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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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dafür Sorge tragen, dass Euch niemand folgt. Dass Ihr alles vermeiden solltet, was auch nur den Anschein erweckt, mich hintergehen zu wollen, versteht sich von selbst. Schon allein im Interesse Fräuleins von Klingfurth. Die Dame wird erst dann unversehrt wieder frei gelassen, wenn Ihr mir die Dokumente überbracht habt.“
    Wolf musste unwillkürlich lachen. „Für wie einfältig haltet Ihr mich eigentlich? Ihr wisst, dass Ihr die Dame unverzüglich wieder frei lassen müsst. Und zwar bedingungslos. Das müsste Euch doch das bisschen Verstand, das Ihr noch besitzt, sagen. Wenn Fräulein von Klingfurth auch nur ein Haar gekrümmt wird, wird man Euch jagen bis ans Ende der Welt. Der Klingfurther und andere werden nicht eher ruhen, bis Ihr und Eure erbärmlichen Spießgesellen aufs Rad geflochten seid.“
    Verhaltene Wut trat in den Blick des Riedeners. „Was bildet Ihr Euch eigentlich ein, Ihr verdammter Narr“, zischte er. „Glaubt Ihr tatsächlich, dass ich mir das alles nicht gut überlegt habe? Ich sage Euch: Lieber fahre ich zur Hölle, als mir Besitz und Titel derer zu Rieden wieder entreißen zu lassen. Nehmt endlich zur Kenntnis: Ihr könnt mir nicht gefährlich werden. Und dieser Klingfurther auch nicht. Ich will Euch auch sagen, warum: Ich verfüge über hervorragende Beziehungen nach Prag. Ich habe einst König Wenzel einen Dienst erwiesen, für den er mir unendlich dankbar ist. Ein Wort von mir genügt, und meine Ankläger werden sehr schnell zu Angeklagten – solange sie keine Beweise haben. Das Einzige, was mir gefährlich werden kann, sind besagte Dokumente. Ich will sie! Und ich werde sie bekommen. Ihr habt das Spiel verloren, Wolf von der Klause. Aber das wollt Ihr offenbar nicht einsehen. Offensichtlich muss Euch Fräulein von Klingfurth höchstpersönlich von dieser Tatsache überzeugen.“ Ein Ausdruck von Verschlagenheit blitzte in den Augen des Grafen auf. „Nun denn, Ihr werdet sie gleich zu sehen bekommen. Was haltet Ihr davon, wenn meine Männer sie ein wenig … nun, sagen wir … verwöhnen? Hier vor Euren Augen? Eine Dame reagiert da sehr empfindlich, wie Ihr wisst. Ich könnte mir vorstellen, dass Euch ein solcher Anblick sehr schnell dazu bringen wird, Euren lächerlichen Widerstand aufzugeben, meint Ihr nicht auch?“
    Eine Woge unbändigen Zorns brandete in Wolf hoch. Abermals sprang sein Blick zwischen den vor ihm stehenden Männern hin und her. Die perfide Androhung des Grafen hatte ihm überdeutlich vor Augen geführt, wie aussichtslos es war, ihm in Anbetracht der Situation Widerstand leisten zu wollen.
    „Du widerlicher Dreckskerl“, stieß er leise zwischen den Zähnen hervor; eine verbale Kapitulation, die der Graf mit dröhnendem Gelächter quittierte.
    „Ich sehe schon, allein der Gedanke, einer solchen Vorstellung beiwohnen zu müssen, hat Euch davon überzeugt, dass es besser ist, Euch zu fügen, nicht wahr?“, höhnte der Riedener. „Nun denn, zum allerletzten Mal: Her mit der Waffe!“
    Just in diesem Augenblick begann sich das Blatt jedoch zu wenden.
    Das plötzliche Schlagen von Pferdehufen ließ Wolf unwillkürlich seinen Blick nach Norden richten und seine am Fuß der Treppe verharrenden Widersacher herumfahren. Was sie sahen, jagte – mit Ausnahme Wolfs – eine Woge ungläubigen Entsetzens durch ihre Glieder und veranlasste Hanno von Rieden zu einem grässlichen Fluch.
    Durch die weißen Nebelschwaden hindurch war, im fahlen Morgenlicht, deutlich die Gestalt eines nach Westen stürmenden Reiters zu erkennen!
    Eines Reiters mit langer, blonder Mähne.
    Katharina von Klingfurth!
    Sie jagte in Richtung der Toranlage – und damit der Freiheit entgegen!
    Fast gleichzeitig nahmen die Männer auch die Gestalt wahr, die sich rasch von Norden her näherte und dabei wild mit den Armen fuchtelte. Es war Leuthold, den der Graf geschickt hatte, Ingolf und Katharina zu holen. Er schien sich die Lunge aus dem Leib zu rennen.
    „Sie ist … sie ist geflohen … Herr! … Sie hat … sie hat Euer Pferd genommen“, rief er im Näherkommen.
    „Das seh ich selbst, du Narr! Wie konnte das geschehen? Was ist mit Ingolf? Er sollte sie doch bewachen!“, brüllte der Graf, rot vor Wut, zurück.
    „Ingolf? … Ingolf … ist … er ist tot, Herr!“, antwortete Leuthold und rang nach Atem. Er war mittlerweile fast ganz herangekommen
    – nur noch etwa fünfzehn Schritte trennten ihn von seinen Kumpanen und der Treppe, auf der Wolf stand. Erregt eilten der Graf sowie Ulrich

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