Der Seelenhändler
Münzen.“
„Du glaubst es? Du weißt es also nicht bestimmt?“
„Ich bin … mir ziemlich sicher … Als wir … die Sachen aus dem Versteck holten – es waren zwei dick verschnürte Ballen –, da … da zogen wir auch eine Gürtelschließe mit heraus … sie war aus Silber … das Wappen des Grafen war darauf, dieser Eber … Die Schließe haben wir dann … verloren … Aber die Ballen … die haben wir dem ,Eber‘ … ich meine, dem Grafen … gebracht … Immer, wenn man die Ballen schüttelte … dann … dann schepperte und klirrte es ein wenig … Und so nahm ich an … dass Schmuck drin war, vielleicht auch Münzen.“
„Ihr habt die Ballen nicht geöffnet?“
„Nein.“
„Du kannst also nicht sagen, ob sie irgendwelche Schriftstücke enthielten?“
„Sie enthielten keine Schriftstücke … Das weiß ich genau.“
Wolf horchte auf. „Und woher willst du das wissen – wenn ihr die Ballen doch nicht geöffnet habt?“
„Weil der Graf … es mir sagte … Er sagte … er vermisse irgendwelche Dokumente, die darin hätten enthalten gewesen sein oder bei ihnen gelegen haben müssten … Er war sehr wütend deswegen. Und es … es bleibe ihm wohl jetzt nichts anderes übrig … als selbst danach zu suchen … sagte er.“
„Er will selbst danach suchen?“, unterbrach ihn Wolf.
Diesmal nickte Mautner nur.
„Wo?“
„Natürlich dort … wo der Köhler wohnte.“
Wolf sprang auf und sah Mautner ungläubig über den Tisch hinweg an. „Willst Du damit etwa sagen, dass der Graf höchstpersönlich hierher kommen will?“
Wieder nickte Mautner schwach. „Ja … es war ausgemacht … dass ich ihn treffe … um ihm dann den Weg in die Buchau zu zeigen.“
Langsam ging Wolf ein Licht auf. Er umrundete den Tisch und trat ganz nah an das Lager Mautners heran.
„Du hast also einen Treffpunkt mit ihm ausgemacht? Wo? Und wann?“, fragte er gepresst.
„Er wird … er wird mit einigen Begleitern … zu einer alten Ruine kommen … Sie liegt direkt am Phyrnpass, bei Spital … Im September, am Tag des Neumondes … Da sollte ich ihm dann auch … die Zehe überbringen … die richtige, diesmal.“
Erstarrt stand Wolf am Lager des todkranken Meuchlers und blickte fassungslos auf ihn hinunter. Dann aber verdichteten sich die soeben gewonnenen Informationen blitzartig zu der Erkenntnis, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb, um sich für die Begegnung mit dem Mörder Arnulfs und seiner Familie zu wappnen.
Acht volle Tage!
Er ging einige Schritte hin und her, um seiner Erregung Herr zu werden, bevor er die nächste Frage stellte.
„Kommen wir noch einmal auf das Versteck zu sprechen, das diese Ballen enthielt – wo befand es sich?“
„Der Köhler hatte … ein Loch gegraben. Bei den Erdmeilern.“
„Und das hat er euch verraten? Einfach so?“
Erneut trat ein Flackern in Mautners Blick.
„Nein … Zuerst hat er sich geweigert. Wir … wir haben versucht, es aus ihm … herauszuprügeln … Als er sich immer noch weigerte, da, da haben wir … da hat sich Randolph … die Frau vorgenommen … Er riss ihr das Hemd vom Leib und … und drohte damit … es ihr mit Gewalt zu besorgen … wenn … wenn ihr Alter nicht endlich reden würde …“ Mautner hielt inne.
Wolfs Miene hatte eine eigenartige Starre angenommen, der etwas Steinernes, Trauerndes innewohnte. In seinen Augen aber glühte der Hass.
Dennoch klang seine Stimme beherrscht, als er mit der Befragung fortfuhr. „Und dann redete Arnulf schließlich, nicht wahr?“
„Ja … woher wisst Ihr das?“, fragte Mautner erstaunt.
Wolf tat so, als ob er die seltsame Frage nicht gehört habe. In seinen Fäusten zuckte es, doch es gelang ihm, sich zu beherrschen.
„Arnulf sagte euch also, wo das Versteck war. Und wie ging es dann weiter?“
„Wir zwangen ihn und die Alte mitzukommen … und es uns zu zeigen … das Versteck … Wir sagten ihm, er solle einen Spaten mitnehmen … um zu graben. Dann fesselten wir ihn … damit … damit er uns keine Schwierigkeiten machen konnte … Als wir … als wir bei den Meilern waren … nahmen wir ihm die Stricke wieder ab … und ich forderte ihn auf … die Sachen auszugraben …“
„Anschließend habt ihr alles an euch genommen und seid mit Arnulf und seiner Frau wieder in die Hüte zurück, nicht wahr?“
Mautner nickte bestätigend. Wolf wartete, dass er mit seiner Schilderung fortfuhr, doch er schwieg.
„Meinst du nicht, du solltest uns nun auch noch den Rest erzählen? Was habt
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