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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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sagte.“
    „Was sagte? Kannst du nicht deutlicher werden?“ Wolf merkte, dass er ungeduldig zu werden begann.
    „Nun, das mit der Trophäe und der Zehe. Und dem Eber in Rie den. Ich kann mich genau erinnern. Er sagte: Randolph, hast du die Zehe? Der Eber in Rieden wartet auf seine Trophäe. “
    Erneut fuhr Wolf vom Hocker hoch und starrte den Alten mit glühenden Augen an.
    „Und du irrst dich nicht? Er sagte tatsächlich: Randolph, hast du die Zehe? Der Eber in Rieden wartet auf seine Trophäe? “, vergewisserte er sich mit vor Erregung bebender Stimme.
    „Ja, Herr. Genau das sagte er. Glaubt mir, ich irre mich nicht. Und dann antwortete der andere … Er sagte: Keine Sorge, ich hab sie . Und noch etwas sagte er … etwas sehr Hässliches: Warum sich der Alte wohl gerade die Zehe ausgesucht hat? Wir hätten ihm ja auch was anderes abschneiden können! “
    Langsam sank Wolf auf den Hocker zurück.
    Mit einem Mal begann sich alles um ihn herum zu drehen. Auch das Schachspiel in seinem Kopf. Immer schneller schienen die imaginären Figuren umherzuwirbeln.
    Doch der Schwindel legte sich ebenso rasch, wie er gekommen war. Was folgte, war fast so etwas wie ein Gefühl des Triumphes. Ausgelöst durch die Worte des Alten, die sich für immer in sein Bewusstsein eingruben. Unauslöschlich.
    Randolph, hast du die Zehe? Der Eber in Rieden wartet auf seine Trophäe .
    Es passte alles zusammen.
    Wolf öffnete seine Gürteltasche und zog die silberne Schließe und die goldene Brosche hervor. Die Schmuckstücke mit dem Eberkopf glitzerten im Licht der Kerzen.
    Er betrachtete sie mit grimmiger Genugtuung.
    Endlich hatte eine der Spuren zu sprechen begonnen.
    Sie würde ihm den Weg weisen. Den Weg zu jenem geheimnisvollen „Eber“, dem eine schreckliche „Trophäe“ überbracht worden war.
    Die Zehe eines unschuldigen Jungen, den er, Wolf, vor einem Monat erst begraben hatte.
    Als Wolf kurz vor Mitternacht den Gesindetrakt wieder verließ, stellte er fest, dass der Wind zwar nachgelassen, es dafür aber zu regnen begonnen hatte.
    Nässe umwob ihn mit dünnen Fäden, während er über den Hof zu den Wohngebäuden hinüberging. Aber er ging noch nicht hinein. Neben dem Tor, das in die Vorhalle führte, blieb er stehen. Er verspürte das Bedürfnis, noch ein wenig im Freien zu bleiben und Bilanz zu ziehen. Was für ein Tag, dachte er. Über Stunden hinweg hatte ihn seine Einbildung zunächst genarrt, ein falscher Verdacht ihn getäuscht. Doch dann war ihm durch die beiden Waldenser die Wahrheit offenbart worden. Und der undurchdringliche Nebel, der über der Bluttat an der Familie Arnulfs lag, hatte sich zu lichten begonnen. Dennoch hatten die neuen Erkenntnisse nicht nur mehr Klarheit, sondern auch neue Fragen aufgeworfen.
    Was hatte es mit der so genannten „Trophäe“ auf sich? Wer immer der „Eber“ war – welche abartigen Neigungen bewogen ihn, die Zehe eines fünfzehnjährigen Knaben als eine solche zu betrachten?
    Plötzlich merkte er, wie sich mit erschreckender Deutlichkeit eine Frage in den Vordergrund seiner Überlegungen schob, die er bis zur Stunde stets beiseitegeschoben hatte: Was wäre geschehen, wenn in jener Nacht des Todes alles seine gewohnte Ordnung in Arnulfs Hütte gehabt hätte? Und die Mörder nicht nur Paul, sondern auch Bertram schlafend angetroffen hätten?
    Rasch verdrängte er den Gedanken und beschloss, sich zur Ruhe zu begeben.
    Na, endlich, verdammt noch mal, dachte sie, und atmete auf.
    Sie fror.
    Eng an die dunkle Mauer der Stallungen geschmiegt, als wäre sie ein Teil von ihr, hatte die schwarz gekleidete Gestalt regungslos darauf gewartet, dass der Mann, der da sinnend im Regen stand, endlich seine Kammer aufsuchte.
    Nicht auszudenken, was geschehen wäre, hätte er sie entdeckt. Gerade noch rechtzeitig hatte sie ihn aus dem Gebäude treten sehen und sich sofort in den dunklen Schatten der Stallmauer geduckt.
    Jetzt löste sich die Gestalt wieder aus dem Schutz der Mauer und schlich behände über den Hof. Rasch bewegte sie sich auf die Tür des Gesindetraktes zu, machte sich kurz am Schloss zu schaffen und glitt in den dunklen Bau hinein.
    Nach einer Weile kam sie wieder heraus und sprang, sich abermals im Schutz der Stallmauern haltend, in langen Sätzen über den Hof und verschwand, von niemandem bemerkt, im Eingang eines Gebäudetraktes, der unmittelbar an das innere Burgtor anschloss.
    Mitternacht war längst vorüber.
    Wie ein Dieb hatte sich der Mittwoch endgültig

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