet ihnen Hände und Füße!“ Dann wandte er sich an den Hallstatter: „Würdet Ihr mir helfen, die Tür zu sichern, Arnim? Wir öffnen sie gerade so weit, dass jeweils nur ein Mann heraustreten kann.“
    Der Ritter nickte. Während Wolf den Riegel langsam zurückzuschieben begann, stemmten sie sich gleichzeitig gegen die Tür. Vorsichtig zurücktretend, öffneten sie sie nur wenige Hand breit, während die drei Soldaten und der Graf mit gezogenen Schwertern seitlich des Eingangs Position bezogen.
    „Ihr könnt herauskommen – zuerst der, der Matthis heißt! Und denkt daran: keine Mätzchen!“, rief Wolf.
    Langsam zwängte sich der Erste der Schnapphähne durch den schmalen Spalt ins Freie. Er war hager, hatte graues, zerzaustes Haar, einen ebensolchen Bart und so etwas wie ein ängstliches Grinsen aufgesetzt, wobei er einige schwarze Zahnstummel entblößte. Wie gefordert, hatte er die Hände über dem Kopf erhoben. Kaum dass er gänzlich aus dem Schatten der Türöffnung getreten war, wurde er sofort von Wido und Thomas zu Boden geworfen und gefesselt.
    „Der Nächste! – Heiner!“, befahl Wolf.
    Der Zweite trat heraus – ein eher unscheinbar wirkender, untersetzter Mann, glatzköpfig und mit einem blonden Bart; sein Alter ließ sich nur schwer bestimmen. In seinem Blick flackerte Angst. Auch er wurde überwältigt und gefesselt.
    „Weiter! – Derjenige, der Roter Peter genannt wird – raus mit dir!“, rief Wolf.
    Ein Baum von einem Mann trat ins Freie. Wams und Hose waren schwarz, das dichte Haar und der mächtige, krause Bart feuerrot. Vor Wut schäumend sah er sich um. „Wartet nur. Noch ist nicht aller Tage Abend“, presste er mit tiefer Stimme zwischen den Zähnen hervor. Thomas und Wido zögerten fast, sich seiner zu bemächtigen; etwas Wildes, Animalisches ging von ihm aus. Schließlich aber taten sie es doch und fesselten auch ihn.
    „Und nun der Letzte.

Weitere Kostenlose Bücher