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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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Augenblick an war das Leben der Magd keinen Pfifferling mehr wert gewesen.
    Ekel und Zorn drohten Wolfs Stimme zu ersticken, als er mit der Vernehmung fortfuhr. „Kommen wir noch einmal auf deinen Auftrag zurück. Der Befehl lautete ja nicht nur, die Familie zu töten. Du und deine Kumpane, ihr hattet ja noch andere … Anweisungen, nicht wahr?“, zwang er sich zu fragen. Seine Stimme klang frostig und unnahbar.
    Wieder nickte Mautner unter Stöhnen.
    „Welche?“, bohrte Wolf weiter.
    „Wir … wir sollten dem Jungen … die große Zehe am rechten Fuß abschneiden … Und dann sollten wir sie … in ein Säckchen geben, das uns der Graf mitgegeben hatte. Es enthielt Salz … damit sie nicht so schnell faulte … die Zehe.“
    „Wer besorgte das Abschneiden?“
    Mautner stierte zur Decke empor, dann schloss er die Augen wieder. „Ich“, murmelte er heiser.
    „Du schnittest der Leiche des Jungen also die Zehe ab, gabst sie in das Säckchen und dieses dann Randolph, richtig?“
    Mautner nickte.
    „Warum wollte der Graf, dass ihr dem Jungen die Zehe nehmt?“
    „Das hat er uns nicht gesagt … und ich hab ihn auch nicht danach gefragt.“
    „Du und deine Kumpane – ihr wusstet also nichts von einem Feuermal an der Zehe?“
    „Nein … damals … wusste ich es noch nicht.“
    Wolf zog die Stirn kraus. „Damals? Heißt das, dass du irgendwann später davon wusstest?“
    „Ja … bevor ich … bevor ich das zweite Mal nach hierher aufbrach, vor einigen Wochen … da … da hat er es mir gesagt … Damit ich … damit ich diesmal nicht wieder den Falschen erwische, sollte ich mich vergewissern, ob der Junge … das Feuermal hat … Das war auch einer der Gründe, warum ich … warum ich mich mit Benno von Freienberg zusammentat. Er sollte … auskundschaften, ob dieser Bertram das Mal hat.“
    Aufs Neue verzog sich Wolfs Miene vor Abscheu.
    „Darauf kommen wir noch. Jetzt wirst du mir erst einmal sagen, was in jener Nacht geschah, als ihr Arnulfs Familie massakriert habt“, fuhr er mit rauer Stimme fort.
    Mautner hob zitternd die Rechte und fuhr sich mit einer fahrigen Bewegung über die Stirn, bevor er mit geschlossenen Augen und leise bebender Stimme weiter Auskunft gab.
    „Wir … wir kamen über die Nordseite des Hanges in das Tal, in dem er wohnte … Es … es regnete in jener Nacht … und es war stockdunkel … Wir hatten zwar Fackeln … aber die löschten wir, als wir aus dem Wald in die Senke hinaustraten … Sie hätten uns verraten können … Aber da war die Glut … die Glut in der Feuerstelle … Sie wies uns dann den Weg … zur Hütte … Als wir endlich da waren, schlich ich zur Tür und horchte … sie schliefen alle … Dann … dann entzündete ich wieder eine der Fackeln … und dann schlichen wir hinein …“ Abermals hielt Mautner inne.
    „Weiter! Ihr wart also in der Hütte; was geschah dann?“, drängte Wolf.
    „Ich … ich hielt die Fackel … um den anderen zu leuchten. Der Köhler und seine Alte … schliefen ganz vorne … Weiter hinten der Junge und das Mädchen … Und hinter einem Bretterverschlag … da war der andere … der Bruder des Köhlers.“ Mautner schwieg erneut, ob aus Scham oder Erschöpfung, ließ sich nicht sagen.
    „Erzähl! Was geschah weiter?“, bellte Wolf.
    Mautner öffnete die Augen und sah ihn mit glasigem Blick an.
    „Ulrich und Leuthold nahmen sich … nahmen sich den Bruder des Köhlers vor … Randolph kümmerte sich um die Kinder … Es ging alles … sehr schnell … und es ging ganz geräuschlos ab … Aber als wir fertig waren, wachte auf einmal der Köhler auf … und gleich darauf auch seine Alte … Aber es spielte keine Rolle mehr …wir hätten … wir hätten sie ohnehin wach kriegen müssen …“
    „Ihr hättet sie wach kriegen müssen? Weshalb?“
    „Weil sie … weil sie uns sagen mussten … wo sie die ganzen Sachen versteckt hielten.“
    „Welche Sachen?“
    „Na, die Sachen … die dem Grafen gehörten.“
    „Sie besaßen Dinge, die dem Grafen von Rieden gehörten?“
    Mautner nickte. „Ja … der Graf sagte … sie hätten sie bestimmt versteckt … die Sachen, die ihm gehörten … und wir sollten … wir sollten das Versteck aus ihnen herauskriegen … aus dem Köhler und seiner Alten, meine ich … Und er sagte, wenn wir ihm die Sachen bringen würden … gäbe es noch eine zusätzliche Belohung.“
    „Was waren das für … Sachen?“
    „Ich glaube … Schmuck … ’ne ganze Menge Schmuck … und

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