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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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ihr mit Arnulf und seiner Frau gemacht?“, drang Wolf in ihn.
    Zum wiederholten Mal fuhr sich Mautner mit der Zunge über die Lippen, bevor er antwortete. „Der Rest! … Ja, Ihr habt Recht … Wenn ich schon dabei bin, alles zu gestehen … dann auch noch den Rest … Doch den kennt Ihr ohnehin … Wir haben sie in die Hütte zurückgebracht … und ich habe sie erschlagen … Mit einer Spitzaxt.“
    Eine Spitzaxt.
    Scharf sog Wolf den Atem durch die Nase. Die tiefen keilförmigen Kerben in der Stirn von Agnes und Arnulf. Das verkrustete Blut über den ins Leere starrenden toten Augen. Die blutunterlaufenen Striemen an den Handgelenken Arnulfs. Und das Hemd … Das Hemd, das neben Agnes lag …
    „Gott wird ihn richten“, hörte Wolf plötzlich eine leise Stimme sagen. Im gleichen Augenblick spürte er, wie sich eine Hand auf seine Schulter legte. Langsam wandte er sich um. Otto Metschacher war hinter ihn getreten.
    Mit einem Blick, der aus unendlichen Weiten zu kommen schien, starrte Wolf den Prior an. „Ja“, erwiderte er tonlos, „Ihr sagt es. Er wird ihn richten. Ich glaube … er hat schon damit begonnen.“
    Mit unnachgiebigem Fordern klopfte um die Stunde der Vesper herum eine knöcherne Hand an die Tür des Klostergefängnisses zu Admont. Der Tod war gekommen. Verzweifeltes Stöhnen und schrille Schreie drangen in immer kürzer werdenden Abständen aus dem vergitterten Fenster und verrieten, dass das Leben des Heinrich Mautner nicht mehr lange währen würde. Längst hatte Bruder Mag-nus es aufgegeben, das Leiden des Mannes lindern zu wollen; die Kraft des Schmerzes war stärker, als die betäubende Wirkung jedes Kräutersudes es hätte sein können. Der fürchterliche Gestank des faulig-süßlichen Sekretes, das aus der schwarzbraun verfärbten Wunde sickerte, hatte ein Übriges getan und ihn schon vor Stunden aus der Zelle vertrieben.
    Erst als die Schreie um Komplet herum schwächer wurden, um schließlich nach einer weiteren Stunde ganz zu verebben, traute sich Magnus wieder in die Zelle hinein. Eine Blendlaterne in der Rechten und ein feuchtes wollenes Tuch um Mund und Nase geschlungen, näherte er sich dem Todkranken, der in tiefer Ohnmacht auf der Pritsche lag. Trotz des bestialischen Gestanks, der von dem Lager ausging, ergriff Magnus noch einmal seine Hand, um den Schlag seines Herzens zu prüfen. Obwohl dieser kaum mehr tastbar war, fühlte der Mönch, wie das Herz Mautners dem Tod geradezu entgegenjagte. Leise begann er ein Vaterunser zu beten. Es war der Augenblick, da ein letzter Seufzer die Lippen des Schwerkranken verließ. Kaum dass der Mönch mit dem Gebet zu Ende war, spürte er, wie die Hand, die er hielt, erschlaffte – Heinrich Mautner, genannt „der Luchs“, hatte aufgehört zu atmen.

34
    „Gut, dass ich Euch treffe, Herr von der Klause. Ihr sollt schnellstens zur Pforte kommen. Bruder Theobald hat eine brandeilige Nachricht des Priors für Euch.“
    Remigius, der Novize, machte eine Miene, als ob es sich bei der „brandeiligen Nachricht“ um das ultimative Datum des Jüngsten Gerichts handle. Er war ganz außer Atem und gerade im Begriff gewesen, sich zu Wolf ins Gästehaus hinüberzubegeben, als er diesen plötzlich aus der Richtung der Ställe über den Hof hatte kommen sehen. Seine Richtung wechselnd, war er ihm mit wehender Kutte entgegengeeilt.
    „So? Um was für eine eilige Nachricht es sich handelt, hat er dir nicht gesagt?“
    Remigius schüttelte den pausbäckigen Kopf. „Nein. Das müsst Ihr ihn schon selbst fragen“, gab er schnaufend zurück.
    „Ich danke dir, Remigius. Ich werde gleich zu ihm gehen.“
    Als Wolf zum oberen Tor hinüberging, fand er statt Theobald Bruder Siegbert im Pförtnerhäuschen vor. Der aber wusste nichts von einer wichtigen Botschaft des Priors.
    „Der Bruder Pförtner hat mich gebeten, ihn kurz zu vertreten. Er ist gerade beim Cellerar im Weinkeller“, antwortete Siegbert auf Wolfs diesbezügliche Frage. „Er soll ihm beim Weinverkosten helfen. Vielleicht solltet Ihr ihn dort aufsuchen“, fügte er grinsend hinzu.
    Wolf grinste verstehend zurück. Jedermann kannte die Schwäche Theobalds für einen guten Tropfen.
    „Dann werde ich mich wohl in den Weinkeller bemühen müssen. Vielleicht kann ich Bruder Basilius dort ja auch ein wenig helfen“, antwortete er augenzwinkernd.
    Wolf wunderte sich. Die breite Tür zum Vorraum, über den man in den Weinkeller gelangte, stand sperrangelweit offen. Als er den zu ebener Erde

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