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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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Schilderung erneut fortfuhr. „Natürlich … natürlich zögerten wir nicht einen einzigen Augenblick … das Angebot anzunehmen … Daraufhin fragte mich der Graf … wie gut … wie gut ich mich im Ennstal auskennen würde … Ich antwortete ihm, ich sei schließlich aus Pürgschachen … und ich kenne die Gegend wie meine Gürteltasche … Dann … dann sagte er uns … was ich – was wir – zu tun hätten.“ Mautner schwieg abermals. Diesmal jedoch nicht vor Erschöpfung. Ein flackernder Blick voller Furcht und Scham traf Wolf, der dies sehr wohl bemerkte.
    „Und was war das?“, hakte Wolf nach.
    Wieder sah Mautner ihn mit einem eigenartigen Blick an. „Das … das wisst Ihr doch bereits“, flüsterte er.
    „Ich will dennoch, dass du es sagst. Hier und jetzt!“, entgegnete Wolf bestimmt; unversehens war er zum „Du“ übergewechselt.
    Der Gefangene blickte zur Decke und bleckte die Lippen.
    „Ich … einige Wochen später … sollte ich … sollte ich mich mit Ingolf und drei anderen, die schon länger im Dienst des Grafen standen, ins Ennstal begeben … in die Buchau, bei Admont … Dort gäbe es einen Köhler namens Arnulf … wir sollten ihn töten … ihn … seinen Bruder … seine Frau … und den Jungen … Dass es … dass es da noch dieses Mädchen gab … wussten wir erst, als wir … als wir in jener Nacht in die Hütte eindrangen“, sagte er leise und schwieg abermals.
    „Und den Grund, warum ihr die Familie töten solltet, hat er dir wirklich nicht genannt?“
    „Nein … wie ich schon sagte.“
    „Wer waren die anderen, die dabei waren? Nenne mir die Namen!“
    „Ulrich … Leuthold … und Randolph.“
    „So, so, Ulrich, Leuthold und Randolph“, wiederholte Wolf zornig. „Und wer sind Ulrich, Leuthold und Randolph?“
    „Ehemalige Landesschädliche … so wie ich … Davon gibt’s noch ein paar andere … auf der Burg in Rieden.“
    „Heißt das, dass der Graf von Rieden noch Weitere von Eurer Sorte beschäftigt hält?“
    „Ja … er braucht sie … für die Drecksarbeit, die er … die er manchmal zu vergeben hat.“
    Wolf nickte grimmig; er hatte verstanden. Hanno von Rieden schien eines jener skrupellosen Exemplare von Landadligen zu sein, wie sie im Reich leider nicht selten waren.
    Er dachte nach und versuchte, die Aussagen Mautners zu verifizieren. Was der Mann bisher gesagt hatte, erhärtete den Schluss, den er schon längst gezogen hatte: dass der „Eber“, wie er den Grafen in Gedanken immer noch nannte, irgendwie hinter das Geheimnis Wiltruds gekommen war, jener Magd aus Rieden, die der Tänzerin Mercedes den Säugling anvertraut hatte, damit sie ihn in die Obhut Arnulfs und seiner Frau gäbe. Die Frage lautete nur: wie?
    Wolf beschloss, Mautner direkt nach der Magd zu fragen.
    „Sagt dir der Name Wiltrud etwas?“
    Obwohl er durch das Verhör geschwächt war, horchte Mautner erstaunt auf.
    „Woher … woher wisst Ihr das mit Wiltrud?“, flüsterte er.
    Also doch!, dachte Wolf.
    „Ich stelle hier die Fragen. Du kennst sie also?“, entgegnete er eisig.
    Mautner nickte. „Ja. Aber ich … ich kannte sie nur flüchtig … Sie war … sie war seine Obermagd … Bevor sie … bevor er sie … umbringen ließ…“
    Wolf fuhr entsetzt hoch. „Der Graf ließ sie umbringen? Weshalb? Und wann?“
    Einmal mehr zögerte Mautner, bis er mit der Antwort herausrückte.
    „Warum, weiß ich nicht … Ich weiß nur … dass Randolph … es erledigt hat … etwa zwei Tage, bevor wir aufbrachen … Randolph selbst hat es mir erzählt … Warum er sie töten sollte, wusste er auch nicht … Wenn der Graf einen Befehl gab … hatte man ihn einfach auszuführen … und nicht lange nach dem Grund zu fragen … Außerdem … außerdem hat Randolph mir erzählt, dass … dass sie vorher vom Grafen … gefoltert worden war …“
    Wolf merkte, wie ohnmächtige Wut und Abscheu in ihm hochkamen. Schlagartig fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Der Mann, der da vom Tod gezeichnet auf der Pritsche lag, hatte, wenn auch ungewollt, Hanno von Rieden erst auf die Spur Wiltruds gebracht – jener Magd, der es offenbar gelungen war, seinen mörderischen Plan zu durchkreuzen oder zumindest an seiner Vereitelung mitzuwirken. Durch den Bericht Mautners aufgeschreckt, hatte der Graf Wiltrud so sehr in die Mangel genommen, dass sie ihm schließlich gestanden hatte, was vor fünfzehn Jahren mit dem Säugling, den umzubringen er beabsichtigt hatte, in Wirklichkeit geschehen war. Von diesem

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