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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler
Autoren: Peter Orontes
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Waldenserprediger, ihm in jener Julinacht, als er von ihm auf Gallenstein vernommen worden war, offenbart hatte. Sowohl Mautner als auch Rudlin hatten Namen genannt. Die Namen derer, die an dem Massaker an der Köhlerfamilie beteiligt gewesen waren: Randolph, Leuthold, In-golf! Unwillkürlich suchte Wolfs Blick den anderen der beiden Schwarzbärte, der noch immer regungslos hinter dem Grafen und Randolph stand. Ulrich? Ja, das musste Ulrich sein.
    In diesem Moment wurde der Fluss seiner Gedanken jedoch jäh unterbrochen; eine Person, die sich ihnen vom Burgfried aus näherte, war mittlerweile bis auf wenige Schritte herangekommen. Erstaunt registrierte Wolf, dass es sich dabei offenbar um einen Mönch handelte, denn der Mann war in eine Benediktinerkutte gekleidet. Allerdings verbarg eine weit nach vorne gezogene Kapuze sein Gesicht.
    Dann aber – vielleicht lag es an der Art, wie der Mönch sich bewegte – wusste Wolf plötzlich, noch bevor der Mann an die Seite des Grafen trat und mit einer heftigen Bewegung die Kapuze nach hinten streifte, wen er vor sich hatte – Basilius, den totgeglaubten „roten Prior“ des „Ordens vom Ring“ und ehemaligen Cellerar des Stiftes zu Admont! Magnus, der Mönch, hatte entweder gelogen oder war, wie auch immer, getäuscht worden!
    „Der Herr sei mit Euch, Herr von der Klause. Ja, da wundert Ihr Euch, nicht wahr? So schnell ersteht man von den Toten wieder auf“, grüßte Basilius höhnisch. „Ihr wisst sicherlich, dass Tote, die zurückkehren, über große Macht verfügen. – Und glaubt mir: Ihr werdet schnell feststellen, dass dies zutrifft.“ Basilius trat einen Schritt nach vorne; den letzten Satz hatte er mit unverhohlenem Hass hervorgestoßen.
    Hatte er jedoch geglaubt, sein plötzliches Wiederauftauchen würde seinen Gegner überraschen oder gar überrumpeln, sah er sich gründlich getäuscht.
    „Sieh an, sieh an, der ,rote Prior‘. Ihr behauptet also, von den Toten auferstanden zu sein. Dafür habt Ihr Ort und Zeitpunkt aber schlecht gewählt“, entgegnete Wolf ruhig. „In dieser wüsten Gegend und dazu noch an einem solch tristen Morgen von den Toten aufzuerstehen – welch ein Unglück. Aber seid versichert: Wenn Euch mein Schwert erst wieder in die Gefilde des Jenseits befördert hat, wird Euch das Missgeschick einer solchen Auferstehung nicht noch einmal zuteil werden.“
    Basilius antwortete mit einem schallenden Lachen.
    „Oho, welch starke Worte. Ihr wollt Euch wohl selbst Mut machen. Und merkt dabei gar nicht, wie lächerlich Eure maßlose Selbstüberschätzung wirkt. Im Übrigen: Wisst Ihr noch wie …“
    „Er hat Recht. Ihr überschätzt Euch. Das Spiel ist aus, Wolf von der Klause!“, fiel Hanno von Rieden Basilius ungeduldig ins Wort. Die Konversation, die der ehemalige Benediktiner zu führen gedachte, interessierte ihn nicht. „Wenn Ihr ausreichend Verstand habt, müsst Ihr das erkennen. Nehmt endlich Vernunft an. Ihr werdet mir jetzt Euer Schwert übergeben und mir dann verraten, wo die Dokumente sind, die dieser verdammte Köhler versteckt hat. Ich gehe davon aus, dass Ihr sie inzwischen an Euch gebracht habt.“
    Jetzt begriff Wolf endgültig.
    „Ich sage es noch einmal: Ihr müsst verrückt sein, wenn Ihr annehmt, dass ich Euch mein Schwert übergebe. Aber noch wahnsinniger müsst ihr sein, wenn Ihr glaubt, an die Dokumente gelangen zu können, die unwiderlegbar Eure Verbrechen bloßlegen“, sagte Wolf.
    „Da irrt Ihr Euch! Es ist nicht Wahnsinn, der mich das glauben lässt. Sondern die Gewissheit, dass Euch sehr viel an Fräulein von Klingfurth liegen dürfte. Ihr selbst werdet die Dokumente holen und sie mir überbringen“, entgegnete der Graf selbstsicher.
    „Ich selbst? Das heißt, Ihr wollt mich gehen lassen?“, erwiderte Wolf verblüfft.
    „So ist es. Das Fräulein bleibt währenddessen natürlich bei mir. Sie wird mich, Basilius und zwei meiner Diener derweil an einen Ort begleiten, an dem ich ein wachsames Auge auf sie haben kann. Wo sich dieser Ort befindet, bleibt natürlich vorerst unser Geheimnis. Was Euch betrifft: Ihr werdet nachher von hier verschwinden. Zusammen mit Euren Begleitern, die Euch unterhalb des Felsens bestimmt schon sehnsüchtig zurückerwarten. Ihr werdet die Dokumente beschaffen und spätestens übermorgen um die Sext herum wieder zurück sein. Leuthold und Ulrich, meine Diener, werden Euch erwarten und Euch zu dem Ort geleiten, an dem ich mich mit Fräulein von Klingfurth befinde. Sie werden auch
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