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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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belegter Stimme.
    Wolf nickte. „Richtig. Ein Kienspan. Weißt du auch, was man damit alles machen kann?“
    Der „Luchs“ zog es vor zu schweigen. Seine Unruhe nahm zu, doch er bemühte sich, es nicht zu zeigen.
    „Ich will dir sagen, was man in der Torturkammer mit einem solchen Kienspan macht. Du weißt schon, in jener Kammer, in der man Lügner dazu bringt, die Wahrheit zu sagen“, fuhr Wolf in aller Ruhe fort. „Also gib Acht: Man nimmt den Kienspan, steckt ihn dem Lügner tief unter den Fingernagel und zündet das Hölzchen dann an. Das macht man mit einem Finger nach dem anderen. Kannst du dir vorstellen, was das für Schmerzen sind?“
    Der Mann begann leichte Anzeichen von Panik zu zeigen; sein Adamsapfel hüpfte auf und nieder. Dennoch gelang es ihm, eine gleichgültige Miene aufzusetzen.
    „Warum erzählt Ihr mir das?“, fragte er betont kühl.
    „Das fragst du noch, du Bastard?“, zischte Wolf, der sich nicht länger beherrschen konnte, und packte den Mann plötzlich bei den Haaren. „Weil man genau das und noch anderes mit dir machen wird, wenn du nicht endlich die Wahrheit sagst“, fuhr er fort. „Die Wahrheit über dich und den ,Eber aus Rieden‘ zum Beispiel. Und wie es dazu kam, dass du vor fünfzehn Jahren die Tänzerin überfielst, um das Medaillon des Säuglings zu stehlen, den sie bei sich hatte. Und wie ihr, nämlich du und die anderen Schweine, die bei dir waren, in jener Nacht vor zwei Monaten in der Hütte Arnulfs eine unschuldige Familie ausgelöscht habt. Und wer genau dein Auftraggeber ist und was es mit der Zehe auf sich hat, die ihr ihm als Trophäe bringen solltet. Vielleicht kannst du mir ja auch etwas über den Einarmigen sagen, oder über Randolph – du weißt doch bestimmt, wen ich meine, nicht wahr?“
    Wolf hatte ins Schwarze getroffen. Der Mann starrte ihn an, als habe er einen Geist vor sich.
    „Ihr … Ihr müsst der Teufel persönlich sein. Nur er kann wissen, was Ihr wisst“, brach es entsetzt aus ihm heraus – wofür er sich im selben Augenblick einen verdammten Narren schalt, doch es war zu spät.
    „Sieh an. Du gibst also alles zu. Das erleichtert die Sache ungemein“, bemerkte Wolf grimmig, aber zufrieden.
    „Zugeben? Was sollte ich denn zugeben? Etwa das, was Ihr da soeben zusammenfantasiert habt?“, versuchte der „Luchs“ verzweifelt die Scharte auszuwetzen, die er gerade selbst geschlagen hatte.
    Wolf erhob sich. „Gib dir keine Mühe. Du hast dich soeben selbst verraten. Glaube mir, deine Tage sind ebenso gezählt wie deine Schandtaten. Es gibt da allerdings ein Geschäft, das ich dir vorschlagen möchte.“
    „Ein Geschäft?“ Hoffnung schien in der Frage des „Luchses“ auf.
    Doch die Antwort Wolfs zerstörte sie sogleich wieder: „Ja, ein Geschäft. Du weißt, wie hierzulande gemeine Mörder deines Schlages bestraft werden. Kein Richter, der von deinen Schandtaten erfährt, wird dir die Gnade eines schnellen Todes gewähren. Wenn du dich allerdings dazu entschließen solltest, mir wahrheitsgemäß alles zu sagen, was ich von dir wissen will, werde ich mich dafür verwenden, dass deine Hinrichtungsart eine schnelle sein wird.“
    „Das also nennt Ihr ein Geschäft? Den Teufel werde ich tun! Lieber verrecke ich unter tausend Schmerzen“, zischte der „Luchs“.
    „Glaube mir, du überschätzt dich, Freundchen. Ich weiß, dass du sprechen wirst. – Doch nun genug der Plauderei. Es wird Zeit, dass du dorthin kommst, wo du hingehörst: hinter die Gitter des Klostergefängnisses. Also, hoch mit dir!“
    Wolf beugte sich nieder und zog den Gefangenen an seinen auf dem Rücken gefesselten Armen grob nach oben.
    „Vorwärts! Den Pfad entlang. Du gehst vor mir her!“, kommandierte er.
    Wolf hatte die Füße des Gefangenen so gefesselt, das dieser einerseits zügig voranschreiten, andererseits jedoch nicht die geringste Möglichkeit zur Flucht hatte. Verhältnismäßig bald hatten sie den Rand des Waldes und damit die Stelle erreicht, an der Wolf sein Pferd zurückgelassen hatte.
    „Wir beide werden nun eine kleine Reise antreten. Du zu Fuß, ich zu Pferd“, verkündete Wolf und löste einen Strick vom Sattel, dessen eines Ende er dem Gefangenen um die gefesselten Hände schlang. Danach wandte er ihm kurz den Rücken zu, um das andere Ende am Sattelknauf festzumachen, als etwas geschah, womit er nicht gerechnet hatte. Blitzschnell hob der Gefesselte beide Arme, um sie seinem Bezwinger ins Genick zu schlagen. Aus den Augenwinkeln heraus

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