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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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wollen wir mal“, sagte der Stadtrichter, „kommt Ihr mit hinein?“
    Wolf schüttelte verneinend den Kopf. „Ich habe bereits genug gesehen“, erwiderte er tonlos.
    Der Stadtrichter nickte verstehend. „Na, dann wollen wir mal“, wiederholte er, sich an seine Gehilfen wendend. Es klang nicht sehr überzeugend, eher so, als wolle er sich selbst Mut machen.
    Sie gingen hinein.
    Einer der Büttel kam als Erster wieder heraus. Besser gesagt, er stürzte – beide Hände vor dem Mund – heraus, sank in die Knie und kotzte sich geradezu die Seele aus dem Leib. Gleich darauf wankten auch der andere Büttel und der Stadtrichter wieder ins Freie.
    Hermann Jenninger, im Gesicht aschfahl, wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Das ist … das ist ja … entsetzlich“, keuchte er. „Das … das mit dem Schwefel … wart Ihr das?“, fragte er heiser.
    Wolf nickte.
    „Gute Idee … wirklich gute Idee“, krächzte Jenninger und bekam auf einmal einen Hustenanfall. Erst nachdem er wieder einigermaßen bei Stimme war, wandte er sich erneut an Wolf. „Würdet Ihr mir ein paar Fragen beantworten?“
    „Aber natürlich. Fragt ruhig“, erwiderte Wolf. Er saß auf einem der Steine, welche die Feuerstelle umgaben.
    „Wann habt Ihr die Leichen entdeckt?“
    „Der Bote, den Otto Metschacher zu Euch sandte, wird es Euch sicher schon gesagt haben. Gestern, um die Mittagszeit, zusammen mit Bertram.“
    „Als Ihr die Hütte zum ersten Mal betreten habt, habt Ihr da irgendetwas Ungewöhnliches wahrgenommen – außer den Leichen natürlich?“
    „Nein, Herr Stadtrichter“, log Wolf. Er sah nicht ein, warum er Jenninger, den er für völlig inkompetent hielt, all seine Erkenntnisse, die er gewonnen hatte, auf die Nase binden sollte. Er holte zu einer Gegenfrage aus.
    „Habt Ihr denn etwas Auffälliges entdeckt?“
    Wichtigtuerisch legte Jenninger seine Stirn in Falten. „Nun, sie sind offenbar im Schlaf überrascht worden. Was folgt daraus? Die Tat geschah des Nachts.“ Der Stadtrichter sprach in einem Tonfall, als habe er durch scharfes Nachdenken eine ungeheuer wichtige Erkenntnis gewonnen.
    „Aha“, bemerkte Wolf ironisch, „eine geniale Schlussfolgerung.“
    „Nicht unbedingt genial, aber durchaus von Bedeutung“, entgegnete der Stadtrichter geschmeichelt, dem der Spott in Wolfs Bemerkung entgangen zu sein schien.
    „Habt Ihr, was die Umstände des Todes angeht, sonst noch etwas Außergewöhnliches festgestellt?“
    „Außergewöhnliches …?“ Jenninger zögerte. „Nun ja … wenn Ihr die Art und Weise meint, wie die Opfer getötet wurden … vielleicht. Ziemlich brutal … würde ich sagen … erschlagen … erstochen. Wie auch immer. Am Boden lauter getrocknete Blutpfützen … überall Schmutz. Aber das habt Ihr ja selbst auch alles wahrgenommen.“
    „Überall Schmutz? Wie meint Ihr das?“
    „Nun, Ihr wisst schon … einfach Dreck: Lehm, Gras, und so fort. Vielleicht wurde er von den Mördern hineingetragen, vielleicht war er aber auch schon vorher da. Wer weiß das schon? Bei einem Köhler geht es ohnehin nicht sehr reinlich zu.“
    Jenninger hatte im Brustton der Überzeugung gesprochen – und damit seine Unfähigkeit offenkundig gemacht. Die ungewöhnlichen Merkmale, welche die Leichen aufwiesen, hatte er nicht im Entferntesten als solche wahrgenommen. Die platte Art, mit der er die vorhandenen Befunde kommentierte, verriet ein hohes Maß an Unvermögen.
    „Was werdet Ihr denn nun weiter unternehmen, Herr Stadtrichter?“, erkundigte sich Wolf weiter.
    „Ich werde bekannt machen lassen, dass jeder hier in der Gegend, dem in den letzten zwei Tagen etwas Verdächtiges aufgefallen ist, sich bei mir melden soll.“ Mit den letzten Worten hatte sich Jenninger aufs Pferd geschwungen. Auch die Büttel, die bis jetzt nicht einen einzigen Satz von sich gegeben hatten, saßen auf.
    „Ach ja, Herr von der Klause, beinahe hätte ich es vergessen – was soll denn nun mit den Leichen geschehen?“, wandte sich Jenninger vom Pferd herab nochmals an Wolf.
    „Ich werde sie begraben. Hier an Ort und Stelle. Die Erlaubnis dazu habe ich schon. Irgendwann in den nächsten Tagen wird Prior Metschacher einen Priester vorbeischicken, der die Gräber dann einsegnen wird.“
    Der Stadtrichter zog die Brauen hoch. „Ihr wollt es allein tun? Sollen meine Gehilfen Euch nicht dabei helfen?“, schlug er vor, worauf die Genannten die Nase rümpften.
    „Danke. Ich nehme Euer Angebot gerne an. Aber sie brauchen mir nur

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