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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler
Autoren: Peter Orontes
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befindet, wirklich auf einen Kampf erpicht – Herr von der Klause? “, entgegnete er, wobei er sich die Anrede förmlich auf der Zunge zergehen ließ. Der Hohn in seiner tiefen Bassstimme war nicht zu überhören.
    „Eines müsst Ihr mir unbedingt erklären“, fuhr der Graubart spöttisch fort und trat einen Schritt nach vorne. „Weshalb seid Ihr eigentlich nur in Begleitung der hübschen Dame hier aufgekreuzt? Was ist mit den anderen? Ich meine die fünf, die irgendwo dort unten im Tal auf Eure Rückkehr warten? Hat sie etwa der Mut verlassen?“ Er lachte spöttisch, bevor er fortfuhr: „Woher ich das weiß, fragt Ihr Euch? Nun, ganz einfach. Unser Wachtposten zählte sieben Fackeln, die von der Passstraße auf den Weg zur Ruine abbogen. Er stand dort, neben dem Turm“, der Graubart nickte mit dem Kopf in Richtung Burgfried, „von wo aus man einen fantastischen Blick auf die Straße genießt – nicht wahr, Randolph?“, wandte er sich mit vor Spott triefender Stimme an den langhaarigen Mann neben sich.
    Randolph!
    Der Name schlug in Wolfs Bewusstsein wie der Blitz in eine Baumkrone. Nun wusste er, wen er vor sich hatte. Sein Blick bohrte sich in die schmalen Augen des Langhaarigen, der seine dünnen Lippen zu einem böse grinsenden Strich verzogen hatte. Das also war Randolph – einer jener Schlächter, die Arnulf und seine Familie auf dem Gewissen hatten. Gleichzeitig wurde Wolf auch klar, wer ihm da in unverhohlener Genugtuung triumphierend gegenüberstand: Hanno von Rieden! Doch woher wusste der Eber, wer er war und dass er hierherkommen würde?
    „Euer Gesicht spricht Bände“, freute sich der Graf diebisch. „Mit wem Ihr es zu tun habt, dürfte Euch ja mittlerweile klar geworden sein. Und dass Ihr es vom Jäger zum Hasen gebracht habt, wohl ebenso. Jetzt, da Ihr und Eure Dame ganz unverhofft in unsere Gewalt geraten seid, sehe ich mich in die glückliche Lage versetzt, meinen ursprünglichen Plan gegen eine weitaus bessere Variante einzutauschen. – Aber verzeiht meine Unhöflichkeit. Ich hatte vergessen zu erwähnen, wer uns über Euer Kommen informiert hat. Es interessiert Euch sicher brennend, nicht wahr? Gebt Acht; ich werde ihn Euch vorstellen.“
    Der Graf steckte beide Zeigefinger in den Mund und sandte dreimal hintereinander einen scharfen Pfiff in Richtung des Burgfrieds.
    „Gleich werdet Ihr einem alten Bekannten wiederbegegnen“, kommentierte der Graf Wolfs fragende Blicke, der es noch immer vorzog zu schweigen. „Er brennt geradezu darauf, Euch wiederzusehen. Bevor Ihr ihm vor lauter Rührung um den Hals fallt, muss ich Euch jedoch bitten, mir Euer Schwert zu überlassen. Es könnte der innigen Umarmung abträglich sein“, spottete der Riedener aufs Neue und streckte fordernd die Hand aus. „Also, her damit – mit dem Griff voran, wenn ich bitten darf!“
    Ein verächtliches Lächeln glitt über Wolfs Züge; erst jetzt fand er sich zu einer Entgegnung bereit.
    „Glaubt Ihr tatsächlich im Ernst, dass ich Euch mein Schwert übergebe? Ihr müsst wahnsinnig sein – Eber! “
    „Nicht so wahnsinnig wie Ihr, wenn Ihr glaubt, uns Widerstand leisten zu können. Also – wird’s bald? Her mit der Waffe!“
    Wolf hob den Stahl. Die Spitze zielte schräg nach unten, genau auf den Grafen.
    „Holt sie Euch doch!“, entgegnete er, gefährlich ruhig.
    „Verdammt, Ihr verkennt wohl noch immer Eure Lage.“ Der Graf ließ ein ärgerliches Lachen vernehmen. „Ihr seid von kampferprobten Männern umgeben. Einer gegen vier – das schafft selbst Ihr nicht. Außerdem …“ – er warf Wolf einen lauernden Blick zu – „solltet Ihr nicht vielleicht auch an das Wohlergehen der jungen Dame denken? Was, glaubt Ihr, wird mit ihr geschehen, wenn ich sie meinen Männern überlasse?“, drohte er.
    Wolf spürte, wie ihn ohnmächtige Wut zu überkommen drohte. Doch er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
    „Woher weiß ich denn, ob Katharina von Klingfurth überhaupt noch am Leben ist?“, fragte er mit heiserer Stimme.
    Hanno von Rieden zögerte einen Moment, bevor er antwortete. Dann nickte er.
    „Gut. Ihr sollt sie sehen“, entgegnete er und lächelte verschlagen. „Leuthold, hol Ingolf und die Frau!“, wandte er sich an einen der beiden Schwarzbärte, die hinter ihm standen.
    Der Mann nickte und machte sich augenblicklich auf den Weg.
    Leuthold! … Ingolf!
    Wieder schloss sich ein Kreis für Wolf. Das Geständnis Mautners schoss ihm in den Sinn. Und das, was Rudlin, der
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