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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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Köhlers.“
    „Aha, Ihr gebt die Verbindung zu dem Jungen also zu. Ihr solltet ihn Euch vornehmen. Was heißt ,vornehmen?‘“, fuhr der Richter fort.
    Wieder schwieg Mautner; es fiel ihm offenbar schwer zu antworten.
    Bruder Magnus, der nach wie vor neben dem Schwerkranken saß, flößte ihm behutsam einige Löffel grüner Flüssigkeit ein, um seine Schmerzen zu lindern.
    „Ich … ich sollte ihn töten“, sagte Mautner schließlich.
    Wolf stieß mit hörbarem Zischen einen langen Atemzug aus. Teuschners Miene wurde hart wie Stein. Auch im Gesicht des Priors wetterleuchtete es, während Bruder Basilius durch ein heiseres Hüsteln seine Erregung verriet. Einzig Sebaldus schien sich nichts anmerken zu lassen. Ohne Unterlass jagte seine rechte Hand über einen matt glänzenden Pergamentbogen, um den genauen Wortlaut von Fragen und Antworten mit Federkiel und Tinte festzuhalten.
    „Wer gab Euch den Befehl? In wessen Auftrag solltet Ihr den Jungen töten?“ In der Frage des Stiftsrichters lag etwas Endgültiges.
    Wolf hielt den Atem an, beugte sich weit nach vorne über den Tisch und bohrte seinen Blick tief in den Mautners.
    „Graf … Graf Hanno von Rieden“, antwortete der Gefangene leise, aber bestimmt.
    Erneut verließ für alle hörbar ein Atemstoß die Lunge Wolfs. Der „Eber von Rieden“: ein Graf! Wolf hatte geahnt, dass es sich um eine höhergestellte Persönlichkeit handelte, doch dass ein leibhaftiger Graf dem Leben Bertrams nachstellte, verlieh dem Ganzen eine noch erschreckendere Dimension.
    „Warum solltet Ihr den Jungen töten?“
    „Ich weiß es nicht … Man hat mir … man hat mir den Grund dafür nicht genannt.“
    „Ihr wisst es nicht? Ihr solltet jemanden töten, und Ihr wusstet nicht warum? Und das sollen wir Euch abnehmen?“ Teuschner schlug ärgerlich mit der Hand auf den Tisch.
    Mautner schwieg. Wieder stöhnte er auf.
    „Es ist so … Ich wusste es wirklich nicht … und ich weiß es bis heute noch nicht“, wiederholte er unter Schmerzen.
    In diesem Augenblick fühlte Teuschner, dass der Mann, der da mit dem Tod ringend auf der Pritsche lag, die Wahrheit sagte. Gleichzeitig bemerkte er auch, dass dieser immer matter wurde. Er beschloss, die Befragung zu beschleunigen.
    „Heinrich Mautner, Ihr wisst, dass Ihr bald vor den höchsten Richter treten werdet. Angesichts dessen fordere ich Euch auf, mir wahrheitsgemäß auf die folgenden Fragen zu antworten und Euer Gewissen zu erleichtern: Kanntet Ihr Bruder Vitus, den Schulmeister der äußeren Schule?“
    Wieder nickte der Angesprochene.
    „Und seit wann kanntet Ihr ihn?“
    „Seit ich … seit ich vor wenigen Wochen … als Bruder des Gehorsams … in Euer Kloster kam.“
    „Habt Ihr Bruder Vitus getötet?“
    Diesmal dauerte es ein wenig länger, bis Mautner reagierte. Dann aber nickte er erneut. Wolf sah zu Metschacher hinüber und bemerkte, wie Empörung, gepaart mit einer ungeheuren Spannung sich seiner bemächtigte.
    „Und warum?“
    „Es war … er hatte mich erwischt.“
    „Erwischt? Wobei?“
    Wie ich mit einem seiner Schüler sprach … Mit … mit Benno von Freienberg … Es war mitten in der Nacht. Er muss uns belauscht haben. Als ich … als ich mich entfernte, folgte er mir und stellte mich zur Rede … Da … da tötete ich ihn … Es wäre alles herausgekommen, wenn ich … wenn ich ihn am Leben gelassen hätte.“
    „Was wäre herausgekommen?“
    „Dass ich … dass ich es auf Bertram abgesehen hatte. Und dass … dass Benno ihm den Brief zukommen ließ.“
    Eisiges Schweigen breitete sich in der Zelle aus.
    Wolf erkannte, dass es höchste Zeit wurde, Mautner nach einigen anderen Dingen zu fragen; das fürchterliche Gift, das die schwärende Wunde in sämtliche Regionen seines Körper aussandte, würde es ihm bald unmöglich machen, zu sprechen.
    Mit einem kurzen Hinweis darauf erbat sich Wolf die Erlaubnis, das Verhör selbst weiterführen zu dürfen, was ihm vom Prior auch gewährt wurde.
    „Heinrich Mautner, wir wissen, dass Ihr bereits zweimal versucht habt, den Jungen zu töten. Ihr behauptet, ein Graf von Rieden habe Euch den Auftrag dazu erteilt. Wie kam es dazu?“, wandte er sich an den Gefangenen.
    Mautner schwieg eine Weile, bevor er zur Antwort ansetzte.
    „Ich … ich will von Anfang an erzählen … Es … war vor über fünfzehn Jahren … Ich hatte einen Überfall auf einen Steyrer Kaufmann begangen … wurde aber auf handhafter Tat erwischt … Doch es gelang mir, in die Wälder zu

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